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Sonea - Die Hueterin

Sonea - Die Hueterin

Titel: Sonea - Die Hueterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trudi Canavan
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von seiner letzten Magie verzehren zu lassen, und -
sie betrachtete den zunehmend kunstvoller werdenden Schmuck auf den neuen Gräbern der Gilde -
beträchtlich weniger kostspielig.
    Sie las die Worte auf dem Grabstein, auf dem sie saß. Ein Name, ein Titel, ein Hausname, ein Familienname. Später waren in kleinen Buchstaben die Worte »Vater von Lorkin« ergänzt worden. Doch ihr eigener Name war nicht erwähnt.
Und wird es niemals werden, solange deine Familie etwas damit zu tun hat, Akkarin. Aber zumindest haben sie deinen Sohn akzeptiert.
    Sie schob ihre Verbitterung beiseite, dachte für eine Weile an Cery und dessen Familie und überließ sich der Trauer und dem Schmerz des Mitleids. Gestattete den Erinnerungen zurückzukehren, von denen einige willkommen waren, andere nicht. Nach einer Weile riss sie das Geräusch von Schritten aus ihren Gedanken, und sie stellte fest, dass inzwischen die Sonne aufgegangen war.
    Langsam drehte sie sich zu dem Besucher um und lächelte, als sie Rothen auf sich zukommen sah. Einen Moment lang war sein runzliges Gesicht eine Maske der Sorge, dann entspannte es sich zu einem Ausdruck der Erleichterung.
    »Sonea«, sagte er, bevor er innehielt, um wieder zu Atem zu kommen. »Ein Bote hat nach dir gesucht. Niemand wusste, wo du warst.«
    »Und ich wette, das hat eine Menge unnötigen Wirbel und Aufregung verursacht.«
    Er sah sie stirnrunzelnd an. »Dies ist kein guter Zeitpunkt, um die Gilde an ihrem Vertrauen zu einer gemeingeborenen Magierin zweifeln zu lassen, Sonea, wenn man an die Veränderung der Regeln denkt, die in Kürze vorgeschlagen werden soll.«
    »Gibt es jemals einen guten Zeitpunkt dafür?« Sie erhob sich und seufzte. »Außerdem habe ich gerade doch nicht die Gilde zerstört und alle Kyralier zu Sklaven gemacht, nicht wahr? Ich habe nur einen Spaziergang unternommen. Überhaupt nichts Finsteres.« Sie sah ihn an. »Ich habe die Stadt seit zwanzig Jahren nicht verlassen, und das Gelände der Gilde verlasse ich nur, um in Hospitälern zu arbeiten. Ist das nicht genug?«
    »Für einige Leute nicht. Und gewiss nicht für Kallen.«
    Sonea zuckte die Achseln. »Das erwarte ich von ihm. Es ist seine Aufgabe.« Sie legte eine Hand um seinen Ellbogen, und gemeinsam gingen sie den Pfad wieder hinunter.
    »Macht Euch wegen Kallen keine Sorgen, Rothen. Mit dem werde ich schon fertig. Außerdem würde er es nicht wagen, sich darüber zu beschweren, dass ich Akkarins Grab besuche.«
    »Du hättest Jonna eine Nachricht hinterlassen und ihr mitteilen sollen, wo du hinwolltest.«
    »Ich weiß, aber solche Besuche macht man ja meist ziemlich spontan.«
    Er sah sie an. »Geht es dir gut?«
    Sie lächelte. »Ja. Ich habe einen Sohn, der lebt und sich prächtig macht, Hospitäler in der Stadt, in denen ich ein wenig Gutes tun kann, und Euch. Was brauche ich mehr?«
    Er hielt inne, um nachzudenken. »Einen Ehemann?«
    Sie lachte. »Ich
brauche
keinen Ehemann. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich einen
will.
Ich dachte, ich würde mich einsam fühlen, nachdem Lorkin bei mir ausgezogen ist, aber ich stelle fest, dass es mir gefällt, ein wenig mehr Zeit für mich zu haben. Ein Ehemann wäre... im Weg.«
    Rothen kicherte.
    Oder er wäre eine Schwäche, die ein Feind ausnutzen könnte,
fuhr es ihr unwillkürlich durch den Kopf. Aber dieser Gedanke ging eher auf Cerys Unglück zurück, das ihr noch so gegenwärtig war, als auf irgendeine reale Bedrohung. Obwohl man kaum sagen konnte, dass sie keine Feinde hatte, missbilligten diese Leute sie lediglich wegen ihrer niederen Herkunft oder fürchteten die schwarze Magie, über die sie gebot. Nichts, was einen von ihnen dazu veranlassen würde, jenen, die sie liebte, Schaden zuzufügen.
Anderenfalls hätten sie Lorkin bereits ins Visier genommen.
    Als sie an ihren Sohn dachte, stiegen Erinnerungen an ihn als Kind in ihr auf, ungeordnet, ältere und jüngere, glückliche und enttäuschende, und sie nahm eine vertraute Enge ums Herz wahr, die teils Freude und teils Schmerz war. Wenn er still und grüblerisch war, angestrengt nachdachte oder sich besonders klug verhielt, erinnerte er sie so sehr an seinen Vater. Aber er hatte auch eine selbstbewusste, charmante, halsstarrige, gesprächige Seite - und Rothen behauptete, dieser halsstarrige und gesprächige Teil seines Wesens sei definitiv ihr Erbe.
    Als sie aus dem Wald traten, hatten sie einen guten Blick über das Gelände der Gilde. Der ihnen zunächst gelegene langgestreckte, rechteckige Bau

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