Sommertraume in Marbella
prominent genug waren, um zu wissen, dass man zu dieser Zeit hier sein sollte. Zumindest glauben das die meisten Gäste von Dorlands Party, dachte Julia zynisch, als der Chauffeur der Limousine vor dem Haupteingang von Marbellas De-Luxe-Hotel hielt, dem weltberühmten Alfonso Club, gegründet von einem europäischen Prinzen.
Julia lächelte, als sie darüber nachdachte, wie sehr sich dieser Schickeriatreffpunkt von dem Hotel unterschied, in dem Silas und sie in Rom übernachtet hatten.
Wie St. Tropez, St. Moritz und eine Hand voll anderer Orte auf der Welt hielt Marbella seit Jahrzehnten an seinem übertrieben hohen Prestige fest. Julia vermutete, dass sich nirgendwo sonst auf der Welt – vielleicht abgesehen von Palm Springs – so viele Frauen in den Siebzigern aufhielten, die behaupteten, in den Dreißigern zu sein. Sie kamen im Sommer hierher und bräunten ihre dünnen lederartigen Körper, bis sie sich nach einigen Monaten in eine diskrete Schweizer Klinik zurückzogen, um sich dort verwöhnen und auf einen weiteren Sommer vorbereiten zu lassen.
In Marbella war es fast Pflicht, Sonnenbräune, eine anständige Frisur, eine mit Strass besetzte Sonnenbrille und goldfarbene Mokassins im Gucci-Stil zu besitzen. Nicht, dass Marbella nicht auch die jüngeren Prominenten anzog. Sie kamen in Scharen, weshalb Dorland sich auch entschieden hatte, seine Sommerabschlussparty hier zu geben.
Während sie zu der Privatvilla auf dem Klubgelände geführt wurden, die Silas für sie gebucht hatte, beschloss Julia, ihre Garderobe aufzustocken. Im Vergleich zu den Bergen von Louis Vuitton, die vor dem Haupteingang aus den Kofferräumen der Luxuslimousinen geholt wurden, hatte ihr kleiner Koffer richtig jämmerlich ausgesehen. Bereits auf dem kurzen Weg zur Villa entdeckte sie drei berühmte Filmstars und eine Girlgroup samt Crew. Alle wollten zu Dorlands Party.
Ihre Villa hatte nicht nur einen eigenen Garten, sondern auch einen Swimmingpool. „Oh, Silas, das ist einfach zu toll!“, rief Julia glücklich.
„Ich dachte mir, dass es dir gefallen würde“, erwiderte Silas trocken.
Sie musste lachen und wurde gleichzeitig rot. „Nur weil ich einmal erwähnt habe, dass ich gern nackt mit dir schwimmen und anschließend Sex unter freiem Himmel haben möchte, musst du mir den Wunsch doch nicht gleich erfüllen.“
„Soll das etwa heißen, du hast es dir inzwischen anders überlegt?“
„Nein. Aber ich bin nicht zum Vergnügen hier. Ich muss gleich zu Dorland. Noch so ein Trauma wie in Positano verkrafte ich nicht. Ich kann noch immer nicht glauben, dass es tatsächlich passiert ist. Was ist los?“, fragte sie, als Silas sie seltsam ansah.
„Ich habe gerade eine E-Mail von dem Privatdetektiv bekommen, der für mich Erkundigungen über Nick und Prêt a Party eingeholt hat.“
„Und?“
„Lass uns erst auspacken und essen. Ich bestelle uns etwas beim Zimmerservice, ja?“
Ganz deutlich sah Julia ihm an, dass er lieber nichts gesagt hätte. „Nein, bitte erzähl es mir gleich. Ich weiß, dass du mich schützen willst, aber ich bin kein kleines Mädchen mehr. Und Lucy ist meine Freundin.“
„In Ordnung. Dann lass uns aber zumindest hinsetzen.“ Silas ließ sich in einen der bequemen Sessel sinken und zog Julia neben sich auf die Armlehne. „Nach dem, was der Privatdetektiv herausgefunden hat – und ich habe keinen Grund, an ihm zu zweifeln, er hat früher schon heikle Angelegenheiten für mich untersucht –, scheint Prêt a Party in sehr ernsten finanziellen Problemen zu stecken.“
„Ach, Silas.“ Ihre Augen wurden dunkler vor Kummer.
„Leider kommt es noch schlimmer. Höchstwahrscheinlich unterschlägt Nick Firmengelder. Und Lucy betrügt er dabei auch.“
„Oh nein! Arme Lucy. Aber wie ist das denn möglich? Sie erklärt immer, dass sie ohne das Einverständnis ihres Treuhänders nicht an ihr Vermögen herankommt.“
„Aber er hat die Bestimmung zugelassen, dass Lucy jede Kontoüberziehung mit ihrem Treuhandvermögen ausgleichen muss. Nach den Angaben des Detektivs hat jemand das Unternehmen um einige sehr hohe Summen erleichtert, was zu einer Überziehung des Firmenkontos geführt hat. Und durch die Bestimmung im Vertrag konnte die Bank darauf bestehen, dass Lucy sie mit Hilfe ihres Treuhandvermögens ausgleicht. Für den Abfluss so beträchtlicher Summen gibt es offenbar keine geschäftlichen Gründe, und mein Detektiv glaubt, dass Nick sich das Geld in die eigene Tasche gesteckt hat –
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