Sonea - Die Hueterin
Verwandten zu üben, obwohl diese Verwandten Ausgestoßene gewesen waren.
Die Höheren Magier waren davon überzeugt, dass diese Gefahr nicht bestand. Das Gleiche gilt für Lord Maron und die anderen Gildebotschafter, die hier gelebt haben. Haben diese Familien ihre Absichten in der Hoffnung verborgen, dass Mutter oder ich eines Tages nach Sachaka reisen würden?
Er dachte an den Ring in seiner Tasche.
Sollte ich mich mit meiner Mutter in Verbindung setzen? Was wird sie sagen? Wahrscheinlich wird sie verlangen, dass ich ins Gildehaus zurückkehre und es Dannyl überlasse, sich um alles zu kümmern. Sie wird jetzt keine Mühe haben, die Gilde dazu zu überreden, meine Rückkehr zu befehlen.
Ein Gefühl der Rebellion stieg in ihm auf, verebbte jedoch schnell wieder.
Sie hatte recht,
rief er sich ins Gedächtnis. Es
war zu gefährlich für mich hierherzukommen. Doch irgendetwas sagt mir, dass eine Rückkehr ins Gildehaus im Augenblick auch nicht sicher wäre. Wenn Tyvara mich gerettet hat, will sie mich am Leben erhalten, und sie denkt offensichtlich nicht, dass ich im Gildehaus -
Die Tür zu dem Raum wurde abrupt geöffnet, und Lorkin zuckte zusammen. Es waren immer wieder Sklaven gekommen und gegangen, aber sie schienen nicht überrascht gewesen zu sein, ihn hier zu sehen. Beim ersten Mal war er gerade drauf und dran gewesen, den Blutring seiner Mutter zu benutzen, und hatte ihn gerade noch im Rücken seines Notizbuches verbergen können. Danach hatte er es nicht gewagt, es noch einmal zu versuchen, für den Fall, dass sie es mitbekamen und den Verdacht schöpften, dass er versuchte, sie zu verraten, und ihm den Ring wegnahmen.
Aber es war Tyvara, die in der Tür stand. Wie bei ihrer ersten Begegnung durchzuckte ihn der Gedanke, dass sie verlockend rätselhaft und exotisch war. Diesmal stand sie jedoch nicht mit gesenktem Blick vor ihm. Noch warf sie sich auf den Boden. Stattdessen musterte sie ihn voller Erheiterung, und ihre Haltung war selbstbewusst und entspannt.
Was definitiv eine Verbesserung ist,
befand er.
»Wie geht es Euch?«, fragte sie und verzog angesichts des Geruchs das Gesicht.
»Ich atme noch«, antwortete er. »Obwohl ich beinahe wünschte, ich täte es nicht. Werdet Ihr mir das alles jetzt erklären?«
Sie lächelte schwach. »Ja. Kommt mit nach draußen.«
Er erhob sich und ging zur Tür, und als sie beiseitetrat, gelangte er in einen großen Arbeitsraum. Vier Sklavinnen saßen an einem breiten Tisch und beobachteten ihn mit unverhohlener Neugier, jedoch ohne eine Spur Freundlichkeit. Zwei von ihnen waren etwa in Tyvaras Alter, die beiden anderen waren älter, aber es ließ sich schwer einschätzen, ob ihre Falten von harter Arbeit und Sonnenlicht herrührten oder von vorgerückten Jahren. Als er sie anschaute, wandten sie den Blick ab, dann strafften sie sich und richteten ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihn.
Als triebe Gewohnheit sie dazu, zunächst einmal jeden Blickkontakt zu vermeiden. Tyvara muss jedoch so tun, als sei sie eine Sklavin ... Ich denke... ich denke, diese Frauen wurden als Sklavinnen erzogen, während Tyvara als freie Frau zur Welt kam.
»Setzt Euch«, lud Tyvara ihn ein und deutete auf einen Hocker neben dem Tisch. Während er Platz nahm, setzte sie sich auf die Kante eines anderen Hockers. »Ich würde Euch ja mit allen bekannt machen, aber es ist immer sicherer, es zu vermeiden, Namen auszutauschen. Ich kann Euch sagen, dass Ihr bei diesen Frauen sicher seid.«
Lorkin nickte ihnen höflich zu. »Dann danke ich Euch für Eure Hilfe.«
Die vier sagten nichts, aber sie hatten die Augenbrauen hochgezogen und tauschten einige schnelle Blicke.
»Wir sind eine Gruppe, die sich die Verräterinnen nennt«, erklärte Tyvara. »Vor einigen hundert Jahren, nachdem die Kyralier Sachaka erobert hatten, taten sich freie Frauen mit Sklavinnen zusammen und entkamen an einen entlegenen, verborgenen Ort. Dort bauten sie ein Zuhause auf, in dem niemand Sklave war und alle einander ebenbürtig.«
Lorkin runzelte die Stirn. »Eine Gesellschaft, die ausschließlich aus Frauen besteht? Aber wie -«
»Nicht ausschließlich aus Frauen.« Tyvara lächelte. »Es gibt dort auch Männer. Aber sie führen nicht über alles das Kommando, wie es überall sonst auf der Welt der Fall ist.«
Wie faszinierend.
Lorkin musterte Tyvara eingehend.
Natürlich. Es ist nicht nur so, dass sie als freie Frau geboren wurde. Sie ist es gewohnt, das Sagen zu haben.
Dann wurde ihm etwas anderes klar. Sie hatte
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