Sommer, Sonne, Ferienliebe - Regenguss & Ferienkuss: aus der Reihe Freche Mädchen – freche Bücher! (German Edition)
Berlin ein.«
Mein Vater war Bundestagsabgeordneter und hatte ein kleines Apartment in der Nähe vom Alex. Da war im Sommer immer was los. Schwulenfestivals, Popkonzerte, jede Menge Fun und Action.
Ich war von meinem Plan total begeistert. Genau so würde ich es machen. Fahrradtour? – Abgehakt!
Aber wieder machte Mam mir einen Strich durch die Rechnung. »Papa ist mit einer Delegation in China. Das weißt du doch. Du glaubst doch wohl selber nicht, dass ich dich alleine in Berlin lasse.«
»Nicht?«
»Nein, nicht! Und daran gibt es überhaupt nichts zu rütteln.«
Es ging – wie immer bei uns – noch eine Weile hin und her. Ich kriegte die Krise und Mam langsam genug.
»Schluss jetzt!«, sagte sie schließlich genervt. »Radtour oder Süddeutschland. Überleg es dir. Andere Alternativen gibt es nicht.«
Ich raste aus der Küche in mein Zimmer und schmiss die Tür mit einem lauten Knall zu. Mama sollte schon merken, dass ich sauer war. Auch wenn ich sie irgendwie verstehen konnte, dass sie sich Sorgen machte, wenn ich allein zu Hause oder in Berlin bliebe. Trotzdem war es gemein, mich so unter Druck zu setzen.
Ich warf mich aufs Bett, grabschte nach meinem Handy und rief Franzi an. »Deine Mutter ist schuld«, schnauzte ich ihr in den Gehörgang.
»Hä? Woran ist sie schuld?«
»Sie hat meiner Mutter eingeredet, dass ich bei eurer Radtour mitfahren soll!«
»Ach? Das wundert mich aber.« Franzi mimte die Unschuld vom Lande. »Weiß gar nicht, wie sie darauf gekommen ist.«
»Ach nee!«
»Und was meint deine Mutter dazu?«
»Blöde Frage! Frag mich lieber, was ich meine!«
»Aha. Und was meinst du?«
»Ich habe keine Meinung zu haben! Ich werde schlicht erpresst.«
Klang das nach einem unterdrückten Kichern am anderen Ende? »Und wie sieht diese Erpressung aus?«
»Babysitten, schreiende Kleinkinder pampern, Töpfchen säubern, Kartoffeln schälen – kurz: Zwangsarbeit bei den Gören meiner Tante – oder Radtour mit euch.«
Jetzt war es eindeutig, Franzi konnte ihr Lachen kaum noch zurückhalten. »Und da hast du dich also für die Gören entschieden«, sagte sie und schon prustete das aufgestaute Gekicher aus ihr heraus ins Handy.
Ich hielt das Ding etwas weg vom Ohr und als sie sich wieder beruhigt hatte, zischte ich: »Genau. Ich wünsch euch schöne Tage!« Dann beendete ich die Verbindung. Da sollte sie ruhig mal ein bisschen dran knabbern!
Sekunden später dudelte das Teil los und gleichzeitig vibrierte es.
Natürlich eine völlig verunsicherte Franzi. »Das ist nicht dein Ernst, oder? Du kannst doch solche Pansen nicht uns vorziehen!«
»Kann ich nicht?«
»Nein!«
Nun war es an mir, zu lachen. »Tu ich auch nicht! Hältst du mich für ’ne Selbstmörderin? Da fahre ich doch lieber mit euch!«
Diesmal hängte ich eine Franzi ab, die vollkommen happy jubelte: »Das muss ich gleich Lea und Greetje sagen! Super, dann sind ja alle Pepper Dollies komplett!«
Die Pepper Dollies , das war unser Mädchenclub und wenn wir alle mitfuhren, dann war das eigentlich so gut wie eine Garantie dafür, dass die Luzie abging.
Nicht nur Franzi musste noch mal telefonieren. Auch ich hatte jemandem die frohe Botschaft zu verklickern. Wie würde Meik meinen Sinneswandel wohl aufnehmen. Ob er noch sauer war?
»Meik?«
»Ja, Kiki? Was gibt’s?«
»Neuigkeiten. Ich denke, ich werde die Wette doch selber überprüfen und ... komme mit.«
Und weil Meik sich so offensichtlich wegfreute, stellte sich auch bei mir so etwas wie Reisefieber ein und ich lächelte innerlich vergnügt, als ich das Handy ausschaltete und neben mein Bett legte. Wenn ich auch nur im Mindesten geahnt hätte, auf was ich mich da eingelassen hatte, ich hätte meine Mutter auf den Knien angefleht mich bitte, bitte zu den Stinke-Po-Zwergen meiner Tante mitzunehmen!
Der erste Tag begann gleich mit dem schönsten Nieselregen. Auf Malle herrschte zur gleichen Zeit eine absolute Hitzewelle. Prächtig! Die Wette mit Meik würde ich vermutlich haushoch gewinnen. Aber was hatte ich davon? – Nasse Füße!
Wir hatten uns am Bahnhof verabredet, weil wir das erste Stück bis in die Heide mit dem Zug zurücklegen wollten. Die Räder waren bereits aufgegeben und würden, wenn wir unser erstes Etappenziel erreichten, schon dort auf uns warten. So ließ ich mich dann von Mam mit Rucksack, Schlafsack und nicht gerade prächtigster Laune zum Treffpunkt fahren. Natürlich auch noch in aller Herrgottsfrühe.
Hätte ich doch die Alternative
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