Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonea - Die Hueterin

Sonea - Die Hueterin

Titel: Sonea - Die Hueterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trudi Canavan
Vom Netzwerk:
Dekker, seinem Freund und Mitschüler, zum ersten Mal mit hierher genommen worden. Wie immer war es Dekkers Idee gewesen. Er war der Draufgänger unter Lorkins Freunden - kein ganz untypischer Charakterzug für einen jungen Krieger. Zu ihrem Freundeskreis gehörten Sherran, Reater und Orion; Sherran hatte stets getan, was immer Dekker vorschlug, während Reater und Orion sich nicht so leicht zu Unfug hinreißen ließen. Vielleicht war es nur natürlich, dass Heiler zur Vorsicht neigten. Aus welchem Grund auch immer, Lorkin hatte sich nur bereitgefunden, Dekker zu begleiten, weil die beiden Freunde es ebenfalls getan hatten.
    Vier Jahre später waren sie alle examinierte Magier, und die Schneiderei war ihr Lieblingstreffpunkt. Heute hatte Perler seine Cousine Jalie aus Elyne zu ihrem ersten Besuch dort mitgebracht.
    »Dies ist also die Schneiderei, von der ich so viel gehört habe«, sagte die junge Frau, während sie sich im Raum umschaute. Die Möbel waren kunstvoll gefertigt, abgelegte Stücke aus den wohlhabenderen Häusern der Stadt. Die Bilder an den Wänden und auf den Fensterläden dagegen konnte man nur billig nennen, sowohl was ihre Thematik als auch die Ausführung betraf.
    »Ja«, erwiderte Dekker. »Alle Freuden, nach denen es dich vielleicht gelüstet.«
    »Zu einem Preis«, bemerkte sie und sah ihn von der Seite an.
    »Zu einem Preis, den wir um deinetwillen vielleicht zu zahlen bereit sind, um des Vergnügens deiner Gesellschaft willen.«
    Sie lächelte. »Du bist so lieb!«
    »Aber nicht ohne Zustimmung ihres älteren Cousins«, fügte Perler hinzu und sah Dekker dabei fest an.
    »Natürlich«, erwiderte der junge Mann und verbeugte sich leicht in Perlers Richtung.
    »Also, welche Freuden hat man hier zu bieten?«, fragte Jalie.
    Dekker machte eine knappe Handbewegung. »Freuden des Körpers, Freuden des Geistes.« »Des Geistes?«
    »Ooh! Lasst uns ein Kohlenbecken hereinholen«, sagte Sherran mit glänzenden Augen. »Gönnen wir uns ein wenig Feuel, um uns zu entspannen.«
    »Nein«, widersprach Lorkin. Als er eine andere Stimme ebenfalls protestieren hörte, drehte er sich um, um Orion dankbar zuzunicken, den die Droge ebenso abstieß wie ihn selbst.
    Sie hatten es einmal ausprobiert, und Lorkin hatte die Erfahrung beunruhigend gefunden. Es war nicht der Umstand gewesen, dass das Feuel Dekkers grausame Seite zum Vorschein gebracht hatte, so dass er das Mädchen, das zu jener Zeit in ihn vernarrt gewesen war, gereizt und gequält hatte, sondern vielmehr der Umstand, dass Dekkers Verhalten ihn plötzlich nicht mehr gestört hatte. Tatsächlich hatte er es witzig gefunden, obwohl er später nicht mehr verstehen konnte, warum.
    Die Schwärmerei des Mädchens hatte an jenem Tag geendet, und Sherrans Liebesgeschichte mit Feuel hatte begonnen. Vor jener Zeit hätte Sherran alles getan, worum Dekker ihn bat. Seit diesem Tag tat er es nur noch dann, wenn es ihn nicht von seinem Feuel abhielt.
    »Lasst uns stattdessen etwas trinken«, schlug Perler vor. »Etwas Wein.« Er betrachtete die Dienstmagd, die zögernd an der Tür stand, und nickte, woraufhin die Frau lächelte und davoneilte.
    »Trinken Magier denn?«, fragte Jalie. »Ich dachte, das dürften sie nicht.«
    »Wir dürfen durchaus«, erwiderte Reater, »aber es ist keine gute Idee, sich allzu sehr zu betrinken. Wenn man die Kontrolle verliert, wirkt sich das wahrscheinlich auf die Magie genauso aus wie auf den Magen oder die Blase.«
    »Ich verstehe«, sagte sie. »Also muss die Gilde sicherstellen, dass keine der ProIiis, die sie aufnimmt, Trinker sind?«
    Die anderen sahen Lorkin an, und er lächelte unwillkürlich. Sie wussten genau, dass er den Raum verlassen würde, wenn sie mehr als den gelegentlichen Scherz über die einfachen Leute machten.
    »Es gibt wahrscheinlich mehr Schnösis, die Trinker sind, als ProIiis«, erklärte Dekker ihr. »Wir haben Methoden, mit ihnen zu verfahren. Was möchtest du trinken?«
    Lorkin wandte den Blick ab, als das Gespräch sich dem Thema Getränke zuwandte. »ProIiis« und »Schnösis« waren die Namen, die die reichen und die armen Novizen einander gegeben hatten, nachdem die Gilde beschlossen hatte, auch junge Leute außerhalb der Häuser zur Magierausbildung an der Universität zuzulassen.
    Lorkin passte in keine der beiden Gruppen. Seine Mutter stammte aus den Hüttenvierteln, und sein Vater war der Spross eines der mächtigsten Häuser Imardins gewesen. Er war in der Gilde aufgewachsen, fernab von den

Weitere Kostenlose Bücher