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Solom: Der Wanderprediger (German Edition)

Solom: Der Wanderprediger (German Edition)

Titel: Solom: Der Wanderprediger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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anzusehen. Der Kopf riss ab und plumpste in das Fass, so dass Ray mit stinkendem Wasser bespritzt wurde. Der abgerissene Kopf hüpfte auf der Wasseroberfläche auf und ab, die Lippen wurden zu einem dämonischen Grinsen aufgeworfen.
    Ray drehte den Hackenstiel, um zu sehen, was sich in der Bauchhöhle der Ziege verbarg. Er hatte in seinem Leben schon viele Tiere geschlachtet, und so wusste er, dass Eingeweide in der Regel graurosa aussahen und dass die meisten Organe blutrot waren. Kein Lebewesen hatte etwas Felliges im Bauch. Er schüttelte das tote Tier und dachte eigentlich, dass es in Stücke zerfallen würde, die zurück ins Wasser sinken. Doch es hielt so lange zusammen, bis er sah, was in der Bauchhöhle steckte – dort, wo eigentlich Magen, Nieren und Leber hätten sein müssen.
    Es war ein Ziegenkopf. Er hatte einem Bock gehört, mit langen, glatten Hörnern. Eines der Hörner hatte die Haut des anderen Tieres aufgeschlitzt. Ray ließ die Hacke los. Sie sank zusammen mit dreißig Pfund Ziegenfleisch in das Fass. Der Gestank war jetzt noch widerwärtiger. Ray wischte sich über sein durchgeschwitztes Hemd. Als er sich wieder auf den Weg machte, um in den langen, geraden Maiszeilen seinen Verstand wiederzufinden, hatte er Buck Owens ganz vergessen.
    Der Wanderprediger mochte zwar über die Felder reiten, aber mit Vogelscheuchen hatte er doch wohl eher nichts am Hut. Dass er Tiere tötete, war nicht bekannt – zumindest nicht, seit er nicht mehr unter den Lebenden weilte. Das hier war etwas Anderes. So mysteriös der Wanderprediger auch sein mochte, so war er doch zumindest ein Teil von Solom und als solches ordentlich und verlässlich. Fiese Tricks waren nicht sein Ding.
    »Dann doch lieber das bekannte Übel«, dachte Ray bei sich. Doch irgendetwas Teuflisches ging hier um, und er wollte nicht allein draußen unterwegs sein, wenn dieser Teufel seine Aufwartung machte.
    Bevor Ray wieder im Maisdickicht verschwand, warf er noch einmal einen Blick zurück. Eine Horde Krähen hatte sich auf dem Kreuzgestell niedergelassen. Eine von ihnen flatterte auf den Rand des Fasses und tauchte ihren Kopf hinein, um sich an dem ekelhaften Gebräu zu laben.

 
     
     
    14. KAPITEL
     
    Alex Eakins hatte seinen Pick-up am Waldrand abgestellt, unterhalb einer Böschung am Wegrand auf seinem Grundstück. Er rauchte seinen letzten Joint zu Ende und trat die Kippe aus. Fast hätte er sie in den Aschenbecher gelegt, für später. Doch dann fiel ihm ein, dass das keine gute Idee war. Wenn die Bullen sie dort finden würden, gäbe es mit Sicherheit eine Hausdurchsuchung. So waren die verfluchten Schweine nun mal, und unter dem Neo-Stalinismus des Regimes von Bush Junior waren sie noch fieser geworden.
    Er verfluchte sie alle. Den verdammten Bush mit seinem Größenwahn und seinen totalitären Methoden. Die feigen Demokraten, die keinen Arsch in der Hose hatten. Sie rollten sich zusammen wie Igel und ließen sich von allen herumschubsen. Und er verfluchte sogar die Liberalen, die er selbst gewählt hatte, denn sie schafften es einfach nicht, die Vorstellungskraft des Volkes zu entfesseln. Wenn es wirklich darauf ankam, war Politik immer unmittelbar und ganz persönlich.
    Er holte seinen Pfeil und Bogen vom Rücksitz und lief zum Zaun. Gordon Smiths Ziegen grasten auf der Wiese und taten sich an den Sträuchern gütlich – an den Brombeeren und Kiefern, Akazien und Kermesbeeren. Es war ihnen scheißegal, was sie zwischen die Zähne bekamen, Hauptsache es war entweder grün oder braun. Alex überlegte kurz, ob er sich auf einen nachbarschaftlichen Plausch mit Gordon Smith einlassen sollte. Doch das würde wahrscheinlich nur zu unerwarteten Besuchen und unerwünschten neugierigen Blicken führen. Vielleicht würde auch jemand seine Nase in den kleinen Schuppen hinter Alex’ Gewächshaus stecken. Gordon war schließlich Professor und hatte als solcher in seiner Jugend mit Sicherheit auch gern mal den einen oder anderen Joint geraucht. Doch wenn es darauf ankam, dann konnte man den Beamten nicht trauen.
    Außerdem waren es die Ziegen gewesen, die seinen Garten verwüstet hatten, und nicht ihr Besitzer. Also mussten auch die Ziegen dafür büßen. Alex legte einen Pfeil ein und zog den Bogen. Seine Muskeln spannten sich an. Er fühlte die Kraft, rau und urwüchsig, es war berauschend. Vielleicht aber war er auch einfach nur berauscht.
    Die sechsköpfige Herde hatte bei seiner Ankunft kurz aufgeschaut und ihn abschätzig gemustert.

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