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Sommer in Lesmona

Sommer in Lesmona

Titel: Sommer in Lesmona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalene Marga; Pauli Berck
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Hauptmann von P. verlobt, und sie sagte es mir, als ich
aus dem Coupé stieg, so daß ich ihr sofort um den Hals fiel. Sie ist wirklich
so rasend komisch, daß man dauernd lachen muß. So sagte sie bei der Mitteilung
ihrer Verlobung: «Ein Licht ist er nicht, aber wenn er nicht zu dumm
ist, können wir ganz glücklich werden — jedenfalls ist Annas Gottfried
intelligenter.» Ich fragte also Anna, ob sie denn nun auch verlobt sei, und da
antwortete sie: «Nein, noch nicht, aber heute abend wird es wohl kommen. Zu
diesem Zweck mußt du Mama unterhalten, wenn wir ihn und die anderen abends zur
Bahn bringen.» So kam es auch. Ich ging mit Frau Quentell voran, und hinten
verlobte sich Anna mit Gottfried Krefting. Frau Quentell mag ich aber nicht,
sie ist eine alte Katze, und alle Kinder leiden unter ihr.
    Ich schlief mit Anna und Susi zusammen —
in Jennys Bett, die in Pension ist. Wir haben jede Nacht bis 1 und 2 gelacht.
Du kannst Dir ja Susi nicht vorstellen, wenn sie in Schwung ist. Die
Geschichten von der armen Minna sind einfach zum Brüllen. Ich will Dir nur eine erzählen: Minna weiß doch nicht recht, was hinten und vorne ist, und außerdem
muß sie alle halbe Stunde klötern. Wenn das die anderen Kinder merken, sagen
sie: «Minna, geh ins Haus.» Aber in Lesum waren sie hinten im Garten, und Minna
rief: «Minna kann’s nicht mehr halten.» Da kommandierte Susi: «Geh sofort ins
Gebüsch.» Da aber Minna ja nicht weiß, was vorne und hinten ist, steckte sie
den Kopf ins Gebüsch und den bloßen Schinken nach draußen. Als die kleinen
Brüder das sahen, haben sie gleich mit der Schleuder danach gezielt, und ein
Stein hat getroffen, so daß sie laut brüllte. Ich könnte Dir 20 solche
Geschichten erzählen! — Anna ist selig über ihre Verlobung, aber die Alte soll
es noch nicht wissen. Nun seid Ihr glücklich alle verlobt: Du, Susi, Anna und
Elschen, nur ich muß um Percy so viel leiden. Aber denke Dir, diese drei Tage
in Oberneuland haben mir schon etwas weitergeholfen.
    Zum Tennis kamen A. Schulze-Smidt,
Konstantin Fritze, Gottfried Krefting und Noltenius. Es war sehr lustig.
Zwischendurch dachte ich wieder schmerzhaft an Percy, und ob er jetzt wohl
imstande ist, so zu lachen, wie ich es hier tue? Von Percy habe ich Anna und
Susi kein Wort erzählt, das ist fest verschlossen in meinem Herzen.
    In inniger Liebe
    Deine Matti
     
     
    Bremen, September 94
    Liehe einzige Bertha!
    Tausend innigen Dank für Deinen lieben
guten Brief mit Deiner Einladung nach Darneelen. Daß Dein Vater selbst noch an
Papa schrieb, fand ich einfach rührend. Aber nun denke Dir, daß Papa sagt, ich
könnte jetzt nicht weg von hier, wo Georg und Elly verlobt sind, und dann
sollte ich am Tag nach der Nachtmusik mit ihm und Mama 14 Tage nach Norderney.
Trotz heißer Bitten haben beide Eltern es nicht erlaubt. Du siehst es ja, wir
werden vom Schicksal geschoben. Ich bin in einer solchen Aufregung, wie Du es
Dir gar nicht denken kannst. Man kann doch nicht zwei Männer Heben. Aber jetzt,
seit ich Dr. Retberg wiedergesehen habe, hat die Macht, die er über mich hat,
wieder eingesetzt. Ach, wärest Du doch bei mir!!
    In Liebe
    Deine Matti
     
     
    Hier fehlen Briefe
     
     
    Bremen, September 94
    Liebe liebste Bertha!
    Nun wollt Ihr noch nach Hannover — dann
sehen wir uns erst nach Norderney wieder!
    Meinen Zustand kann ich Dir schwer
beschreiben. In der Hauptsache ist es Angst, die mich beherrscht. Von
Percy höre ich nichts, und Dr. Retberg ist im Anzug Bei F.s in der Vahr
wird oft von ihm gesprochen, — er ist ja Ellis rechter Vetter! Sie sagen alle,
daß er sehr bedeutend sei. Georg und Elly sind natürlich viel hier bei uns, und
ich bin auch oft in der Vahr, wo es immer zauberhaft ist: viel Jugend, Ally und
Avy und der schöne Garten voller Leben! In meiner Seele herrscht Unordnung — es
ist qualvoll.
    In Liebe
    Deine Matti
     
     
    Norderney, den 28. September 94
    Bremer Häuser Nr. 8
    Liebe liebste Bertha!
    Ja — es ist nun geschehen. Ich fuhr mit
Papa um 8 Uhr abends nach Horn hinaus. Mama wollte wegen der frühen Abreise am
nächsten Morgen nicht mit. Draußen war schon alles im Lichterglanz. Als ich in
den Gartensaal kam, sprach Dr. Retberg mit Tita Schl, aus Hamburg. Er kam dann
gleich zu mir, und wir tanzten. Er tanzt wirklich sehr schlecht, und wir
setzten — uns auf die Veranda. Bis dahin hatte ich Kraft und Widerstand. Auf
der Veranda sprach er leise auf mich ein, und ich fühlte wieder dieselbe starke
Anziehungskraft,

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