Sonea 3 -
Blutgefäße mussten repariert werden. Das war einfach.
Nach einer letzten Überprüfung zog sie ihre Sinne wieder in sich hinein, holte tief Luft und öffnete die Augen. Gols Gesicht war nicht länger starr vor Schmerz. Er schaute zu ihr auf und lächelte.
»Besser?«, fragte sie.
Er nickte. »Ja. Aber … müde. Sehr müde.« Er runzelte die Stirn. »Durstig.«
»Das ist normal. Du hast Blut verloren, und das Gift könnte eine Entzündung verursacht haben.«
»Die Klinge war vergiftet?«, fragte Cery erschrocken.
»Nein, aber sein Darm ist aufgeschlitzt worden. Was darin ist, wirkt wie Gift, wenn es in den Rest des Körpers gelangt.«
Cery betrachtete den massigen Mann nachdenklich. »Du wirst für eine ganze Weile nicht für Kampfübungen zu gebrauchen sein.« Er sah Lilia an. »Wie lange wird es dauern, bis er sich vollkommen erholt hat?«
Sie zuckte die Achseln. »Ich bin mir nicht sicher, aber es wird schneller gehen, wenn er gutes Essen und sauberes Wasser bekommt.« Sie blickte Anyi an. »Wenn du mit mir kommst, werde ich nachsehen, ob Jonna etwas in meinem Zimmer zurückgelassen hat. Zumindest wird dort Wasser sein.«
»Du bist bereits spät dran für den Unterricht«, bemerkte Anyi. »Du solltest direkt in die Universität gehen.«
»In diesen Kleidern?« Lilia blickte auf ihre Novizenroben hinab. Sie waren abgewetzt und schmutzig von der Kletterpartie durch die schmale Lücke in den Mauern der Magierquartiere, die es ihr ermöglichte, aus Soneas Räumen und in die unterirdischen Tunnel zu schlüpfen. Normalerweise brachte Anyi ihr einige alte Kleider mit, die sie anziehen konnte, aber diesmal war sie mit leeren Händen erschienen. Lilia hatte nicht riskieren wollen, dass Gol vielleicht starb, während sie versuchte, etwas anderes zum Anziehen zu finden.
Anyi betrachtete Lilias Roben. »Kannst du nicht Magie benutzen, um sie in Ordnung zu bringen?«
Lilia seufzte. »Ich kann es versuchen. Hängt davon ab, wie schlimm es ist. Es dauert vielleicht länger, als zurückzugehen.«
Anyi musterte sie. »Sieht gar nicht so schlimm aus. Nichts, was du nicht damit erklären könntest, dass du gestolpert und in eine Hecke gefallen bist.«
»Wie sieht es mit etwas Essbarem und Wasser aus?«
Anyi zuckte die Achseln. »Ich werde mich darum kümmern.«
»Sonea wird den ganzen Tag in ihren Räumen sein.«
»Sie macht im Hospital die Nachtschicht, richtig? Also wird sie schlafen.«
»Und wenn sie nicht schläft? Oder wenn sie aufwacht?«
»Dann erzähle ich ihr, ich sei auf einen Sprung vorbeigekommen, um dich zu besuchen, und hätte Hunger.«
»Wenn es nur Wasser ist, das wir brauchen, kenne ich einige lecke Rohre«, sagte Cery. Er sah Lilia streng an. »Aber wir werden schlimmer dran sein, wenn du deinen Unterricht versäumst oder jemand bemerkt, dass du in den Tunneln unter der Gilde umhergestreift bist. Wir werden hier für eine Weile festsitzen, und du musst frei bleiben, damit du uns besuchen kannst, Lilia.«
Sie blickte von ihm zu Anyi. Er hatte natürlich recht. Zwar schien der Unterricht unwichtig im Vergleich dazu, ihre Freunde zu beschützen, aber es würde nur Verdacht erregen, wenn sie schwänzte. Einmal mehr verfluchte sie sich dafür, dass sie der Neugier nachgegeben und die Instruktionen über die Benutzung von schwarzer Magie in Nakis Buch ausprobiert hatte. Als sie noch eine gewöhnliche Novizin gewesen war, hatte niemand sie je beachtet. Sie seufzte und nickte. »In Ordnung. Aber ich komme heute Abend mit Essen für euch alle zurück.«
»Wie willst du das schaffen?«, fragte Cery und zog eine Augenbraue hoch.
»Oh, Jonna sagt mir immer, ich solle mehr essen, und sie lässt kleine Erfrischungen für mich da, während ich lerne. Heute Abend werde ich ungewöhnlich hungrig sein.«
3 Fragen
L orkin verspürte zwar eine gewisse Erleichterung, als der Ashaki ihn aus dem Verhörraum führte, hatte aber gleichzeitig das Gefühl, dass diese Empfindung womöglich verfrüht war. Sie gingen den gleichen Weg zurück, den sie an diesem Morgen gekommen waren: von der Zelle, in die man ihn aus dem Audienzsaal des Palastes gebracht hatte, in den Verhörraum. Vielleicht waren sie für heute fertig. Vielleicht war es draußen Nacht. Lorkins Magen war das einzige Maß für das Verstreichen der Zeit, aber es war kein besonders zuverlässiges. Wenn er einmal nicht vor Angst verkrampft war, knurrte er leise vor Hunger.
Sein Vernehmer, der sich nicht vorgestellt hatte, ging voran, und dessen Assistent
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