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Solange es hell ist

Solange es hell ist

Titel: Solange es hell ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Schatz. Darum lädst du mich ja ein. Ich interessiere mich für Geschichte, wie du weißt, und es hat mich immer fasziniert, wenn man Hofnarren gewähren ließ und ermunterte. Nun, da ich selbst einer bin, verstehe ich es. Das ist nämlich eine ziemlich gute Rolle, und irgendetwas musste ich ja tun. Da war ich, stolz und mittellos wie die Heldin eines Groschenromans, aus guter Familie und mit schlechter Ausbildung. ›Ach Gott, was soll nur aus dir werden, Kind?‹, klagte sie. Der Typ der armen Verwandten, jederzeit bereit, ohne ein Feuer in ihrem Zimmer auszukommen, und zufrieden, zur Hand zu gehen und der lieben Cousine Sowieso zu helfen, stand, wie ich feststellte, hoch im Kurs. Keiner will sie wirklich haben – außer denen, die ihre Hausangestellten nicht halten können, und die behandeln sie wie einen Galeerensklaven.
    Also wurde ich der Hofnarr. Dreistigkeit, kein Blatt vor den Mund nehmen, eine Prise Witz dann und wann – nicht zu viel, damit ich keinen Erwartungen gerecht werden muss – und hinter alledem eine sehr scharfe Beobachtung der menschlichen Natur. Die Leute mögen es geradezu, gesagt zu bekommen, wie grässlich sie im Grunde sind. Darum laufen sie ja diesen Wanderpredigern nach. Das Ganze war ein großer Erfolg. Ich werde ständig mit Einladungen überhäuft. Ich kann in aller Behaglichkeit auf Kosten meiner Freunde leben und bin stets darauf bedacht, nie den Anschein von Dankbarkeit zu erwecken.«
    »Du bist wirklich einmalig, Allegra. Dir ist völlig egal, was du sagst.«
    »Da irrst du dich. Es ist mir keineswegs egal. Ich bin vorsichtig und habe mir die Sache gut überlegt. Meine scheinbare Unverblümtheit ist immer genau berechnet. Ich muss vorsichtig sein. Diese Stellung muss mich schließlich bis ins hohe Alter ernähren.«
    »Warum heiratest du nicht? Ich weiß, dass dir jede Menge Leute einen Antrag gemacht haben.«
    Allegras Gesicht wurde plötzlich hart.
    »Ich kann niemals heiraten.«
    »Wegen…« Maisie ließ den Satz unbeendet und sah ihre Freundin an. Diese nickte kurz zustimmend.
    Auf der Treppe waren Schritte zu hören. Der Butler riss die Tür auf und verkündete:
    »Mr Segrave.«
    John trat ohne sonderliche Begeisterung ein. Er konnte sich nicht vorstellen, wieso ihn der alte Knabe eingeladen hatte. Wenn er sich der Sache hätte entziehen können, hätte er es getan. Das Haus mit seiner soliden Pracht und dem weichen Flor des Teppichs bedrückte ihn.
    Ein junges Mädchen kam auf ihn zu und schüttelte ihm die Hand. Er erinnerte sich vage, sie einmal im Büro ihres Vaters gesehen zu haben.
    »Guten Abend, Mr Segrave. Mr Segrave – Miss Kerr.«
    Dann wachte er auf. Wer war sie? Woher kam sie? Von den flammenfarbenen Draperien, die sie umfluteten, bis hin zu den winzigen Merkur-Flügeln auf ihrem schmalen griechischen Haupt war sie ein Wesen voller Vergänglichkeit und Flüchtigkeit, das sich unwirklich von dem eintönigen Hintergrund abhob.
    Rudolf Wetterman trat ein, dessen ausladende schimmernde Hemdenbrust bei jedem Schritt knisterte. Man begab sich zwanglos zu Tisch.
    Allegra Kerr unterhielt sich mit ihrem Gastgeber. John Segrave musste sich Maisie widmen. Doch alle seine Gedanken waren bei der jungen Frau auf seiner anderen Seite. Sie war unglaublich wirkungsvoll. Ihre Wirkung war, wie er fand, eher gewollt als natürlich. Doch dahinter war noch etwas anderes. Flackerndes Feuer, sprunghaft, kapriziös wie die Irrlichter, die seit altersher Männer ins Moor lockten.
    Endlich bekam er Gelegenheit, mit ihr zu sprechen. Maisie richtete ihrem Vater gerade die Nachricht eines Freundes aus, den sie an diesem Tag getroffen hatte. Nun, da der Moment gekommen war, brachte er keinen Ton heraus. Sein Blick flehte sie stumm an.
    »Themen für Tischgespräche«, sagte sie leichthin. »Wollen wir mit dem Theater beginnen oder lieber mit einer der zahllosen Einleitungen, die mit ›Mögen Sie…‹ anfangen?«
    John lachte.
    »Und falls sich herausstellt, dass wir beide Hunde mögen und rötliche Katzen nicht leiden können, dann hätten wir sozusagen eine ›Gemeinsamkeit‹ zwischen uns gefunden?«
    »So ist es«, sagte Allegra ernst.
    »Ich finde es bedauerlich, mit einem Fragenkatalog zu beginnen.«
    »Aber dadurch haben alle die Möglichkeit, sich an der Unterhaltung zu beteiligen.«
    »Gewiss, aber mit katastrophalen Folgen.«
    »Es ist hilfreich, die Regeln zu kennen – wenn auch nur, um dagegen zu verstoßen.«
    John lächelte sie an.
    »Dann darf ich davon ausgehen, dass Sie

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