Sonea - Die Hueterin
irgendwo hinter ihm.
Dekker drehte sich zur gleichen Zeit um wie Lorkin. Hinter ihnen war eine Wand aus Büschen und Bäumen, so dass sie beide aufstanden, um über das Blätterwerk hinwegzuspähen. Auf der anderen Seite hatten vier Jungen einen weiteren umzingelt und stießen ihr Opfer hin und her.
»Blö-der Prol-li«, sangen sie. »Hat keine Fa-mi-lie. Immer schmud-delig. Im-mer stin-kig.«
»He!«, rief Dekker. »Lasst das! Oder ich werde dafür sorgen, dass ihr freiwillige Hilfe in den Hospitälern leistet.«
Lorkin verzog das Gesicht. Seine Mutter war nie glücklich über Lady Vinaras Idee gewesen, Novizen zu bestrafen, indem man sie zwang, in den Hospitälern zu helfen. Sie sagte, sie würden diese Arbeit niemals für lohnend oder nobel halten, wenn man von ihnen erwartete, dass sie den Wunsch hatten, sie zu meiden. Aber sie hatte nie genug Freiwillige, daher konnte sie sich nicht dazu überwinden, dagegen zu protestieren. Einige der Novizen, die man ihr zur Strafe geschickt hatte, hatten sich später tatsächlich für die heilende Disziplin entschieden, weil die Arbeit mit ihr sie inspiriert hatte, aber dafür hatten sie den Spott ihrer Mitschüler in Kauf nehmen müssen.
Die Novizen murmelten einige Entschuldigungen und flohen in verschiedene Richtungen. Als Lorkin und Dekker sich wieder setzten, erschienen im Eingang ihrer Nische zwei Magier.
»Ah! Dachte ich's mir doch, dass ich deine Stimme gehört habe, Dekker«, sagte Reater. Perlers besorgtes Stirnrunzeln verblasste, als er die Freunde seines Bruders erkannte. »Habt ihr was dagegen, wenn wir uns zu euch gesellen?«
»Ganz und gar nicht«, erwiderte Dekker und deutete auf die gegenüberliegende Bank.
Lorkin blickte von einem Bruder zum anderen und fragte sich, warum Perler die Stirn gerunzelt hatte. Reater schien sich allzu sehr darüber zu freuen, über sie gestolpert zu sein.
»Perler hat heute Morgen schlechte Neuigkeiten bekommen«, verkündete Reater. Dann wandte er sich an seinen Bruder. »Erzähl es ihnen.«
Perler sah Reater an. »Nicht schlecht für dich, hoffe ich.« Sein Bruder zuckte die Achseln und antwortete nicht, daher seufzte er und sah Dekker an. »Lord Maron ist von seinem Botschafterposten zurückgetreten. Er wird länger als erwartet brauchen, um die Angelegenheiten seiner Familie zu regeln. Also werde ich nicht nach Sachaka zurückkehren.«
»Du wirst dem neuen Botschafter nicht zur Seite stehen?«, fragte Lorkin.
Perler zuckte die Achseln. »Ich könnte, wenn ich wollte. Aber...« Er betrachtete seinen Bruder. »Auch ich habe einige Familienangelegenheiten, um die ich mich kümmern muss.«
Reater zuckte zusammen.
»Wer wird ihn denn ersetzen?«, wollte Dekker wissen.
»Irgendjemand meinte, Lord Dannyl habe sich beworben.« Reater grinste. »Vielleicht will er sich einmal die sachakanischen Männer -«
»Reater«, mahnte Perler streng.
»Was? Jeder weiß, dass er ein Knabe ist.«
»Weshalb es nicht komisch ist, wenn man rüde Witze darüber macht. Werd erwachsen und komm darüber hinweg.« Er verdrehte die Augen. »Außerdem will Lord Dannyl gar nicht nach Sachaka gehen. Er ist zu beschäftigt damit, Nachforschungen für sein Buch anzustellen.«
Lorkins Herz setzte einen Schlag aus. »Er hat mir gestern Abend erzählt, dass seine Forschungen nur langsam vorangehen. Vielleicht... vielleicht hofft er, dort ein wenig forschen zu können.«
Reater sah seinen Bruder von der Seite an. »Ändert das etwas an deiner Meinung? Au!« Er rieb sich den Arm, wo Perler ihn soeben geboxt hatte. »Das hat wehgetan.«
»Was der Sinn der Übung war.« Perler blickte nachdenklich drein. »Es wird interessant sein zu sehen, ob sich irgendjemand freiwillig für das Amt seines Gehilfen meldet. Die meisten Leute mögen bereit sein, Lord Dannyls Gepflogenheiten zu ignorieren, aber die wenigsten werden das Risiko eingehen wollen, dass man Spekulationen darüber anstellt, warum sie sich um das Amt seines Gehilfen beworben haben.«
Lorkin zuckte die Achseln. »Ich würde gehen.«
Die anderen starrten ihn an. Lorkin betrachtete ihre schockierten Gesichter und lachte.
»Nein, ich bin kein Knabe. Aber man kann mit Lord Dannyl gut auskommen, und seine Nachforschungen sind interessant - und lohnend. Ich wäre stolz, dazu beitragen zu können.« Zu seiner Überraschung wirkten sie weiterhin besorgt. Bis auf Perler, wie er bemerkte.
»Aber... Sachaka«, sagte Reater.
»Wäre das klug?«, fragte Dekker.
Lorkin blickte von einem zum
Weitere Kostenlose Bücher