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Sommer in Lesmona

Sommer in Lesmona

Titel: Sommer in Lesmona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalene Marga; Pauli Berck
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dann kaufte ich Dir zwölf Muscheln für Fischragout, die ich aber
lieber in meinem Hutkoffer selbst mitbringe.
    In inniger Liebe
    Deine Matti
     
     
    Norderney, den 5. Oktober 94
    Liebe einzige Bertha!
    Gottseidank ist unser Wiedersehen nun
nicht mehr fern. Nun ist Carly aus Dresden angekommen, er wollte Georg und Elly
in Bremen sehen, und anscheinend will er mir hier auf Wunsch der Eltern meine
Verlobung ausreden. Er sagte sogar: «Dann wäre Hans W. ja noch besser gewesen,
der ist wenigstens kerngesund und ein wohlhabender Kaufmann. Dr. Retberg
verdient ja nicht mehr als ein Oberleutnant und ist dazu noch lungenkrank.»
Darauf wurde ich wild sagte: «Du und Papa, ihr habt mir Hans W. ja ausgetrieben
— ihr hättet mir nur Zeit lassen müssen, ihn näher kennenzulernen.» Aber, da
Carly mich liebhat, spricht er jetzt nicht mehr davon.
    Wir fahren nun in acht Tagen nach Haus,
und dann sehe ich Dich endlich wieder.
    In großer Wiedersehensfreude küßt Dich
    Deine Matti
     
     
    Bremen, den 4. November 94
    Abends 9 Uhr
    Meine liebe Einzige!!
    Obwohl dieser Brief nur zwei Tage vor
Deiner Rückkehr aus Hannover ankommt, will ich doch meinem Versprechen gemäß
alles berichten. Also gestern am 3.11. war die Hochzeit von Elly und Georg. Am
2ten war das Kranzbinden bei Anna Plate, wo Ally und ich als Chinesinnen
aufführten und tanzten. Die Hochzeitspredigt im Dom war ganz schrecklich. Der
Pastor hat die beiden richtig ausgescholten. Ally, Anna Plate und ich waren
Brautjungfern. Elly sah einfach himmlisch aus. Nachher beim großen
Hochzeitsessen ging ich mit Rudi zu Tisch, und es war sehr schön. Er erzählte
so viel von Dresden, und denke Dir, er ist mit meinem Vetter Alexander Struve
und mit Dr. Paul Stübel, der ja auch mit mir verwandt ist, schon aus Leipzig
her sehr befreundet. Ich werde also zwei gute Freunde dort vorfinden. Es war
schön, so als heimliches Brautpaar dort zu sein. Er war auch lieb zu mir, nur
darf ich nie an Percy denken, solche starken Gefühle bringt er nicht auf. Oder
soll ich sagen, er bringt sie nicht für mich auf? Vielleicht kommt das
ja später noch, das ist meine Hoffnung. Nach Tisch tanzte er mit mir, aber er
kann nicht tanzen — und der Gedanke, daß er mir beim Tanzen «nette, liebe
Sachen» sagen könnte, wäre geradezu komisch!! Dann kam Papa und sagte:
«Ich will dich jetzt zum alten Bürgermeister Retberg bringen, den du ja noch
nicht kennst — es ist nur eine Form, hat mit Dr. Retberg nichts zu tun.» Er
nahm mich zu ihm und sagte: «Ich möchte Ihnen meine Tochter bringen, die Sie ja
noch nicht kennen.» Der Bürgermeister sagte einige kühle Worte. Der alte Mann
sah aus wie ein Eispalast, vornehm, kalt und prächtig. Dann sagte er noch
irgend etwas von Georg und Elly, die ihre Hochzeitsreise nach Paris und London
machen und dann über Ägypten nach China fahren. Ich hakte Papa ein und kniff
ihn in den Arm zum Zeichen, daß er mich wegbringen sollte. Das geschah auch
bald. Papa sagte zu mir: «Der alte Herr ärgert sich natürlich, daß du hier
heute noch nicht als seine Schwiegertochter auf trittst», und ich antwortete:
«In dessen Nähe werde ich wohl Frostbeulen kriegen.» «Ja», meinte Papa, «das hast
du ja selbst alles so gewollt.» Dann stellte er mich Herrn und Frau Schl, und
anderen Gästen aus Hamburg vor.
    Und nun heute mein Geburtstag!! Und da
muß ich Dir zuerst um den Hals fallen und Dir und John so innig danken. Also
früh um 8 kam Linsche und sagte: «Hier sind schon zwei Gratulanten.» Herein
stürzten Prinz und Pieter mit den Kränzen von Dir um die Hälse. Sie sahen so
wahnsinnig komisch aus, und Prinz biß immer in seinen Kranz, und dann zerrten
und tobten sie herum, daß die Blumen flogen und sie mir leid taten. Dann kamen
sie beide frisch gewaschen und schneeweiß auf mein Bett. Ich küßte beide auf
die Stirn, die wonnigen Viecher!
    Unten auf meinem Tisch fand ich Eure
zauberhafte Schreibtischuhr und den ledernen Papierkorb von Deiner Hand — neben
mir in der Malstunde mit so viel Mühe gemalt. Ich war so schrecklich gerührt
darüber, Du lieber Engel! Dann kamen Onkel Herbert und Max Georgi, um 11 erschienen
Anna, Susi, Else, Ally, Avy etc. Nach ½ 2 die Schar der Vettern. Ich hatte
nachmittags niemand eingeladen, weil ich Rudi heimlich um ½ 6 bei Rena treffen
sollte. Ich hatte es Mama vorher gesagt, und sie sagte: «Ich will nichts davon
wissen, sorge nur, daß du vor Papa wieder zu Haus bist, sonst wird es
schlimm:» Also war ich ½ 6 bei Rena, und

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