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Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats

Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats

Titel: Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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schlimmer als der Tod. Schlimmer noch als das Sklavendasein, das die meisten marsianischen Bürger führten.
    »Nun?« fragte Jessardin knapp.
    Charru hatte Mühe, nicht die Fäuste zu ballen. Vor ihm in einiger Entfernung hoben sich die monströsen Laserkanonen wuchtig und düster vor dem roten Staub ab, glänzten zahllose silberne Polizeijets in der Sonne. Eine ganze Armee! Ein Aufmarsch von Waffen, die den halben Planeten vernichten konnten. Nur weil die Marsianer niemand duldeten, der sich nicht in ihr Heer geschäftiger Sklaven einreihen wollte, in ihr System von Sicherheit, Ruhe und Ordnung, das alles Menschliche erstickte.
    »Geben Sie uns das Schiff«, sagte Charru leise. »Hier braucht es niemand. Geben Sie uns die Chance, den Mars zu verlassen und...«
    »Damit ihr den nächsten Planeten unsicher macht?« fragte Jessardin sarkastisch.
    »Wir könnten zur Erde fliegen. Oder zu einem anderen Stern, der nicht zu den Vereinigten Planeten gehört. Die Erde ist unsere Heimat, wir könnten dort leben. Kein Marsianer würde je mehr etwas von uns sehen oder hören.«
    Der Präsident schüttelte den Kopf.
    »Unsinn«, sagte er. »Es ist unmöglich, und Sie wissen es. Hören Sie jetzt zu! Ich gebe Ihnen genau eine Stunde, um sich zu entscheiden. Sie haben die Wahl zwischen bedingungsloser Kapitulation oder der Vernichtung. Das ist mein letztes Wort. Also überlegen Sie gut.
    Charru antwortete nicht.
    Er wußte, daß jedes weitere Wort sinnlos gewesen wäre. Schweigend wandte er sich ab, ging wieder auf seine Gefährten zu und kämpfte gegen das Gefühl kalter Hoffnungslosigkeit, das ihn zu überwältigen drohte.
    Als er über die Schulter zurückblickte, sah er die taumelnde Gestalt, die ihm folgte.
    Bar Nergal. Er konnte nicht mehr bei Sinnen sein. Seine Welt war zusammengebrochen, und jetzt flüchtete er sich dorthin zurück, woher er gekommen war, wo es keine Götter gab, aber wenigstens Menschen, die er kannte.
    Weit entfernt von dem Jet begann er, wie ein verwundetes Tier den Felsengrat hochzuklettern, angstvoll darauf bedacht, nicht in die Nähe der drei Tiefland-Krieger zu kommen.
    Bar Nergal würde seinen falschen Göttern nie mehr Opfer bringen...
    *
    Zehn Minuten später lehnte Charru an einer Stützstrebe des Schiffs, im Kreis seiner Gefährten, und berichtete.
    Das Schweigen dauerte lange, und es war ein sehr tiefes Schweigen. Ein paar Blicke wanderten zu dem Marsianer und der jungen Venusierin. Camelo, der auf einem Steinbrocken saß und sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die verletzte Schulter hielt, sprach aus, was sich alle anderen fragten.
    »Aber sie werden doch nicht ihre Laserkanonen einsetzen, solange zwei von ihren eigenen Leuten hier sind, oder?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Charru hart. »Außerdem können sie auch so angreifen, mit Jets und Lasergewehren. Wir hätten keine Chance.«
    »Aber sie würden riskieren, daß wir die Geiseln töten und...«
    Charru schüttelte den Kopf. »Sie wissen, daß wir das nicht tun würden, Camelo. Conal Nord weiß es, und Jessardin auch.«
    »Und warum haben sie uns dann nicht einfach überrannt? Warum warten sie, halten sich mit ihrer verfluchten Streitmacht in sicherer Entfernung und stellen Bedingungen, die wir nicht erfüllen können?«
    Charrus Augen suchten den Marsianer.Helder Kerr hatte einen Arm um Laras Schultern gelegt und rührte sich nicht. Charru preßte die Lippen zusammen, als er das Entsetzen sah, mit dem das Mädchen das Gespräch verfolgte.
    »Ich weiß es nicht«, wiederholte er. »Vielleicht wollen sie sichergehen, daß ihren Leuten nicht während des Kampfes rein zufällig etwas zustößt. Vielleicht glauben sie, uns zermürben zu können und am Ende doch so weit zu bringen, daß wir aufgeben, ohne daß einer von ihnen seine Haut riskieren muß. Wir haben noch eine Stunde. Und danach... « Er zuckte die Schultern und lächelt matt. »Wir könnten ihnen zum Beispiel drohen, das Schiff zwischen ihre Laserkanonen zu jagen.«
    Jarlons Augen funkelten auf. »Du meinst, das würden sie glauben?«
    »Warum nicht? Wenn wir zum Beweis ein wenig mit den Vorstufen des Antriebs spielen? Helder Kerr hat uns ja gezeigt, wie es gemacht wird.«
    Camelo atmete tief durch.
    »Besser als nichts«, sagte er ruhig. »Wahrscheinlich ist es sinnlos, aber wir würden Zeit gewinnen.«
    Charru nickte nur.
    Zeit, wiederholte er in Gedanken.
    Zeit zum Überlegen... Zeit, vielleicht noch einmal einen Ausweg, eine Fluchtmöglichkeit zu finden...
    Für ein paar

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