Solange es hell ist
Fleck sofort entdeckt wurde. Aber es gibt etwas, das ich nicht verstehe. Der Diener, Hastings, der Diener.«
»Was soll mit dem Diener sein? Er schien mir ein aufgeweckter Bursche zu sein.«
»Wie Sie sagen, ein aufgeweckter Bursche. Ist es da glaubhaft, dass Major Rich nicht klar war, dass der Diener die Leiche am nächsten Morgen entdecken musste? Unmittelbar nach der Tat hatte er keine Zeit, etwas zu unternehmen – zugegeben. Er steckt die Leiche in die Truhe, schiebt den Paravent davor und verbringt den Abend in der Hoffnung, dass alles gut geht. Aber nachdem die Gäste gegangen sind? Das ist der richtige Moment, um die Leiche loszuwerden.«
»Vielleicht hoffte er, dass der Diener den Fleck nicht bemerken würde?«
»Das, mon ami, ist absurd. Ein Fleck auf dem Teppich ist das Erste, was ein guter Diener ganz gewiss bemerkt. Und Major Rich, er geht zu Bett und schnarcht zufrieden und unternimmt überhaupt nichts. Sehr bemerkenswert und interessant, das.«
»Könnte nicht Curtiss die Flecken gesehen haben, als er an dem Abend die Schallplatten wechselte?«, meinte ich.
»Das ist nicht sehr wahrscheinlich. Der Paravent muss dort einen dunklen Schatten geworfen haben. Nein, aber ich beginne zu verstehen. Ja, ich beginne allmählich zu verstehen.«
»Was denn?«, fragte ich eifrig.
»Sagen wir, die Möglichkeiten einer anderen Erklärung. Unser nächster Besuch wird Licht in die Dunkelheit bringen.«
Unser nächster Besuch galt dem Arzt, der die Leiche untersucht hatte. Seine Aussage war lediglich eine Rekapitulation dessen, war er bereits bei der gerichtlichen Untersuchung ausgesagt hatte. Der Verstorbene war mit einem langen, dünnen Messer, ähnlich einem Stilett, durch einen Stich ins Herz getötet worden. Die Tatwaffe war in der Wunde verblieben. Der Tod war sofort eingetreten. Das Messer gehörte Major Rich und lag gewöhnlich auf seinem Schreibtisch. Fingerabdrücke waren keine vorhanden, wie der Arzt gehört hatte. Die Tatwaffe war entweder abgewischt oder mit einem Taschentuch gehalten worden. Was die Tatzeit betraf, schien alles auf einen Zeitpunkt zwischen 19 und 21 Uhr hinzudeuten.
»Er konnte also nicht nach Mitternacht getötet worden sein?«, fragte Poirot.
»Nein. Das kann ich mit Bestimmtheit ausschließen. Äußerstenfalls 22 Uhr – aber alles deutet auf 19.30 bis 20.00 Uhr hin.«
»Es ist noch eine zweite Hypothese möglich«, sagte Poirot, als wir wieder zuhause waren. »Ich frage mich, ob Sie sie sehen, Hastings. Ich brauche nur noch einen Punkt, um die Sache ein für alle Mal aufzuklären.«
»Es hat keinen Sinn«, sagte ich. »Ich komme nicht darauf.«
»Strengen Sie sich an, Hastings. Strengen Sie sich an!«
»Na schön«, sagte ich. »Um halb acht ist Clayton gesund und munter. Die letzte Person, die ihn lebend sieht, ist Major Rich.«
»Das unterstellen wir.«
»Ist es denn nicht so?«
»Sie vergessen, mon ami, dass Major Rich dies bestreitet. Er erklärt ausdrücklich, dass Clayton bereits gegangen war, als er nachhause kam.«
»Aber der Diener sagt, dass er es gehört hätte, wenn Clayton gegangen wäre, weil er die Tür hätte zuschlagen müssen. Und selbst wenn Clayton gegangen wäre – wann ist er wieder zurückgekommen? Er kann nicht nach Mitternacht zurückgekommen sein, weil der Arzt definitiv aussagt, dass Clayton schon mindestens zwei Stunden früher tot war. Das lässt nur einen Schluss zu.«
»Nämlich, mon ami?«, sagte Poirot.
»Dass in den fünf Minuten, die Clayton allein im Salon war, eine andere Person hereinkam und ihn tötete. Aber dagegen spricht der bereits gemachte Einwand. Nur jemand, der einen Schlüssel hatte, konnte hereinkommen, ohne dass der Diener es hörte, und auch der Mörder hätte beim Verlassen der Wohnung die Tür zuschlagen müssen, und das wiederum hätte der Diener gehört.«
»Genau«, sagte Poirot. »Und darum…«
»Und darum – keine Ahnung«, sagte ich.
»Das ist schade«, murmelte Poirot. »Und dabei ist alles so außerordentlich einfach – so klar wie die blauen Augen von Madame Clayton.«
»Glauben Sie wirklich, dass – «
»Ich glaube gar nichts, bevor ich Beweise habe. Ein einziger kleiner Beweis wird mich überzeugen.«
Er griff zum Telefon und rief Japp in Scotland Yard an.
Zwanzig Minuten später standen wir vor einem Tisch, auf dem eine Reihe unterschiedlicher Gegenstände ausgebreitet waren. Es war der Tascheninhalt des Toten.
Es handelte sich um ein Taschentuch, eine Hand voll Kleingeld, eine
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