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Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt

Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt

Titel: Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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den schwarzen, tiefliegenden Augen wurde zur verzehrenden Glut. Ciran senkte den Kopf, begann mit leiser Stimme zu berichten. Alles, was er wußte, woran er sich erinnerte, jede Einzelheit. Ein langer, genauer Bericht - und ein Bericht, der doch nichts erklärte.
    Schweigend und ergeben warteten Ciran, Croi und Chan darauf, daß der Zorn des »Gottes« sie traf.
    Erst als Bar Nergal nach einer Weile immer noch stumm blieb, wagten sie es wieder, die Köpfe zu heben. Der Oberpriester starrte sie an, doch sein Blick ging durch sie hindurch, verlor sich in der Ferne, wo er etwas wahrzunehmen schien, das nur er allein sehen konnte.
    »Verschwunden?« echote er, ohne daß sich der Ausdruck des ausgemergelten Gesichtes veränderte.
    »Verschwunden, Erhabener,« bestätigte Croi. »Vor unseren Augen! Wie durch Zauberei!«
    Bar Nergal schluckte. An seinem dürren Hals hüpfte der Adamsapfel.
    Tiefe Stille herrschte ringsum. Jeder spürte, daß etwas in ihm vorging - doch nur die Priester ahnten, welche Erinnerung es war, die Cirans Bericht wie ein Blitzstrahl geweckt hatte.
    Die Sonnenstadt auf dem Mars ...
    Das goldene Labyrinth ... Und jene Mächtigen, die Bar Nergal mehr als alles andere auf der Welt fürchtete und die sich unbegreiflicherweise entschlossen hatten, Charru von Mornag ihre Freundschaft und ihre Hilfe zu gewähren ...
    Reichte ihr Einfluß so weit?
    Nein, dachte Bar Nergal. Das konnte, das durfte nicht sein. Er herrschte auf der Erde. Ihm gehörte der blaue Planet. Er mußte und würde seine Feinde vernichten.
    Mit einem ächzenden Laut holte er Atem und straffte die hageren Schultern.
    »Wir suchen weiter!« stieß er hervor. »Sie können nicht verschwunden sein. Wir suchen, bis wir diese Brut gefunden und vernichtet haben, und wenn wir sie bis ans Ende der Welt verfolgen müssen.«
    *
    Sanft wurde das Schiff durch die Passage zwischen den Riffen in die Lagune getragen.
    »Fallen Anker!« klang Yatturs rauhe Stimme über das Deck. Hart klatschte der schwere Stein ins Wasser, die Trosse rauschte aus, und eilig wurden die beiden Segel geborgen.
    Die unnatürliche Stille an Bord hatte etwas Lähmendes.
    Immer wieder wanderten die Blicke der Menschen zum leeren blauen Himmel. Kein Flugzeug weit und breit. Erleichterung spiegelte sich in den Gesichtern, aber eine Erleichterung, die mit tiefer Verwirrung gemischt war.
    Die Kinder, außer Robin, der bleich und stumm in sich hineinlauschte, verarbeiteten den Zwischenfall noch am problemlosesten als eine Station mehr in einer Kette aufregender, abenteuerlicher Ereignisse.
    Die Erwachsenen mußten sich zwingen, daran zu glauben, daß sie wirklich vor Bar Nergals Waffen sicher waren. Die Insel brauchten sie jetzt eigentlich nicht mehr anzulaufen, jedenfalls nicht als Fluchtpunkt. Doch sie benötigten einfach eine Atempause, um sich über ihre Lage klar zu werden.
    Während die ersten Männer und Frauen bereits zum Strand ruderten, suchte Charru mühsam nach Worten, um den anderen zu erklären, was überhaupt geschehen war.
    Ein paarmal hatte er versucht, sich mit Ktaramon in Verbindung zu setzen, aber der Zeitkristall schwieg, das pulsierende Leuchten war erloschen. Für immer? Nur vorübergehend? Charru wußte es nicht. Er bemühte sich, das Bild, das während des geheimnisvollen Gedankenkontaktes in seinem Geist entstanden war, in die unzureichenden Begriffe menschlicher Sprache zu übersetzen, aber er spürte selbst, daß es ihm nicht einmal annähernd gelang.
    Vielleicht verstand ihn Robin noch am besten, doch auch der Blinde hätte das, was er unmittelbar und intuitiv erfaßt hatte, nicht in Worte zu kleiden vermocht.
    Die rauhen Nordmänner hörten mit allen Anzeichen des Unbehagens zu. Camelos blaue Augen leuchteten genau wie damals, als er zum erstenmal erfahren hatte, daß es möglich war, in der Zeit zu reisen. Gillon, der rothaarige Tarether mit dem raschen, kühlen Verstand, nagte an der Unterlippe.
    »Fest steht jedenfalls, daß wir uns in der Vergangenheit befinden?« vergewisserte er sich. Und als Charru nickte: »Aber wo in der Vergangenheit? Oder vielmehr wann? In welchem Zeitalter? Gestern oder vorgestern? Im letzten Jahr? Oder im letzten Jahrhundert?«
    »Ich weiß es nicht. Und ich zerbreche mir jetzt auch nicht den Kopf darüber. Im Augenblick ist es vor allem wichtig, uns zu vergewissern, daß uns hier keine Gefahr durch Strahlen oder sonstige Verseuchung droht.«
    Lara nickte nur, die Lippen entschlossen zusammengepreßt.
    Ihre Geräte und

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