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Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt

Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt

Titel: Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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der schwarzen Uniform und der hagere Rebell, dessen zerfurchtes, gezeichnetes Gesicht inzwischen von der erbarmungslosen Merkur-Sonne dunkel gebrannt worden war. Carrissers Augen spiegelten unterdrückten Zorn: er haßte diesen Ex-Häftling, der ihn auf Luna überrumpelt und wie einen dummen Jungen nach Hause geschickt hatte. Mark Nord zuckte mit keiner Wimper. Auch er empfand einen kaum bezähmbaren Haß, aber Beherrschung gehörte zu den Dingen, die das Leben auf Luna als erstes lehrte.
    »Sie haben Mut,« sagte er gedehnt. »Eine Menge Mut, wenn ich bedenke, daß Sie mit einem einzelnen Schiff gekommen sind und hier im Bereich Ihrer eigenen Waffen stehen. Können Sie mir verraten, was mich davon abhalten sollte, Sie einfach gefangennehmen zu lassen?«
    »Und was hätten Sie davon?« fragte Carrisser kalt.
    »Zum Beispiel das Vergnügen, Sie Steine schleppen zu sehen. Und die Genugtuung zu wissen, daß Sie mit uns sterben würden, wenn der Merkur angegriffen wird. Keiner von uns hat die Psycho-Zellen vergessen, Carrisser. Hier gibt es niemanden, der Sie nicht gern schreien hören würde.«
    Der Uranier krümmte die Lippen.
    »Ich komme im Auftrag des Präsidenten,« sagte er. »Sie müssen selbst wissen, ob Sie es sich leisten können, mich gefangennehmen zu lassen. Außerdem würde es Ihnen nichts nützen. Die Besatzung der »Deimos« hat Befehl, keine Rücksicht auf meine Person zu nehmen.«
    Mark zuckte die Achseln.
    Er wußte, daß Carrisser wahrscheinlich recht hatte. Keine Rücksicht auf das Leben des einzelnen ... Schon gar keine Rücksicht auf Gefühle, und wenn es nur Angst oder Haß war, denn Gefühle galten als gefährliche Schwächen und hatten strikt zurückzustehen ... Das war es, was die Gesellschaft der Vereinigten Planeten in Marks Augen schon immer so unmenschlich gemacht hatte.
    »Was wollen Sie?« fragte er knapp.
    »Verhandeln.« Carrissers Blick wanderte über die karge, glühende Landschaft, und er unterdrückte ein Kopfschütteln. »Sie wissen, daß dieser Barbarenfürst mit seinen Leuten nicht mehr lebt?«
    Mark starrte ihn an.
    »Also doch,« sagte er tonlos. »Ihr habt sie umgebracht, ihr ...«
    »Nicht wir! Es waren ihre eigenen Priester, und sie benutzten Waffen aus der Vergangenheit der Erde, die sie zufällig in Bunkern unter dem ehemaligen New Yorker Raumhafen fanden. Kein marsianisches Kriegsschiff hatte das geringste damit zu tun.«
    Carrisser machte eine Pause, um seine Worte wirken zu lassen. Die Lüge ging ihm inzwischen so glatt über die Lippen, daß Mark Nord trotz all seiner Menschenkenntnis nicht daran zweifelte.
    »Lara?« fragte er.
    »Tot. Ich hatte den Auftrag, ihr die Rückkehr zur Venus anzubieten. Sie hätte keinerlei persönliche Konsequenzen zu fürchten gehabt. Aber sie hat sich geweigert.«
    Mark nickte langsam. Dieser Punkt zumindest klang glaubhaft.
    »Und mein Bruder?« fragte er. »Hat er es hingenommen?«
    »Was sollte er tun? Er kann nicht die Regierung der Vereinigten Planeten für etwas verantwortlich machen, das die Priester aus der Mondstein-Welt angerichtet haben. Aber der Generalgouverneur scheint entschlossen zu sein, sich jetzt um so stärker für Sie und Ihre Mitgefangenen einzusetzen, und das bringt mich auf den eigentlichen Grund meines Besuchs. Der Präsident wünscht keine Spannungen zwischen Mars und Venus. Jedenfalls nicht wegen einer Handvoll Männer auf diesem ... diesem Trümmerball von einem Planeten.«
    Mark lächelte bitter. Hinter ihm lagen zwanzig Jahre Luna - nur weil er hier und nirgendwo anders hatte leben wollen. Aber das waren Dinge, die nur ihn angingen.
    »Und?« fragte er.
    »Der Präsident ist bereit, Sie und Ihre Freunde hier leben zu lassen, da nun einmal Ihre Glückseligkeit davon abzuhängen scheint. Er wird im Rat Ihre offizielle Begnadigung durchsetzen. Vorausgesetzt, daß Sie bereit sind, die Gesetze der Vereinigten Planeten zu akzeptieren und den Merkur der Föderation anzugliedern.«
    Für einen Moment blieb es still.
    Mark krümmte verächtlich die Lippen. Es war der alte Raul Madsen, der als erster sprach.
    »Und eine marsianische Verwaltung zu akzeptieren?« fragte er. »Vollzug hier zu dulden? Nicht mehr über unser eigenes Schicksal bestimmen zu können?«
    »Sie wären sicher. Sie könnten das Projekt Merkur so zu Ende führen, wie es damals ursprünglich geplant war.«
    Mark schüttelte den Kopf. Sein Blick ging durch alles hindurch, und seine Stimme vibrierte vor unterdrückter Erregung.
    »Zwischen damals

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