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Solom: Der Wanderprediger (German Edition)

Solom: Der Wanderprediger (German Edition)

Titel: Solom: Der Wanderprediger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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beobachtete den Bock. Der leckte an den Blättern auf dem Boden und schien nach Blut zu suchen, das von Davids Hand heruntergetropft war. Das Tier blickte auf und rollte die Zunge, als ob er David wieder auf die andere Seite des Zaunes locken wollte.
    David drehte sich um und rannte los. Seine Socke schlackerte um seine Zehen. Zweige peitschten in sein Gesicht, als er sich seinen Weg zwischen den Bäumen hindurch bahnte. Der Kirchenbesuch konnte bis zum Sonnenaufgang warten. Und Harmon Smiths heiliger Pfad hin oder her, das nächste Mal würde er seine Reise über Schotter und Asphalt machen, und zwar in der sicheren Fahrerkabine seines Chevy Pick-ups.

 
     
     
    12. KAPITEL
     
    Die Ärztin musste ihr ein ziemlich starkes Mittel verabreicht haben, denn als Sarah Jeffers aufwachte, hatte sie Kopfschmerzen. Die Sonne schien schon durchs Fenster. Es musste also mitten am Vormittag sein. Sie hatte nichts geträumt, und ihre Zunge fühlte sich dick und klebrig an. Sie brauchte einen Augenblick, bevor sie wieder wusste, wo sie war.
    Sie schälte sich aus der Bettdecke. Man hatte ihr ein babykackegrünes Nachthemd angezogen, das am Rücken zusammengebunden war. Ihre Kleider lagen zusammengelegt auf einem Stuhl am Fuße ihres stählernen Krankenbettes. Irgendjemand musste sie also nackt gesehen haben. Das war seit zwanzig Jahren nicht mehr vorgekommen. Geschah ihnen recht. Sie hatten kein Recht dazu, in ihrem Inneren herumzuwühlen.
    Sie lag da und rechnete aus, wie viel Geld sie gestern eingebüßt hatte. Sie hätte einen von den Hancocks fragen sollen, ob er aushelfen kann, oder den Jungen, der nach der Schule immer zum Saubermachen kam. Selbst wenn sie jemanden einen ganzen Tag lang bezahlt hätte, wären mindestens noch fünfzig Dollar für sie übrig geblieben. Und man wusste nie, ob nicht vielleicht doch ein Touristenbus anhielt oder eine Harley-Gang. Zu dieser Jahreszeit, wenn sich die Blätter der Bäume langsam färbten, musste sie mit ihrem Laden genug auf die Seite legen, um über den Winter zu kommen. Das bedeutete, dass sie nicht noch einen Tag hier herumliegen durfte, während die Kunden mit vollen Portemonnaies wieder weggingen.
    Ein neuer Arzt betrat das Zimmer. Ein Mann war es diesmal, mit einem ganz dünnen Schnurrbart, der aussah wie mit Bleistift aufgemalt. Der Doktor sah eher aus wie der Moderator einer Spielshow, auf jeden Fall nicht wie ein Mediziner. Doch heutzutage konnte man die Leute nicht mehr nach ihrem Aussehen beurteilen.
    »Guten Morgen, Miss Jeffers. Ich bin Doktor Vincent.« Der Arzt legte sein Handgelenk an ihre Stirn und überprüfte ihren Blutdruck. Diesen las er an einem kleinen Clip ab, der an ihrem Finger befestigt war. Der Clip übertrug offenbar eine Menge Informationen auf den Monitor an der Wand. Verschiedene Kurven gingen auf und ab und zeichneten dabei ein regelmäßiges Muster.
    »Kann ich hier raus?«, fragte Sarah. Am liebsten hätte sie um ein Glas Orangensaft gebeten, doch das würde bestimmt fünf Dollar kosten. Sie hatte zwar eine Krankenversicherung, doch zwanzig Prozent der Rechnung musste sie selbst bezahlen. Also kostete der Saft immer noch einen Dollar. So durstig war sie nun doch wieder nicht.
    »Es sieht alles gut aus«, meinte der Arzt. »Eine Weile ging es Ihnen ziemlich schlecht, doch jetzt scheint ihr Zustand wieder stabil zu sein. Wir denken, dass es einfach nur Erschöpfung war.«
    »Ich hatte einen kleinen Schwächeanfall«, sagte Sarah. »Mir geht es jetzt wieder viel besser, wie Sie schon sagten.«
    »Ich unterschreibe Ihre Entlassungspapiere, aber ich rate Ihnen dringend, sich in den nächsten Wochen etwas mehr Ruhe zu gönnen. Ich möchte nicht, dass wir Sie bald mit etwas Schlimmerem hier wieder aufnehmen müssen.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen. Ich habe seit meinen Flitterwochen nicht mehr so viel Zeit im Bett verbracht – und das war lange, bevor Sie geboren wurden!«
    Der Arzt musste lachen. »Eine Sache noch. Als Sie bewusstlos waren, haben Sie immer wieder vor sich hin gemurmelt: ›Nicht harmlos‹, oder so ähnlich. Wollte Ihnen vielleicht jemand etwas antun?«
    Sarah sah ihn mit eiskaltem Gesicht an. »Niemand will mir etwas antun. Ich kann ganz gut auf mich aufpassen.«
    »Daran habe ich nicht den geringsten Zweifel.« Er tätschelte ihre Hand. »Ich sage der Schwester, sie soll Ihnen beim Einpacken helfen. Haben Sie jemanden, der Sie abholen kann?«
    »Ich rufe jemanden an.«
    »Schön. Also, ein bisschen mehr schlafen,

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