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Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt

Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt

Titel: Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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daß die Tabletten aus dem Medikamentenvorrat nicht mehr lange wirken würden.
    Ein paar Minuten später sprang Yattur an Deck und kam auf Charru zu.
    Das Gesicht des jungen Fischers wirkte tatsächlich besorgt. Mit dem Kopf wies er zu den schwarzen Wolkenbänken, die jetzt fast den ganzen Himmel ausfüllten, als wollten sie das Schiff erdrücken.
    »Wir müssen Sturmsegel anschlagen und alle Luken abdichten. Sag deinen Leuten, daß es da unten sehr ungemütlich werden wird. Sie müssen ihre Ausrüstung sichern und vor allem auf die Kinder und alten Leute aufpassen.«
    »Aye.« Charru lächelte.
    »Hier an Deck werden wir Taue ausspannen, damit sich die Männer anbinden können,« fuhr Yattur fort. Sein Blick wanderte zu Lara. »Du solltest nach unten gehen. Die See wird viele von euch krank machen. Vor allem müssen sie ruhig bleiben.«
    »Werden wir es schaffen, Yattur?« fragte Charru.
    Der junge Fischer zögerte und fuhr sich mit der Hand durch das lockige blauschwarze Haar. Inzwischen hatten sich auch ein paar andere Männer eingefunden und hörten zu: Gillon von Tareth und sein ebenso rothaariger, grünäugiger Vetter Erein, Camelo von Landre, Karstein, der Nordmann, Gerinth, der weißhaarige Älteste der Tiefland-Stämme, Scollon, den die Tempeltal-Leute zu ihrem Sprecher gewählt hatten. Charru begegnete dem funkelnden Blick seines Bruders Jarlon und dem gelassenen des ruhigen, nüchternen Konan. Neben ihm balancierten Jordis, Shaara und Katalin von Thorn auf dem schaukelnden Deck. Junge Frauen, die in der letzten Schlacht unter dem Mondstein mit den Schwertern der Gefallenen weitergekämpft hatten, denen Sitz und Stimme im Rat zustanden, und die auch hier auf dem Schiff die gleichen Aufgaben erfüllten wie die Männer.
    »Ich weiß es nicht,« sagte Yattur nach einem langen Schweigen. »Ich weiß es wirklich nicht. Aber wir haben keine andere Wahl, als es zu versuchen.«
    *
    Blühende Gärten umgaben den Regierungspalast von Indri, der Hauptstadt der Venus.
    Auf dem Mars waren Gärten fast unbekannt, genau wie Kunst und Musik, alles Spielerische, jede zweckfreie Schönheit. Die Venusier standen - ähnlich den Menschen des Uranus, die auf ihrem dunklen, sonnenfernen Planet eine Welt aus künstlichem Licht und Farben erbaut hatten - im Ruf einer gewissen Exzentrik. Ihr Boden erlaubte den Anbau natürlicher Nahrungsmittel in größerem Umfang. Ihre Städte - weiträumig, da sie nicht von Wüsten umgeben wurden - hatten Platz für Kunstwerke und Grünanlagen. Das milde Klima des Planeten begünstigte eine Atmosphäre heiterer Gelassenheit, die den meisten anderen Bürgern der Föderation fremd war.
    Conal Nord hatte keinen Blick für die Schönheit der Gärten.
    Er dachte an seine Tochter, die er für tot hielt. An fast hundert Menschen, die ausradiert worden waren, weil man eine Gefahr in ihnen sah. Menschen, die niemandem etwas getan hatten. Deren einziges Verbrechen es war, ihre Sklavenketten zerbrochen und ihr Gefängnis zerstört zu haben, und die nichts weiter wollten, als in Frieden und Freiheit zu leben.
    Ihre Heimat war die Erde.
    Der blaue Planet, von seinen eigenen Bewohnern in einem weltumspannenden Krieg zerstört, der in eine kosmische Katastrophe mündete. Wenigen Überlebenden war es damals gelungen, mit Raumschiffen auf den Mars zu entkommen. Dort hatten sie eine neue Zivilisation begründet, eine neue Menschheit, hatten mit dem Jahr der Gründung von Kadnos eine neue Epoche begonnen, in der es nie wieder Krieg, nie wieder Gewalt geben sollte.
    Und den alten Fluch der Menschheit hatten sie in die Welt unter dem Mondstein verbannt.
    Eine Halbkugel in einem Museumssaal. Eine Kuppel, unter der mit wissenschaftlichen Mitteln zur Winzigkeit verkleinerte Menschen in einer Miniaturlandschaft lebten. Sie waren Nachkommen jener einzelnen Exemplare primitiver Rassen, die marsianische Wissenschaftler von der allmählich wieder zum Leben erwachenden Erde entführt hatten. Versuchsobjekte, an deren Beispiel die Friedensforschung Krieg und Gewalt studierte, um in ihrer eigenen Welt den Anfängen wehren zu können; Spielzeug, von unsichtbaren Augen beobachtet, von unsichtbaren Ohren belauscht, von falschen Göttern manipuliert. Zweihundert Jahre lang hatten sie sinnlose Kriege geführt, ihr Blut vergossen und gelitten. Bis einer von ihnen, der junge Fürst von Mornag, den Weg in die Außenwelt fand, seine natürliche Größe zurückerlangte und die grausame Wahrheit erfuhr.
    Conal Nord war Zeuge gewesen, als

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