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Sommer in Lesmona

Sommer in Lesmona

Titel: Sommer in Lesmona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalene Marga; Pauli Berck
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gedroht, daß du mir
heute keinen Kuß mehr geben würdest, wenn ich es täte! — Und nun — wie ist es
jetzt damit?» Er hielt mich noch an beiden Händen fest. Ich: «Du glaubst doch
wohl nicht, daß ich meine Ansicht darüber geändert habe?» Er: «Wenn ich dir nun
sage, wer mir das Zigarettenetui geschenkt hat, willst du mir dann einen Kuß
geben?» Ich: «Nein, es ist mir ganz einerlei, wer es dir geschenkt hat.»
Er: «Nein, es ist dir gar nicht einerlei. Du willst es sogar sehr gern
wissen — soll ich es dir nicht doch sagen, und du gibst mir dann nachher einen
Kuß?» Ich — (schon ganz schwach) —: «Percy, quäl mich nicht so.» Er: «Ich
könnte dich jetzt zwingen, aber das will ich nicht — du sollst mir freiwillig
einen Kuß geben», und er ließ meine Hände los. Ich: «Sage mir, von wem das Etui
ist, und dann gebe ich dir keinen Kuß.» Er: «Das ist kein fair play,
Daisy; — weißt du, daß du noch nie so süß ausgesehen hast wie jetzt — ich sehne
mich sehr heiß nach deinem Mund, und das Zigarettenetui habe ich letzte
Weihnachten von Tante Ellen in London bekommen.» — Ach — Bertha — ich lag
sofort in seinen Armen, und er küßte mich halb tot.
    Als wir durch die Birkenallee
zurückgingen, mußte ich denken, daß diese Birken etwas von unserem Glück in
sich hineingetrunken haben mußten, ein starker Strom ging von ihnen zu uns — ich
fühlte ihre Seele, und ich sagte zu Percy, daß jedes zitternde Birkenblatt uns
grüßte. — Zur rechten Zeit saßen wir wieder in Bruns’ Garten, und ich fragte
Percy, ob er es verstehen könnte, daß Onkel Herbert noch nichts gemerkt hätte,
und er müsse doch in Liebessachen sehr unerfahren sein. Aber Percy sagte: «Wie
soll er es merken, wir sind ja immer pünktlich zur Stelle.» Darm gingen wir dem
guten alten Mann entgegen, er sah uns begeistert an, und wir fuhren zurück.
    Abends, als Onkel Herbert seine
Patience legte und Max nach Vegesack verschwand, sagte Percy: «Du hast doch
heute nachmittag noch geschworen, daß du heut abend nicht nach Nizza kommen
willst — wie wird es nun damit?» Ich: «Da du mich daran erinnerst, will ich
jetzt stark sein und nicht nach Nizza gehen — ich hatte gehofft, du
würdest meine Niederlage vergessen.» Er: «Vergessen? Das süße Erlebnis in der
Birkenallee? Das vergesse ich nie, und wenn ich hundert Jahre alt werde.
Du hast ja aber geschworen, und das will ich dir abgewöhnen. Wenn du
nach Nizza kommst, will ich heute abend keine Zigarette mehr rauchen, und ich
habe übrigens den ganzen Nachmittag nicht mehr geraucht — hast du das gemerkt?»
Ich: «Ja, ich habe es gemerkt.» Er: «Soll ich nach Nizza gehen und da auf dich
warten, bis du es dir überlegt hast? Wenn ich weiß, daß du schließlich kommst,
warte ich bis morgen früh um 6.» Ich: «Nein, Percy, wir wollen jetzt einen
Ausweg finden und z. B. heute nur an die Lesum gehen.»
    Das taten wir, aber als wir zurückkamen
und an den kleinen Weg, der nach Nizza heraufführt, sagte er: «Schade, da
wartet nun unsere Bank, und die Platane wartet auf unseren Gutenachtkuß — was
meinst du, Daisy?» Ich: «Falls du mir fest versprichst, mich nie wieder an
meine zwei furchtbaren Niederlagen zu erinnern, will ich jetzt mit dir
hingehen.» Er legte den Arm um mich und zog mich nach Nizza. Er sagte: «Ich
verspreche dir, dich nie wieder daran zu erinnern, aber du sollst nicht immer
schwören.» — Und dann kam unser Gutenachtkuß in Nizza, und die Platane weiß es
alles. — Nun sage ich Dir auch Gute Nacht, meine liebe Bertha, denn es ist
schon spät. Ich schreibe im Bett bei meinem kleinen Licht, weil ich morgens
nicht fertig geworden war, und er mag nicht gern, wenn ich morgen früh gleich
wieder schreibe.
    In Liebe wie immer und in großer
Seligkeit!
    Deine Matti
     
    PS.
    Ich habe Percy erzählt, daß ich Dir alles
schreibe. Zuerst war er entsetzt. Jetzt ist er schon mehr an den
Gedanken gewöhnt! Ich sagte ihm, daß wir als 9jährige Kinder mit dieser
Schreiberei begonnen hätten und daß es bis zu unserem Tode so bleiben würde.
Das hat ihn doch sehr gerührt!
     
     
    Lesmona
    Abends im Bett
    Liebe Einzige!
    Heute kam Dein Brief mit der Bitte, Dir
Blusen auszusuchen und zur Auswahl schicken zu lassen. Wie kannst Du aber
denken, daß mich das belastet — Du weißt doch, wie gern ich alles für
Dich tue. Also ich sagte es Percy sofort nach dem Frühstück, und wir
verabredeten, morgen zur Stadt zu fahren, und zwar mit dem Zug, der nach Onkel

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