Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Solange es hell ist

Solange es hell ist

Titel: Solange es hell ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
der in sein Sprechzimmer geführt wird.
    »Sind Sie sicher, Madame«, sagte er schließlich, »dass ich Ihnen helfen kann?«
    »Alice ist davon überzeugt.«
    »Gewiss, aber ich frage Sie, Madame.«
    Eine sanfte Röte färbte ihre Wangen.
    »Ich verstehe nicht, was Sie meinen.«
    »Was genau, Madame, soll ich für Sie tun?«
    »Sie – Sie wissen, wer ich bin?«, fragte sie. »Selbstverständlich.«
    »Dann werden Sie sicher erraten, um was ich Sie bitten möchte, Monsieur Poirot – Captain Hastings.« Ich hörte mit Genugtuung, dass sie wusste, wer ich war. »Major Rich hat meinen Mann nicht getötet.«
    »Warum nicht?«
    »Wie bitte?«
    Poirot lächelte über ihre leichte Verwirrung.
    »Ich sagte: ›Warum nicht?‹«, wiederholte er.
    »Ich bin nicht sicher, ob ich Sie richtig verstehe.«
    »Das ist doch sehr einfach. Die Polizei, die Anwälte, alle werden die gleiche Frage stellen: Warum hat Major Rich Monsieur Clayton getötet? Ich frage das Gegenteil. Ich frage Sie, Madame, warum hat Major Rich Mr Clayton nicht getötet?«
    »Sie meinen, warum ich mir so sicher bin? Nun, ich weiß es eben. Ich kenne Major Rich doch so gut.«
    »Sie kennen Major Rich doch so gut«, wiederholte Poirot ausdruckslos.
    Die Röte schoss ihr ins Gesicht. »Ja, genau das wird man sagen – genau das wird man denken! O ja, das ist mir klar.«
    »C’est vrai. Genau danach wird man Sie fragen – wie gut Sie Major Rich kannten. Vielleicht werden Sie die Wahrheit sagen, vielleicht werden Sie lügen. Eine Frau muss manchmal lügen, das ist eine gute Waffe. Aber es gibt drei Personen, Madame, denen eine Frau immer die Wahrheit sagen sollte. Ihrem Beichtvater, ihrem Friseur und ihrem Privatdetektiv – sofern sie ihm vertraut. Vertrauen Sie mir, Madame?«
    Marguerita Clayton holte tief Luft. »Ja«, sagte sie. »Ich vertraue Ihnen. Das muss ich wohl«, fügte sie fast wie ein Kind hinzu.
    »Alors, wie gut kennen Sie Major Rich?«
    Sie sah ihn einen Moment schweigend an und hob dann herausfordernd das Kinn.
    »Ich will Ihre Frage beantworten. Ich liebte Jack vom ersten Moment an, seit ich ihn vor zwei Jahren das erste Mal sah. Ich glaube – ich bin überzeugt, dass er mich seit einiger Zeit ebenfalls liebt. Aber er hat es nie ausgesprochen.«
    »Épatant!«, sagte Poirot. »Sie haben mir eine gute Viertelstunde gespart, indem Sie direkt zur Sache gekommen sind, ohne um den heißen Brei zu reden. Sie haben gesunden Menschenverstand. Und Ihr Mann – er ahnte Ihre Gefühle?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Marguerita langsam. »Möglicherweise – in letzter Zeit vielleicht. Er war anders als sonst… Vielleicht habe ich mir das nur eingebildet.«
    »Sonst wusste niemand davon?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Und – verzeihen Sie mir, Madame – Sie haben Ihren Mann nicht geliebt?«
    Nur wenige Frauen, dachte ich bei mir, hätten diese Frage so direkt beantwortet, wie diese Frau es tat. Die meisten hätten versucht, ihre Gefühle zu erklären.
    Marguerita Clayton sagte schlicht: »Nein.«
    »Bien. Nun wissen wir, wo wir stehen. Sie sagen, Madame, Major Rich hat Ihren Gatten nicht getötet, aber Sie wissen sehr wohl, dass alle Indizien darauf hindeuten, dass er es getan hat. Ist Ihnen, persönlich, ein schwacher Punkt in der Kette der Indizien bekannt?«
    »Nein, nichts.«
    »Wann unterrichtete Ihr Gatte Sie erstmals von der Reise nach Schottland?«
    »Kurz nach dem Mittagessen. Er sagte, es passe ihm überhaupt nicht, aber er müsse fahren. Es ging um irgendwelche Grundstücke, wie er sagte.«
    »Und dann?«
    »Danach ging er aus – in seinen Club, glaube ich. Ich – ich habe ihn nicht wiedergesehen.«
    »Nun zu Major Rich. Wie war er an dem bewussten Abend? Wie immer?«
    »Ja, ich glaube schon.«
    »Sie sind nicht sicher?«
    »Er war – ein wenig reserviert. Mir gegenüber – den anderen gegenüber nicht. Aber ich glaubte den Grund dafür zu kennen. Sie wissen, was ich meine. Ich bin sicher, dass seine Reserviertheit – oder Geistesabwesenheit ist vielleicht ein besseres Wort – nichts mit Edward zu tun hatte. Er war überrascht, als er hörte, dass Edward nach Schottland gefahren war, aber nicht übermäßig.«
    »Und ansonsten fällt Ihnen im Zusammenhang mit diesem Abend nichts Ungewöhnliches ein?«
    Marguerita dachte nach.
    »Nein, rein gar nichts.«
    »Sie bemerkten die Truhe?«
    Sie schüttelte leicht schaudernd den Kopf.
    »Ich erinnere mich nicht einmal an sie – oder wie sie aussah. Wir spielten fast den ganzen Abend

Weitere Kostenlose Bücher