Sonea 3 -
hatte, dass ihn nur ihr exotisches Aussehen faszinierte. Aber keine andere Sachakanerin hatte seine Blicke auf diese Weise auf sich gezogen, und er hatte sowohl in Arvice als auch im Sanktuarium viele schöne Frauen gesehen.
Das Sanktuarium. Ich vermisse es tatsächlich, bemerkte er. Jetzt, da ich fortgegangen bin, begreife ich, dass es mir dort gefallen hat, trotz Kalia. Erinnerungen daran, wie er entführt, eingesperrt, gefesselt und geknebelt worden war, während Kalia in seinem Geist nach dem Geheimnis magischer Heilkunst gesucht hatte, verdüsterten seine Gedanken, aber er schob sie beiseite. Kalia ist nicht länger eine der Sprecherinnen. Nicht länger zuständig für die Krankenstation, rief er sich ins Gedächtnis. Die Verräterinnen haben ihre Fehler, einige mehr als andere, aber alles in allem sind sie gute Menschen. Mit Kalia auf der Krankenstation festzusitzen und sich ständig um ihre Manipulationen sorgen zu müssen, dazu noch die Frage, wie er die Verräterinnen dazu überreden konnte, mit der Gilde Handel zu treiben, hatte ihn zu sehr abgelenkt, um ihre Lebensweise wirklich zu schätzen zu wissen.
Seine Entführung war die Tat einer kleinen Anzahl von recht skrupellosen Verräterinnen gewesen. Er hatte den Verdacht, dass nicht alle Mitglieder von Kalias Gruppe ihre Taten gutgeheißen hatten. Die meisten von ihnen wären nicht bereit gewesen, die Gesetze der Verräterinnen zu brechen, wie Kalia es getan hatte, selbst wenn sie ihr im Nachhinein recht gaben. Ihre Denkweise entsprang dem tief verwurzelten Verlangen, ihre Leute zu beschützen. Ihre Angst vor der Außenwelt war ihnen nach Jahrhunderten, die sie versteckt in den Bergen gelebt hatten, in Fleisch und Blut übergegangen.
Obwohl er nicht recht bereit war, Kalia zu verzeihen, dass sie ihm das Wissen über die Heilkunst gestohlen hatte, konnte er ihr ihren Wunsch kaum verübeln, in der Lage zu sein, es zu benutzen und das Leben ihrer Leute zu retten. Trotzdem, sie hatte vor, mich zu töten und zu behaupten, ich hätte versucht, aus dem Sanktuarium zu fliehen, und wäre im Schnee des Winters erfroren. Das ist nichts, was ich zu verzeihen beabsichtige.
Als Entschädigung für das, was ihm genommen worden war, hatte Königin Zarala verfügt, dass man ihn lehren solle, wie man magische Edelsteine anfertigt. Er hatte eine Art von Magie gelernt, von der die Gilde noch nie gehört hatte. Es war der Traum, neue mächtige Magie zu finden, der ihn dazu getrieben hatte, sich freiwillig als Botschafter Dannyls Assistent zu melden. Rückblickend belächelte er seine eigene Naivität. Die Chancen, etwas zu finden, waren lächerlich gering gewesen. Und doch hatte er es geschafft.
Seine Hoffnungen, Magie zu finden, die schwarze Magie vielleicht überflüssig machen oder zumindest einen Schutz davor bieten würde, hatten sich jedoch nicht erfüllt. Denn die magischen Edelsteine hatten zwar das Potenzial, schwarze Magie zu ersetzen, aber leider wurden sie selbst mithilfe schwarzer Magie geschaffen.
Er spürte, wie sein Lächeln verblasste, und ein Knoten der Sorge bildete sich in seinem Magen. Was wird die Gilde tun, wenn sie erfährt, dass ich schwarze Magie beherrsche? Wird man es verzeihen, sobald man versteht, dass ich anderenfalls nicht hätte lernen können, wie man die Steine macht?
Er hatte alle möglichen Konsequenzen erwogen und sich auf die schlimmste von ihnen gefasst gemacht: die Möglichkeit, dass sie ihn aus den Verbündeten Ländern verbannen würden, so wie sie seinen Vater verbannt hatten. Es würde ihn verletzen, aber es würde ihn auch frei machen, ins Sanktuarium und zu Tyvara zurückzukehren, was kein gar so schlechtes Ergebnis wäre. Abgesehen von einer Sache.
Mutter wird enttäuscht von mir sein. Nein – mehr als das. Sie wird am Boden zerstört sein.
Was der Grund war, warum er Botschafter Dannyl und Administrator Osen noch nichts davon gesagt hatte. Es war eine Neuigkeit, die er so lange wie möglich für sich behalten wollte. Osen hatte beschlossen, dass niemand mehr erfahren sollte als unbedingt notwendig, für den Fall, dass die Sachakaner tatsächlich begannen, Gedanken zu lesen. Trotzdem wusste Lorkin, dass er nicht ewig verhindern konnte, dass Sonea es erfuhr.
Aber wenn sie es erfährt, möchte ich lieber nicht, dass sie es von jemand anderem hört. Es wird nicht leicht sein, es ihr zu sagen, aber wenn ich es selbst tue, wird es für sie vielleicht erträglicher sein.
Cery konnte nicht mehr zählen, wie oft er aufgewacht
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