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Kennwort: Schwarzer Ritter

Kennwort: Schwarzer Ritter

Titel: Kennwort: Schwarzer Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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PROLOG
    D as einstöckige Motel, das einzige Gebäude an der wenig befahrenen Landstraße, zeichnete sich weiß gegen den nachtschwarzen Himmel im Norden Virginias ab. Nur der in regelmäßigen Abständen aufleuchtende rote Neonschriftzug „Zimmer frei“ zuckte durch die alles umhüllende Dunkelheit.
    Geräuschlos bog der dunkle Mercedes auf den Parkplatz des Motels ein und rollte in eine Parklücke. Der Mann hinter dem Steuer ließ den Motor im Leerlauf brummen, während er die Umgebung in Augenschein nahm. Sein Blick blieb am Fenster von Zimmer 12 am Ende des Gebäudes hängen. Ein Gefühl der Erregung verdrängte seine Müdigkeit. Er war sich immer noch nicht sicher, ob dieses Treffen eine gute Idee war. Er hatte nicht genügend Zeit gehabt, um Auskünfte über das Mädchen einzuholen und sich davon zu überzeugen, dass sie war, was sie zu sein behauptete – ein Chatroom-Junkie auf der Suche nach ein paar Stunden voller wildem, hemmungslosem Sex.
    Sie hatte sich zum ersten Mal vor zwei Wochen im
Spinnennetz
eingeloggt, aber vom ersten Moment an, als sie sich unter dem Pseudonym Guinevere angemeldet hatte, übte sie einen unwiderstehlichen Reiz auf ihn aus. Obwohl sie, wie sie gestand, ein Neuling im Sex-Chatroom war, hatte sie doch eine Menge Erfahrung auf dem Gebiet des erotischen Small Talks. Manchmal gab sie sich sogar regelrecht verdorben, und das erregte ihn über alle Maßen.
    Aus irgendeinem unerfindlichen Grund hatte sie ausgerechnet ihn ausgesucht, um ganz offen und schamlos mit ihm zu flirten. Sie machte ihm klar, dass sie ein gemeinsames Karma hatten wegen ihrer jeweiligen Decknamen – Guinevere und Der Schwarze Ritter. Kaum hatten sie in der ersten Nacht im Chatroom Kontakt aufgenommen, war sie auch schon mit ihm in einen privaten Bereich gegangen und hatte ihm vorgeschlagen, sich zu treffen, um ein paar Spiele zu machen und ein bisschen Spaß zu haben. Immer wieder hatte er versucht, sie abzuwimmeln, aber sie war hartnäckig geblieben. Sehr hartnäckig sogar.
    Deshalb hatte er das
Spinnennetz
während der vergangenen Woche nicht besucht. Diese Frau bedrängte ihn nämlich in einer Art und Weise, wie er es zuvor noch niemals erlebt hatte, und das bereitete ihm Unbehagen. Er hatte das
Spinnennetz
vor drei Jahren entdeckt und es sich zur Regel gemacht, genaue Erkundigungen über die Frauen einzuholen, mit denen er sich persönlich treffen wollte. Guinevere hatte sich allerdings geweigert, ihm etwas über sich selbst zu erzählen. Das Geheimnis um ihre Identitäten, hatte sie behauptet, sei ein wesentlicher Teil des Nervenkitzels – warum hätte man sich sonst treffen sollen? Das Einzige, was sie von sich preisgab, war die Tatsache, dass sie in Delaware lebte und bereit war, auch woanders hinzufahren.
    Seine Gleichgültigkeit ihren wiederholten Bitten gegenüber hatte sie nur entschlossener werden lassen. Erst gestern hatte sie ihn unbarmherzig gequält, ihn einen bösen Jungen gescholten und beschuldigt, sich ihr zu verweigern. Sehr zum Vergnügen der anderen Anwesenden im Chatroom hatte sie ihm gnadenlos detailliert mitgeteilt, was sie mit ihm anstellen wollte, wenn sie endlich einander gegenüberstünden. Sie hatte mit ihm gesprochen, als seien sie bestens miteinander bekannt, als wüsste sie um seine Wünsche und seine Begierden.
    Sein gesunder Menschenverstand hatte ihm geraten, sie nicht länger zu beachten und in einen anderen Chatroom zu wechseln. Da draußen gab es schließlich jede Menge Frauen, die bereit waren, sich mit ihm unter Bedingungen zu treffen, die er bestimmte. Dieses Mädchen war einfach zu wild, zu sehr auf Abenteuer aus. Aber gleichzeitig hatte die Gefahr, die von ihr ausging, seinem Begehren ganz neue Dimensionen eröffnet. Sein Widerstand zerbröckelte nach und nach, als ihre Botschaften immer heißer wurden und Bilder heraufbeschworen, die es ihm geradezu unmöglich machten, sich auf etwas anderes zu konzentrieren als auf diese erregenden Worte.
    Er holte tief Luft. Es gibt keinen Grund zur Sorge, beruhigte er sich. Der Ort, den er schon öfters ausgewählt hatte, war vollkommen sicher. Hier stiegen meistens Fernfahrer ab, die viel zu müde waren, um sich auch nur im Geringsten darum zu scheren, was im Nebenzimmer passierte.
    Sein Blick wanderte noch einmal über den Parkplatz, und er fragte sich, welche der drei Limousinen wohl ihr gehören mochte. Keine hatte ein Nummernschild von Delaware. Das bedeutete, dass sie entweder einen Wagen gemietet oder ausgeliehen hatte, um

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