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Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats

Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats

Titel: Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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zusammengebissen. Charru warf Gerinth einen Blick zu und wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn.
    »Es hat geklappt, nicht wahr?« fragte der alte Mann leise.
    »Ja, ich glaube. Bring Camelo hier weg und...«
    »Charru!«
    Die Tür schwang auf. Karstein, der Nordmann, mußte den Kopf einziehen, um die Kanzel zu betreten. »Die Priester spielen verrückt!« stieß er hervor. »Sie schreien etwas vom Weltuntergang und wollen auseinanderlaufen.«
    Charru preßte die Lippen zusammen.
    Schweigend folgte er Karstein, während sich Gerinth und Jarlon um den bewußtlosen Camelo kümmerten. Das Schiff war groß, weitläufig, hatte zahlreiche Transportschächte, von denen vorerst noch niemand wußte, ob und wie man sie in Tätigkeit setzen konnte. Auf vier Seiten, unmittelbar an den Außenwänden gelegen, gab es schmale, steile Stahltreppen, die ursprünglich für Notfälle gedacht gewesen sein mußten. Die Priester hatten sich auf einer der unteren Ebenen versammelt, dicht über dem Antrieb, der vom roten Wüstenstaub halb zugeweht war. Sie drängten sich schon gestikulierend zwischen Felsen und Gestrüpp zusammen, als Charru die Schleuse der Ausstiegsluke erreichte.
    Einen Augenblick verharrte er, lauschte angespannt und versuchte, die Veränderung in der Atmosphäre zu erfassen. Dann begriff er: in unmittelbarer Nähe des Schiffes wehte kein Wind mehr, und das stete Reiben des Staubs auf dem Metall hatte aufgehört. Der unsichtbare Energieschirm verbarg die »Terra I« nicht nur vor den Ortungsstrahlen der Robot-Sonden. Er würde sie auch vor den vernichtenden Sandstürmen schützen, von denen sie einen bei ihrer Flucht erlebt hatten; er schuf eine Insel der Stille, in der die hysterischen Stimmen der Priester überlaut und schrill klangen.
    Bar Nergal schrie mit hochgeworfenen Armen etwas von »Strafe der Götter« und »Bannstrahl der Rache«.
    Akolythen und Tempeltal-Leute drängten sich hinter ihm, mit verzerrten Zügen, offenbar entschlossen, blindlings in die Felsen oder zurück in die Wüste zu fliehen. Aber vor ihnen standen Hasco und Erein, Gillon von Tareth mit funkelnden grünen Augen, Kormak, Hardan und ein paar andere Nordmänner, und noch genügte der kalte Zorn auf ihren Gesichtern, um die Rotte in Schach zu halten.
    Mit drei, vier langen Schritten hatte Charru die Gruppe erreicht.
    Bar Nergal fuhr herum, starrte ihn an, mit einem Blick, der wie eine glühende Berührung brannte. Der Opferpriester keuchte. Er hatte Angst gehabt, jetzt loderte sein ganzer unauslöschlicher, tödlicher Haß in den hageren Zügen.
    »Aus dem Weg! Der Ort ist verflucht! Aus dem Weg, Frevler!«
    Charrus saphirfarbene Augen waren steinhart geworden.
    Blitzhaft durchzuckte ihn wieder die Erinnerung an jenes Bild, das er nie mehr vergessen würde: seine Schwester Arliss, sterbend unter dem blutbefleckten Opfermesser. Seine Schläfen hämmerten. Aber er beherrschte sich, streckte die Finger, die sich um den Schwertgriff schließen wollten.
    »Narr!« sagte er verächtlich. »Was du gespürt hast, war nichts weiter als eine Maschine, die zu arbeiten begann. Merkst du nicht, daß kein Wind mehr an deiner Robe zerrt? Daß der Staub nicht mehr bis hierherkommt?«
    Bar Nerval erstarrte.
    Mit geöffnetem Mund blieb er stehen und schien zu lauschen. Auch die anderen spürten jetzt die Veränderung, und neues Entsetzen ließ ihre Gesichter grau werden.
    »Es ist kein Fluch und keine Zauberei, sondern eine Erfindung wie das Rad oder die Möglichkeit, Metall aus Gestein zu schmelzen«, sagte Charru ruhig. »Ein unsichtbarer Schirm, der uns schützt. Vor dem Wind, vor dem Sand und vor den Strahlen, mit denen die Marsianer uns finden könnten.«
    »Lüge!« flüsterte Bar Nergal. »Es ist ein Fluch, die Strafe der Götter!«
    »Das ist es nicht. Wir haben den Schirm eingeschaltet, und wir können ihn auch wieder ausschalten, wenn ihr einen Beweis wollt. Dazu braucht man nur ein paar Tasten zu drücken und nicht zu euren falschen Göttern zu beten.«
    »Lästerung! Häresie... «
    Bar Nergals Stimme krächzte. Er richtete sich auf, wollte die Arme ausbreiten wie so oft - doch er spürte selbst die jähe, unsichere Stille in seinem Rücken. Angstvolle Blicke wanderten zu dem Schiff hinüber. Das Schiff versprach Schutz; an jedem anderen Ort warteten vielleicht Tod und Verderben. Vielleicht auch jene fremden, göttlichen Wesen... Aber die Götter, deren Willen Bar Nergal verkündet hatte, waren immer grausam und willkürlich gewesen, und

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