Sophies größte Sehnsucht
1. KAPITEL
Sophie Baxter trommelte nervös aufs Lenkrad, während sie vorsichtig den Schotterweg entlangfuhr. Es war schon fast dunkel, und der Schneematsch machte die ausgefahrene Spur gefährlich rutschig.
Sie hatte ganz vergessen, wie schlecht die Straßen hier auf dem australischen Land sein konnten, vor allem bei schlechtem Wetter. In der Großstadt merkte man von den Witterungsverhältnissen kaum etwas.
Angestrengt starrte sie durch die Windschutzscheibe. Es hatte aufgehört zu schneien, aber dafür fiel jetzt so dichter Regen, dass sie kaum noch etwas sah.
„Was zum Teufel …!“
Erschrocken trat sie auf die Bremse, als ohne Vorwarnung vor ihr ein Mann auftauchte, der die Arme über den Kopf schwang und ihr signalisierte, sie solle anhalten.
Instinktiv wich sie ihm aus, wobei der Wagen auf den nassen Steinen ins Schlingern geriet.
Sophie schloss die Augen und umklammerte das Steuer. Sie zwang sich, die Augen wieder aufzumachen, und bekam noch mit, wie ihr Wagen seitlich wegrutschte, bevor er endlich zum Stehen kam.
Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Es dauerte eine Weile, bis sie den ersten Schock überwunden hatte. Als sie ihre Umgebung wieder bewusst wahrnahm, sah sie einen großen dunklen Schatten vor ihrem Wagen entlang rennen.
Ein Pferd? Unglaublich. Offenbar lief ein Pferd frei auf der Straße herum.
Mit zitternden Händen zog sie ihr Handy aus der Handtasche und wählte die Notrufnummer.
„Notrufzentrale, was können wir für Sie tun?“
Sophie lehnte den Kopf an den Sitz und atmete tief durch. Lieber Himmel, sie hätte fast einen Menschen überfahren.
„Ich möchte ein frei laufendes Pferd melden“, erklärte sie mit zitternder Stimme. „Die Sicht ist sehr schlecht. Offenbar versucht jemand, es einzufangen, ich hätte ihn fast überfahren.“
Sie gab durch, wo sie sich befand, beendete den Anruf und schrie auf, als jemand an das Wagenfenster klopfte.
Verdammt, jetzt hatte sie wieder Herzrasen. Neben ihrem Auto stand der Mann, den sie fast überfahren hätte. Und abgesehen davon, dass er völlig durchnässt war, sah er ziemlich wütend aus.
Eilig öffnete sie das Fenster, um sich zu entschuldigen, doch er ließ sie gar nicht zu Wort kommen.
„Wollen Sie die ganze Nacht da sitzen oder helfen Sie mir jetzt endlich?“
Seine scharfen Worte ließen sie zusammenzucken. Was fiel dem Kerl ein?
„Ich hätte Sie fast überfahren!“, erwiderte sie, jetzt ebenfalls ärgerlich. „Was haben Sie bei so einem Wetter auch mitten auf der Straße zu suchen?“
Die Hände in die Hüften gestemmt, blickte er sie stirnrunzelnd an. „Ich wollte verhindern, dass Sie mit einem Pferd zusammenstoßen.“
Fast hätte sie gelacht, aber dafür ging ihr sein unverschämter Ton zu sehr auf die Nerven. Für wen hielt sich dieser Mann?
Jedenfalls war er ziemlich groß, weit über eins achtzig, und recht attraktiv. Soviel konnte sie im Dunklen ausmachen, obwohl ihm das Haar nass am Kopf klebte und sie im Scheinwerferlicht seine Gesichtszüge nur verzerrt erkennen konnte.
Aber gutes Aussehen war keine Entschuldigung für ungehobeltes Benehmen.
Er seufzte, als ihm offenbar klar wurde, wie wenig er sie mit seinem Auftritt beeindruckte, und strich sich das Haar aus dem Gesicht.
„Tut mir leid, das war unhöflich.“
„Allerdings.“
„Ich meinte nur, dass ich Ihre Hilfe sehr schätzen würde, wenn es Ihnen nichts ausmacht, nass zu werden. Ich hatte die Stute schon fast, aber jetzt ist sie auf und davon.“
Nun gut, vielleicht war er doch nicht so unsympathisch. Wahrscheinlich hatte sie ihm einen ganz schönen Schrecken eingejagt. Und ein verängstigtes Pferd auf der Straße würde jeden in Stress versetzen.
„Schon gut, ich helfe Ihnen.“ Sie griff nach ihrer Allwetterjacke auf dem Rücksitz und zog sie über. „Ich arbeite im Tierheim, es ist also sogar mein Job.“
„Danke.“ Jetzt wirkte er geradezu erleichtert und lächelte sogar, was ihm gleich etwas Sympathisches gab.
Sophie schlug den Kragen hoch, um sich gegen den kalten Wind zu schützen. „Ich habe übrigens schon die Polizei benachrichtigt. Gleich bekommen wir Verstärkung.“
Überraschenderweise schien ihm das gar nicht zu gefallen. „Das ist wohl nicht mein Tag heute“, murmelte er.
„Ist das jetzt ein Problem?“, fragte sie irritiert.
Doch er ging gar nicht darauf ein. „Lassen Sie uns einfach möglichst schnell die Pferde einfangen und sie in den Transporter laden, okay?“
Wenigstens war sein Ton jetzt etwas
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