Die Schamanen: Das Vermächtnis des Windes (1) (German Edition)
Böses Erwachen
Vorsichtig schlug er seine Augen auf. Er fühlte sich müde, schlaff und kaputt. Mehrere Tage hatte er da gelegen. Wie lange konnte er nicht sagen, nur das es ziemlich lange gewesen sein musste. Seine Muskeln waren schwach und auch sein Augenlicht war, durch die Helligkeit, getrübt. Langsam kamen seine Sinne wieder zu ihm. Die Luft um ihn herum roch nach Feuer und verbranntem Holz. Der Himmel leuchtete Rot und der Boden fühlte sich merkwürdig kalt an. Er stöhnte auf und versuchte sich aufzurichten. Langsam schaffte er es auch. Als er saß, schoss ihm sofort Übelkeit in den Kopf und Magen und brachte ihn zum Erbrechen. Der Junge war ziemlich kräftig gebaut. Seine Kleidung war voll von ruß und Staub. Ursprünglich war das Oberteil blau und die Hose schwarz. Allerdings konnte man diese Farben nicht mehr erkennen. Als er fertig war, sah er sich um. Er befand sich in einem zerstörten Dorf. Die Hütten waren gesprengt worden und das Holz lag überall verteilt.
„Wer und wo bin ich?“, fragte er sich selbst. Er versuchte sich an etwas zu erinnern, doch in seinem Kopf war nicht mehr als Leere. Plötzlich hörte er etwas und sah in die Richtung. Dort war ein Haufen. Der Junge hielt es für Holz, doch bei genauerem Betrachten, konnte er erkennen, dass es Menschen waren, die man dort aufgehäuft hatte. Ihm stiegen Tränen in die Augen.
Grässlich, dachte er und versuchte sich zu erheben. Doch seine Beine gaben immer wieder nach und er fiel zu Boden. Beim vierten Anlauf gelang es ihm. Er war noch sehr wacklig auf den Beinen. Vorsichtig versuchte er diesen Ort zu verlassen. Plötzlich stolperte er und fiel. Er sah auf und Blickte in die weit aufgerissenen Augen eines toten Mannes. Panisch versuchte er wieder aufzustehen. Doch es misslang ihm. Erneut versuchte er es und diesmal konnte er davon laufen. Er lief und lief. So schnell er konnte.
Weg von diesem Ort, dachte er und rannte immer weiter. Er hatte das Dorf hinter sich gelassen und nur noch der Schein des Feuers erinnerte ihn daran. Er atmete auf und sah sich um. Um ihn herum war nichts als verbrannter Boden und Berge. Nichts weiter. Die Sonne musste untergegangen sein oder von den Wolken so gut verdeckt, das kein Strahl die Erde erreichen konnte. Um ihn herum war es still. Er ließ sich zu Boden fallen und begann zu weinen. Er schrie seine ganze Angst in die Welt hinaus. Er hatte nicht erwartet, jemanden zu sehen doch plötzlich erschien ein Tiger vor ihm. Sein Fell schimmerte Smaragd Farben. Furcht ergriff den Jungen. Der Tiger musterte ihn und fauchte dann. Sofort hörte der Junge auf zu weinen. Vorsichtig ging der Tiger auf ihn zu. Er schnupperte kurz an der Hand des Jungen und fing dann an zu schnurren. Erstaunt zog der Junge seine Hand zurück.
„Hab keine Angst“, sagte der Tiger und sah ihm tief in die Augen.
„Du kannst sprechen?“, fragte der Junge stotternd.
„Ich bin kein normaler Tiger. Das dürftest du bemerkt haben.“
„Es tut mir leid, aber ich kenne keinen anderen Tiger. Ich erinnere mich an nichts mehr“, sagte der Junge traurig.
„Dann bist du“, begann er und stoppte dann. „Nicht so wichtig. Folge mir“, sagte der Tiger. Langsam erhob sich der Junge und trottete hinter dem Tiger her. Keiner von beiden sagte etwas. Plötzlich drehte der Tiger sich um und begann zu knurren.
„Was ist?“, fragte der Junge.
„Hier ist jemand“, sagte der Tiger.
„Ich sehe niemanden.“
„Ich kann es riechen“, antwortete der Tiger und sah sich um. Plötzlich erschien aus dem nichts eine Katze. Ihr Fell leuchtete feuerrot. Sofort begann der Tiger noch bedrohlicher zu knurren.
„Das ist doch nur eine Katze“, sagte der Junge und ging in die Knie um die Katze zu locken. Doch die Katze reagierte nicht.
„Mir war klar, dass ich dich hier finden würde“, sagte sie und sofort schreckte der Junge zurück.
„Was auch sie kann sprechen? Können alle Tiere sprechen?“, fragte der Junge.
„Nein nur vier von uns. Magier können mit Tieren reden, doch du bist keiner“, sagte der Tiger ernst. Die Katze kicherte und ging langsam auf den Tiger zu. Dabei begann sie zu wachsen, bis sie die Größe des Tigers erreicht hatte.
„Ich werde nicht zulassen, dass du ihn mitnimmst“, sagte sie und fauchte laut.
„Mir ist egal was du zulässt und was nicht. Ich werde ihn mitnehmen“, antwortete der Tiger und brüllte laut. Es gab einen Knall und zwei weitere Tiere erschienen. Ein Wolf mit blauem Fell und ein Fuchs mit
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