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Sonea - Die Hueterin

Sonea - Die Hueterin

Titel: Sonea - Die Hueterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trudi Canavan
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das Badehaus war die einzige Einrichtung in Sichtweite des Pfandleihers, in der sie sich plausiblerweise über einen längeren Zeitraum hinweg aufhalten konnten, daher mussten sie es wohl oder übel einmal in Augenschein nehmen.
    Man hatte sie in einen Umkleideraum geführt und dort allein gelassen. Er lag im Erdgeschoss, und billige, schmucklose Fensterschirme verbargen die Kunden vor Blicken von der Straße. Nachdem sie sich umgezogen hatten, war Gol aus dem Raum geschlüpft, um die Nebenräume zu erkunden, und Cery hatte einen Stuhl vor eins der Fenster gestellt. Jetzt zog Cery den Fensterschirm auf und lächelte zufrieden, als er feststellte, dass der Laden des Pfandleihers tatsächlich in Sichtweite war.
    Die Tür wurde wieder geöffnet, aber es war nur Gol, der zurückkam.
    »Was denkst du?«
    »In den Räumen um uns herum ist niemand, aber für das obere Stockwerk kann ich mich nicht verbürgen. Wir können reden, sollten es aber leise tun.« Dann verzog er das Gesicht. »Es ist ziemlich heruntergekommen.«
    »Und die Bedienung ist langsam«, pflichtete Cery ihm bei. »Wahrscheinlich haben sie zu wenig Personal.« Er deutete auf das Fenster. »Aber die Aussicht ist gut.«
    Gol trat näher und spähte hinaus. »Das ist sie allerdings.«
    »Wir sollten uns abwechseln. Der eine beobachtet den Laden, während der andere sich wäscht.«
    Der große Mann schnitt eine Grimasse. »Ich hoffe nur, dass das Wasser nicht so übel ist wie der Geruch hier.« Er holte sich einen weiteren Stuhl und nahm Platz. »Hat deine Freundin etwas darüber gesagt, wie sie vorgehen will?«
    Cery schüttelte den Kopf. Soneas Nachricht war kryptisch gewesen; sie hatte ihm lediglich mitgeteilt, dass sie sich um die Angelegenheit, auf die er sie aufmerksam gemacht hatte, kümmern werde. Außerdem hatte sie ihm für die Information gedankt und ihn gebeten, weitere Neuigkeiten ans Hospital zu schicken.
Sie hat sich offensichtlich für den Fall so kryptisch ausgedrückt, dass der Brief abgefangen werden sollte. Wenn sie sich um die wilde Magierin kümmert, dann ist es unwahrscheinlich, dass sie der Gilde etwas erzählt hat. Sie würden ihr die Aufgabe, die Frau zu suchen, nicht anvertrauen.
    Es klopfte. Cery schob den Fensterschirm wieder vors Fenster.
    »Herein«, rief er.
    Dieselbe dünne junge Frau, die sie in den Umkleideraum geleitet hatte, öffnete die Tür und trat ein. Sie sah ihnen nicht in die Augen.
    »Das Bad ist fast fertig. Möchtet Ihr es warm oder heiß haben?«
    »Heiß«, antwortete Cery.
    »Welchen Duft wünscht Ihr? Wir haben -«
    »Nein«, unterbrach Gol sie entschlossen.
    »Hast du ein wenig Salz?«, fragte Cery. Er hatte gehört, dass ein Salzbad gut für angeschlagene Muskeln sei, und er hatte noch immer Schmerzen von dem Übungsmesserkampf, den er am Morgen ausgefochten hatte. Außerdem war Salz auch gut zur Reinigung von schlechtem Wasser.
    »Ja.« Sie nannte einen Preis, bei dem Gol die Augenbrauen hochzog.
    »Wir nehmen es«, erklärte Cery.
    Das Mädchen nickte höflich und verließ den Raum. Cery wandte sich dem Fenster zu, öffnete abermals den Schirm und schaute hinaus. Auf der Straße waren inzwischen mehr Menschen unterwegs.
    »Sollen wir Makkin den Aufkäufer dazu überreden, uns zu helfen?«, fragte Gol. »Er hat ohnehin schon Angst vor ihr, daher wird es sie nicht argwöhnisch machen, wenn er ein wenig nervös ist.«
    »Er ist der Typ Mann, der sich demjenigen fügt, vor dem er am meisten Angst hat«, erwiderte Cery. »Wenn er weiß, dass sie über Magie gebietet, wird er vor ihr mehr Angst haben als vor uns.«
    »Sie hat ihn aus dem Raum geschickt, bevor sie den Tresor geöffnet hat. Das legt für mich die Vermutung nahe, dass er nichts von ihrer Magie weiß.«
    »Ja, aber -«
    Gol zischte. Cery schaute den Mann an und sah, dass er aus dem Fenster starrte.
    »Was?«
    »Ist sie das? Vor Makkins Laden.«
    Cery wirbelte zum Fenster herum. Eine gebeugte Frau war vor dem Laden stehen geblieben. Ihr Haar war durchzogen von grauen Strähnen. Einen Moment lang war Cery davon überzeugt, dass Gol sich irrte - so sehr, dass er ihn gerade deswegen aufziehen wollte -, doch dann drehte die Frau den Kopf, um die Straße zu betrachten. Ein Schauder des Wiedererkennens durchlief ihn.
    Er sah Gol an. Gol starrte ihn an. Dann blickten sie beide auf die Tücher hinunter, die sie trugen.
    »Ich werde hingehen«, sagte Gol. »Du schaust zu.« Er sprang zu dem Stapel Kleider, die er abgelegt hatte, und begann sich hastig

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