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Sommer in Lesmona

Sommer in Lesmona

Titel: Sommer in Lesmona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalene Marga; Pauli Berck
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sie führte mich ins Wohnzimmer, wo
Rudi wartete. Er begrüßte mich sehr lieb, und es grenzte beinahe an
Verliebtheit, als er sagte: «Behalte doch diesen Abendmantel mit dem grauen
Pelzkragen noch an.» Dann schenkte er mir einen Ring mit einem ganz
schwarzblauen Saphir, den ich gar nicht leiden mag. Er sieht aus wie ein
Tintenklex. Rena mochte ihn auch nicht. Sie sagte gleich von sich aus, später
sollte er mir noch mal einen Diamanten daneben setzen lassen. Dann schenkte er
mir ein hundert Zentner schweres Album mit lauter Fotos aus Leysin und Glion
von Menschen, die ich noch nie gesehen habe und die er dort fotografiert hat.
Heute fühlte ich sehr stark, daß ich ihn lieben könnte, wenn er mich stärker
lieben würde. Mein Gefühl zu ihm ist irgendwie in mir verwurzelt, aber es kann
nicht richtig aufblühen, weil er es nicht dazu kommen läßt.
    Nachher brachte er mich nach Haus und
trug schwer an dem Hundert-Zentner-Album. Vor Eurem Haus bekam ich einen Kuß,
und dann trug ich das schwere Dings bis zu uns und bat Wilhelm, es sofort nach
oben zu tragen. Ich ging gleich nach dem Abendessen herauf zu Linsche. Sie
hatte sich das Album schon angesehen und sagte: «Es ist zu komisch, der eine
schenkt dir Disteln und der andere einen Möbelwagen voll alter Fotografien — nur
der Engländer, der hat es verstanden!»
    Nun nochmals so innigen Dank und auf
baldiges Wiedersehen!
    In treuer Liebe
    Deine Matti
     
     
     
    An Bertha nach Hannover
    Adr. Geheimrat Deneken.
     
     
    Bremen, den 16. Januar 95
    Meine liebste Bertha!
    Nun bleibst Du also im ganzen 10-12
Tage bei Deinem Schwiegervater! Wie froh bin ich, daß Eure Etage so hübsch
wird. Die Tapetenproben finde ich entzückend, besonders die mattgrüne.
    Rudi ist nun seit 14 Tagen fort, und
ich friere immer noch nach dem so wenig glücklichen Beisammensein. Oft sitze ich
hier oben so verlassen und grause mich vor der Zukunft und frage mich, warum er
mich nicht richtig lieben kann. Als ich ihm neulich etwas Ähnliches darüber
sagte, war er erstaunt und kühl, immer ist dieser dunkle Vorhang zwischen uns.
Ich bin doch so liebebedürftig und könnte sicher einen Mann glücklich machen!
Aber dieser läßt mich darben. Und Du bleibst noch 10-12 Tage weg!!
    In Liebe und Sehnsucht
    Deine Matti
     
     
    Bremen, den 17. Januar 95
    Liebe einzige Bertha!
    Gestern abend schrieb ich Dir, und
heute morgen kam Onkel Herbert herüber, um zu sagen, daß er einen Brief von
Percy hätte, der demnächst hier geschäftlich zu tun hat und bei ihm wohnen
wollte. Percy fragte nun an, ob wir hier wären, da er uns auch gern sehen
wollte. (Die Eltern natürlich ahnungslos!) Onkel Herbert schlug nun vor, daß er
Percy zu unserem Diner am 24. mitbringen wollte. Er würde Percy telegrafieren,
daß er seinen Frack mitbringen sollte. Ja — den Eltern war alles recht. Dies
ist das Diner, von dem ich Dir neulich erzählte. Die drei Offiziersehepaare
(der Oberst), Gildemeisters etc. Ich sollte mitessen, wollte es aber nicht.
Dann erlaubte mir Mama, daß ich drei Mädchen und drei Freunde einlüde, damit es
für mich nicht so langweilig wäre. Bei der Nachricht von Onkel H. wurde mir
beinahe schlecht. Ich nahm mich ganz wahnsinnig zusammen, damit niemand etwas
merkte. Also heute in einer Woche ist er hier, und seit ich dies weiß, bin ich
krank. Und Du bist dann noch weg!!!
    In großer Aufregung und Liebe
    Deine Matti
     
     
    Bremen, den 25. Januar 95
    Nachm. 6 Uhr
    Meine liebe Einzige!
    Deine arme Matti sitzt hier halb tot!
Gestern war das Diner im Saal, im ganzen 20 Personen. Ich will Dir zuerst das
Äußere berichten, damit Du den Rahmen siehst.
    Mama hatte die drei bunten Meißner
Aufsätze mit rosa und dunkler schattierten Alpenveilchen gefüllt, es sah
unglaublich schön aus. Für mich waren da: Ally, Béatrice und die nette Nichte
von Oberstleutnant v. W., für Ally: Leutn. v. K., für mich: Karl Br. und für
Béatrice: Percy. Den ganzen Tag lief ich kreideweiß herum und dachte immer nur,
daß ich am liebsten tot wäre. Linsche beruhigte mich und sagte, daß er doch nur
geschäftlich hier wäre. «Aber», fügte sie hinzu, «so mußte es ja kommen, erst
himmelhoch jauchzend, dann zu Tode betrübt. Jetzt mußt du die Suppe essen, die
du dir eingebrockt hast.» Von Rudi lagen schon drei uneröffnete Briefe in
meinem Schreibtisch, ich hatte solche Angst vor seiner Kälte!! — Dann kam der
Moment, wo Percy hinter Onkel H. in den Salon trat, im selben Frack, in dem er
mit mir letzten Sommer

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