Sorge dich nicht - lebe
erhielt, sondern Umsatzprovision, musste ich praktisch denken, wenn ich essen wollte.
Sie wollten lernen, wie man Ausgeglichenheit und
Selbstvertrauen entwickelt.
Damals war mir klar, unter welchen schwierigen Bedingungen ich arbeitete, doch heute begreife ich, dass ich einmalige Erfahrungen sammelte. Ich musste meine Studenten motivieren. Ich musste ihnen helfen, ihre Probleme zu lösen. Ich musste jede Unterrichtsstunde so anregend gestalten, dass sie Lust hatten, wiederzukommen.
Es war eine aufregende Arbeit. Ich war begeistert. Es war erstaunlich, wie schnell diese Geschäftsleute Selbstvertrauen entwickelten und wie rasch viele von ihnen befördert wurden und mehr Gehalt erhielten. Die Kurse waren so erfolgreich, wie ich es in meinen optimistischsten Augenblicken nicht zu hoffen gewagt hatte. Nach drei Semestern zahlte mir der CVJM, der mir am Anfang nicht einmal fünf Dollar Fixum pro Abend hatte geben wollen, dreißig Dollar Umsatzprovision täglich. Zuerst unterrichtete ich nur in freier Rede, aber mit der Zeit erkannte ich, dass diese im Beruf stehenden Studenten auch das Wissen brauchten, wie man sich Freunde erwarb und die Menschen beeinflusste. Da ich über zwischenmenschliche Beziehungen kein passendes Unterrichtsbuch finden konnte, schrieb ich selbst eines. Es entstand – nein, es entstand nicht auf die übliche Art und Weise. Es wuchs und entwickelte sich aus den Erfahrungen meiner Studenten in diesen Abendkursen. Ich nannte es Wie man Freunde gewinnt .
Da ich es nur als Unterrichtsbuch für meine eigenen Abendkurse geschrieben und noch vier andere Bücher verfasst hatte, die kein Mensch kannte, dachte ich nicht im Traum daran, dass ich viel davon verkaufen würde. Vermutlich bin ich einer der wenigen zeitgenössischen Autoren, die über ihren Erfolg völlig verblüfft sind.
Mit den Jahren erkannte ich, dass meine erwachsenen Studenten noch ein anderes großes Problem hatten: Sie machten sich zu viel Sorgen. Die überwiegende Mehrzahl von ihnen waren Geschäftsleute – Angestellte, Vertreter, Ingenieure, Buchhalter: ein Querschnitt durch alle Berufe und Branchen. Und die meisten hatten Probleme! Es gab auch weibliche Studenten – Büroangestellte und Hausfrauen. Auch sie hatten Probleme! Ganz klar, ich brauchte ein Lehrbuch darüber, wie man seine Sorgen in den Griff bekam. Also machte ich mich wieder auf die Suche. Ich ging zu New Yorks größter öffentlicher Bibliothek Ecke Fifth Avenue und 42. Straße und entdeckte zu meinem Erstaunen, dass dort unter dem Stichwort Worry – also Sorgen – nur zweiundzwanzig Titel verzeichnet waren. Und ich stellte zu meiner Erheiterung auch fest, dass es über Worms – also Würmer – einhundertneunundachtzig Bücher gab. Fast neunmal so viel Bücher über Würmer wie über Sorgen! Erstaunlich, nicht wahr? Sich Sorgen zu machen und Angst zu haben – das sind mit die größten Probleme, die die Menschheit hat, und deshalb sollte man doch wohl annehmen, dass es an jeder High-School, an jedem College im Land Kurse darüber gibt, wie man seine Sorgen und Ängste abbauen kann. Ich habe aber nie auch nur von einem einzigen entsprechenden Kurs etwas gehört. Kein Wunder also, dass David Seabury in seinem Buch Wie man sich erfolgreich Sorgen macht schreibt: «Wir werden erwachsen und sind so wenig auf den Erfahrungsdruck vorbereitet wie ein Bücherwurm, der ein Ballett tanzen soll.»
Sich Sorgen zu machen und Angst zu haben – das sind mit
die größten Probleme, die die Menschheit hat.
Das Resultat? Mehr als die Hälfte unserer Krankenhausbetten wird von Nerven- und Gemütskranken belegt.
Ich sah diese zweiundzwanzig Bücher über Sorgen und Ängste durch, die in den Regalen der New Yorker Bibliothek standen. Außerdem kaufte ich alle Bücher zu dem Thema, die ich finden konnte. Doch es war nicht ein einziges darunter, das ich für meine Kurse verwenden konnte. Da beschloss ich, selbst eines zu schreiben.
Ich begann mich auf das Schreiben dieses Buches genau vorzubereiten. Wie? Indem ich las, was die Philosophen aller Zeiten zu diesem Thema zu sagen hatten. Außerdem las ich Hunderte von Biographien, angefangen bei Konfuzius bis zu Churchill. Ich interviewte auch eine Menge prominenter Leute aus den verschiedensten Gesellschaftskreisen, wie zum Beispiel Jack Dempsey, General Omar Bradley, General Mark Clark, Henry Ford, Eleanor Roosevelt und Dorothy Dix. Doch das war nur der Anfang.
Denn ich tat noch etwas anderes, das weit wichtiger war als die
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