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Sommer in Lesmona

Sommer in Lesmona

Titel: Sommer in Lesmona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalene Marga; Pauli Berck
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Missionar in Hinter-Afrika und bringt da den
Negerknaben bei, wie sie sich benehmen müssen, aber wenn er zurückkommt, müssen
Sie ihn kennenlernen, und ich glaube, Sie können auch noch einiges von ihm
lernen.» Er wurde blutrot und schwieg. Da Ally und Evi herankamen, sagte ich:
«Wollen Sie nicht in der Vahr bei P.s und F.s Besuch machen, sie haben da sehr
schöne Landsitze?» Er war noch etwas betreten, verbeugte sich aber und sagte:
«Sehr gem.» Dann sagte ich es Ally und Evi, die beide reizend zu ihm waren. Nun
hatte ich gehofft, ihn los zu sein, aber nein, bis zum Schluß blieb er bei mir.
    Der Garten an diesem Sommertag mit all
den hellen Kleidern und fröhlichen Stimmen gab eine so bezaubernde Stimmung,
und Percy mit mir — auch wenn wir nicht beieinander waren — immer in geheimer
Verbindung.
    Endlich waren sie nach 6 Uhr alle weg.
Onkel Herbert kam uns ganz gebückt entgegen und sagte: «Kinder, ich bin
todmüde, ich muß mich jetzt hinlegen.» Ich ging sofort mit ihm in sein
Arbeitszimmer, wo er sich auf die Chaiselongue legte, und ich deckte ihn mit
zwei Decken zu, weil ich dachte: «Wärme gibt Schlaf», und er sollte nun ruhig
bis zum Abendessen schlafen, damit Percy und ich allein wären. Max machte einen
Besuch in der Nähe. Als ich aus dem Haus trat, stand schon Percy am Weg, der
nach Nizza führt, und ich ging hinterher. Er wartete vor der Platane, machte
die Arme weit auf, und ich flog hinein. Er hob mich auf, wie man ein Kind aufhebt,
und ich wiege doch 112 Pfund!
    Nun waren wir endlich allein — der
Garten ganz leer — ganz still — unten der Fluß noch im Licht der letzten
Sonnenstrahlen, die Abschied nahmen von diesem Sommertag. Percy hatte mir
vormittags zwei rote Rosen geschnitten, die ich mir vorn an der Brust auf mein
weißes Kleid stecken mußte. Sie waren aber nach dem heißen Tag müde und welk
geworden, und als die Gäste weggingen, legte ich sie in der Garderobe in
frisches Wasser. Es sah ganz leer aus, als nur noch die Perlennadel da steckte.
Percy hatte es gesehen, und er hatte rasch zwei neue Rosen geschnitten, die auf
dem Tisch in Nizza lagen. Er steckte sie mir an, küßte mich und sagte: «Rote
Rosen gehören eigentlich nur zu Liebe und Glück, und ich habe noch nie welche
verschenkt. Es ist fast alles zu schön: dieser Sommertag, die Rosen, diese
Stunde und du!»— — —
    Liebe Bertha, ich möchte alle seine
Worte aufheben in meinem Herzen, und es ist gut, daß ich sie Dir noch mal
schreiben kann, damit sie sich in mir befestigen.
    Nun erzählten wir uns alles, und ich
fragte ihn, ob er sich über Dr. v. Sch. geärgert hätte. Er sagte etwas zögernd:
«In Wirklichkeit nicht sehr, weil ich fühlte, daß du nur mich liebtest,
und weil du ihm nicht den kleinen Finger gabst — aber ich fand ihn anmaßend und
taktlos — , so würde sich ein gut erzogener Engländer nie benehmen.» Ich
sagte: «Ich glaube nicht, daß er richtig in mich verhebt ist, — er will nur der
Beste sein, er hat einen großen Geltungstrieb, und seine Eitelkeit ist
verletzt.» Darauf meinte Percy: «Na, — ich weiß nicht recht.» Aber im Grunde
interessierte Sch. uns beide sehr wenig. Ich fragte, ob er nicht alle diese
Frauen ganz bezaubernd gefunden hätte, und er sagte: «Ich glaube, sie waren
alle bildschön, aber ich sehe sie kaum — ich sehe ja nur dich.»
    Um ¼ vor 8 haben wir Onkel Herbert geweckt. Der Abend war dann noch so schön und
harmonisch und alles wie ein Traum!
    Liebe, liebe Bertha, findest Du nicht
auch erst jetzt das Leben wirklich schön, seitdem Du hebst? Alles, was
ich hier tue, tue ich für ihn. Ich ziehe mich auch besser und sorgfältiger an,
und er sieht alles an mir. Bei schönem Wetter muß ich nachmittags immer
die oldkäferschuhe anziehen und beim Reiten die weißen Waschlederhandschuhe! —
    Pastor Portig hat uns immer und immer wieder gesagt, daß nur die Leiden uns näher zu Gott führen — aber glaubst Du
nicht, daß die Liebe das auch tut? Ich war noch nie so aufgeschlossen für alles
Schöne, und ich kann auch niemandem mehr böse sein. Früher hätte ich mich
sicher über den zudringlichen Sch. sehr geärgert — jetzt tut er mir leid. Die
Sonne und der Mond haben einen andern Glanz bekommen, und es ist, als wenn ihr
Licht ganz tief in mich hineinstrahlte. Fühlst Du es auch alles so anders und
so viel schöner? Gestern fragst Du mich, wie ich mir die Fortsetzung dieser
Liebesgeschichte dächte. Aber — Bertha — ich denke überhaupt nicht — ich

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