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Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats

Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats

Titel: Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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so wie es die Tiefland-Krieger gewagt hatten, mit den silbernen Metallvögeln über die Wüste zu fliegen, dann würde die Rache der Götter sie treffen und vernichten.
    Bar Nergals Augen glühten, als er sich aufrichtete.
    Er mußte es verhindern. Er mußte sie aufhalten - diese Wahnsinnigen, die sich erdreisteten, den Göttern Trotz zu bieten. Noch war es nicht zu spät zur Umkehr. Vielleicht würden die Mächtigen ihnen verzeihen, wenn sie sich unterwarfen. Vielleicht konnten sie in eine neu erschaffene Welt unter einem anderen Mondstein zurückkehren, eine Welt, in der die Priester wieder herrschten. Dann würden sich die stolzen, frevlerischen Tiefland-Krieger endlich beugen müssen, Sklaven sein, und er, Bar Nergal, würde Charru von Mornag auf dem schwarzen Block den Göttern opfern...
    Seine langen, dürren Finger verkrampften sich, als der Schatten des Schiffs über ihn fiel.
    Angst schüttelte ihn. Die gleiche dumpfe Furcht vor dem Unbekannten, die ihn unter dem Mondstein dazu gebracht hatte, sich an finstere Rituale zu klammern und den Willen der Götter buchstabengetreu zu erfüllen. Langsam hob er den Arm und berührte die staubigen Metallsprossen der Leiter. Aus dem Innern des Schiff hörte er Stimmen und Schritte. Nicht einmal die Tempeltal-Leute hatten lange gezögert, es zu betreten. Auch die meisten Priester nicht: sie fühlten sich unsicher unter dem Himmel dieser fremden Welt, sie zogen es vor, sich in einem geschlossenen Raum zusammenzudrängen. Irgendwo hatten sie sich versammelt. Noch hielt sie der jahrhundertealte Gehorsam in den Krallen, noch hörten sie auf Mircea Shar, den Zweiten Tempelhüter, und würden auch wieder auf den Oberpriester hören. Aber einer war schon abgefallen: Ayno, der Akolyth. Und hatte nicht Nabu Gor, der Erste Tempelhüter, sterbend die Einheit der Tiefland-Stämme und der TempeltalLeute beschworen? Hatte er nicht die schwarzen Götter verleugnet und verlangt, daß sein Körper dem Scheiterhaufen übergeben wurde?
    Bar Nergals Lippen preßten sich zu einem blutleeren Strich zusammen.
    Verrat, dachte er.Verrat, der gerächt werden würde.
    Seine Hände schlossen sich um die eisernen Sprossen, und der Haß belebte seine dunklen Augen wie ein inneres Feuer.
    *
    Charru von Mornag stand in der Pilotenkanzel der »Terra I« und kämpfte gegen die Müdigkeit, die er in den Stunden äußerster Anspannung kaum gespürt hatte.
    Der Raum war fremd, verwirrender als alles, was er auf dem Mars gesehen hatte. Er starrte durch den großen gläsernen Sichtschirm, hinter dem sich undeutlich die vertrauten Umrisse von Felsen und Gestrüpp abhoben. Eine rote Staubschicht filterte das Sonnenlicht, tauchte den Raum in ein Leuchten wie vom Widerschein einer Feuersbrunst und vertiefte den dunklen Bronzeton von Charrus nacktem Oberkörper. Seine Rechte berührte den Schwertgriff, während er sich langsam um sich selbst drehte und das Gewirr von Schalttafeln, Metallpulten, farbigen Flächen und fremdartigen Geräten betrachtete.
    Es erschien ihm unmöglich, daß einer von ihnen das alles jemals begreifen würde.
    Und er wußte, daß es nicht einmal genügte, die Funktion der Geräte zu enträtseln. Das Schiff war uralt, war beschädigt, mußte instand gesetzt werden. Konnten sie es wirklich schaffen? Charru biß die Zähne zusammen. Seit er während seiner Gefangenschaft in Kadnos den Film über die Zerstörung der Erde gesehen hatte, klammerte er sich an die Hoffnung, die dieses Schiff bot. Jetzt, angesichts des Gewirrs von fremdartiger Technik, sagte er sich, daß die Flucht vom Mars nur ein Traum sein konnte. Und er war zu erschöpft, um noch zu träumen.
    »Jedenfalls werden sie uns nicht finden«, murmelte Camelo von Landre neben ihm.
    Charru warf ihm einen Blick zu. Camelo lehnte in einem der Pilotensitze, halb bewußtlos und fiebernd, Schulter und Arm immer noch blutverschmiert von den Verletzungen, die ihm ein Wachroboter vor den Toren von Kadnos beigebracht hatte. Auch Gerinth, der Älteste, war für Minuten wie gebannt gewesen vom Anblick der Kanzel. Jetzt atmete er tief und warf das lange weiße Haar zurück.
    »Wir müssen die Wunde ausbrennen. Draußen. Ich glaube nicht, daß wir hier drinnen ein Feuer anzünden können.«
    »Noch nicht!« Camelo schüttelte den Kopf. »Erst will ich sehen, ob wir es schaffen, diesen Energieschirm einzuschalten.«
    »Camelo, du... «
    »Ich hab's, glaube ich!«
    Jarlon von Mornags junge Stimme klang heiser. Er kauerte vor einem grauen Metallpult,

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