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Sonea - Die Hueterin

Sonea - Die Hueterin

Titel: Sonea - Die Hueterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trudi Canavan
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ohne dass irgendjemand erfährt, dass es von dir gekommen ist«, erklärte eine der Frauen.
    »Es muss zerstört werden«, beschloss Tyvara und streckte die Hand danach aus.
    »Nein!« Lorkin riss es an sich. »Darin habe ich all meine Forschungsergebnisse notiert.«
    »Was kein Sklave bei sich tragen würde.«
    »Ich werde es versteckt halten«, erwiderte er. Er stopfte es in den Ausschnitt seines provisorischen Kittels.
    »Und wenn ein Ashaki Eure Gedanken liest, wird er erfahren, dass Ihr es dort versteckt.«
    »Wenn ein Ashaki seine Gedanken liest, wird er erfahren, dass er kein Sklave ist«, bemerkte eine der älteren Frauen grinsend. »Lass ihn sein Buch behalten.«
    Tyvara runzelte die Stirn, dann seufzte sie. »Also schön. Haben wir irgendwelche Schuhe?«
    Eine der anderen Frauen holte ein Paar schlichter Lederschuhe, die aus nicht viel mehr bestanden als einem Stück Leder, das zu einem fußförmigen Beutel vernäht war. Den Beutel band man dann mit einem anderen, dünneren Seil am Knöchel fest. Tyvara nickte anerkennend.
    »Wir haben es fast geschafft. Während unsere Freundinnen hier die Farbe für Eure Haut zubereiten, sollte ich Euch besser erklären, welches Benehmen man von einem Sklaven erwartet«, sagte Tyvara. »Ich vermutete, das wird für Euch der schwierigste Teil werden. Wie überzeugend Ihr seid, könnte den Unterschied zwischen Überleben und Tod ausmachen.«
    »Das werde ich im Kopf behalten«, erwiderte er. »Es ist etwas, was ich wohl kaum vergessen werde.«
    Sie lächelte grimmig. »Man kann es sehr leicht vergessen, wenn man ausgepeitscht wird, nur weil jemand einen schlechten Tag hatte. Glaubt mir. Ich weiß es.«
     
    Während Sonea den Flur des Magierquartiers hinunterging, gähnte sie. Die Sonne war bei ihrer Rückkehr über den Hügel hinter der Gilde gekrochen und hatte einen bleichen Schimmer über den Himmel geworfen. Jetzt hatte sie sich hinter die Stadt zurückgezogen und alles der Dunkelheit, dem Lampenlicht oder, für einige wenige Glückliche, magischer Beleuchtung überlassen.
    Die Nachtschichten im Hospital waren die unbeliebtesten, daher übernahm sie sie, wann immer sie es einrichten konnte. Trotz der späten Stunde waren viele Patienten da gewesen - wobei einige der Heiler scherzhaft meinten, dass die nächtlichen Patienten die interessantesten seien. Sie hatte gewiss während dieser Schichten einige einzigartige Verletzungen behandelt. Sie argwöhnte, dass erheblich mehr nächtliche Besucher als jene, die gezwungen waren, aufgrund der Natur ihrer Erkrankung oder Verletzung ihr Gewerbe zuzugeben, in Geschäfte verstrickt waren, die die meisten Gildemagier und ihre Familien entsetzt hätten.
    Cerys Neuigkeiten waren ihr viele Male durch den Kopf gegangen. Sie hatte unvernünftigerweise ein schlechtes Gewissen, weil sie sich nicht bereit erklärt hatte, ihm bei der Suche nach der wilden Magierin zu helfen. Aber sie konnte nicht erkennen, wie sie das insgeheim hätte tun sollen, was ihr das Misstrauen und die Missbilligung der Gilde eingetragen hätte. Und das wiederum würde die Hospitäler gefährden.
    Trotzdem ging sie nicht direkt zu Administrator Osen, als sie in der Gilde ankam. Stattdessen beschloss sie, darüber zu schlafen, wie Cery es vorgeschlagen hatte. Und jetzt, da sie wach war und der Schlaf ihr keine Gewissheit gebracht hatte, hatte sie sich vorgenommen, mit Rothen darüber zu sprechen. Er war schließlich derjenige gewesen, der damals, als sie selbst eine wilde Magierin gewesen war und sich vor der Gilde versteckt hatte, nach ihr gesucht und sie gefunden hatte.
    An seiner Tür angekommen, klopfte sie. Eine vertraute Stimme antwortete ihr von der anderen Seite. Die Tür wurde geöffnet, und Rothen lächelte, als er sie sah.
    »Sonea. Komm herein.« Er zog die Tür weiter auf und ließ sie eintreten. »Setz dich. Möchtest du etwas Raka?«
    Sie ließ ihren Blick durch das Gästezimmer wandern, dann drehte sie sich wieder zu ihm um. »Cery war gestern Nacht bei mir. Er hat eine neue wilde Magierin in der Stadt entdeckt. Eine Frau, die volle Kontrolle über ihre Kräfte hat. Ich kann mich natürlich nicht selbst darum kümmern, aber... denkt Ihr, die Gilde wird es diesmal wieder vermasseln?«
    Rothen sah sie überrascht an, dann blickte er über ihre Schulter.
    »Ich wäre bereit, das Vermögen meiner Familie darauf zu verwetten, dass sie es genauso vermasseln werden wie beim letzten Mal«, erklang eine vertraute Stimme.
    Soneas Schultern sackten herunter.

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