Spademan: Thriller (German Edition)

hinauf, den weißen Handschuh in der Tasche, und halte Ausschau nach dem nächsten Internet-Kiosk.
    Seit das mit den Betten in Mode gekommen ist und sie die ganze Übertragungsbandbreite in Beschlag nehmen, überlebt das langweilige alte Internet nur noch als Nachklapp. Eine öffentliche Einrichtung für Menschen, die sich das Einstöpseln nicht leisten können. Und genau wie bei einem heruntergekommenen Stadtviertel hat sich auch aus dem Internet das große Geld verzogen. Und wie ein heruntergekommenes Stadtviertel ist auch das Internet im Wesentlichen zu einem Zufluchtsort für Arme und Perverse und Gestörte geworden; für Leute, die ein Schattendasein fristen, ob nun freiwillig oder nicht. Einfach ein Ort, wo man sich einloggen und für seinen Mist werben kann, um ihn gegen den Mist von jemand anderem zu tauschen und sich dann mit seinem neu erworbenen Mist einen Tag lang ganz toll zu fühlen.
    Oder ein Ort, wo man einen Mann mit Van findet, der einem das eigene Problemkind vom Hals schafft.
    Ja, es gibt Schlupfwinkel. Nischen. Chatrooms, in denen gleichgesinnte rebellische Bürger ihre Graffitis auf virtuelle Wände kritzeln. Einen Aufruhr planen. Oder so was wie die Camps organisieren.
    Aber im Grunde genommen ist es einfach eine stinkende digitale Jauchegrube. Der freie Markt in seiner freiesten Form.
    Ich nehme gleich den ersten Kiosk, den ich auf der Montague entdecke, obwohl er den Namen Kiosk eigentlich gar nicht verdient. Der Kiosk ist einfach nur eine Säule mit einem Bildschirm, einer Metalltastatur und einem seitlich herausragenden Edelstahlbügel mit einer Plastiksitzfläche darauf.
    Ich setze mich, tippe auf eine Taste und ziehe meine Zahlkarte durch den Schlitz, um das Gerät zu starten. Natürlich ist es nicht meine eigene Zahlkarte. Sie gehört einem Autohändler namens Sidney, der irgendwo draußen in Canarsie lebt. Oder vielmehr lebte. Vermutlich hat Sidney irgendjemanden übers Ohr gehauen. Wer weiß. Vielleicht hat er dem Falschen eine üble Schrottkarre angedreht.
    Jedenfalls funktioniert die Zahlkarte einwandfrei.
    Ich logge mich ein und starte eine Suche nach UND-ZEICHEN + TATTOO . Als Treffer kriege ich einen Haufen Fotos, darunter jedoch nichts Vielversprechendes. Die meisten zeigen College-Studenten, die sich mit den hässlichen Fehltritten brüsten, die sie sich an einem besoffenen Wochenende zugelegt haben.
    Also tippe ich stattdessen UND-ZEICHEN + BROOKLYN ein. Auch nicht besser. Ein Treffer für eine hiesige Bücherwürmer-Bar, die schon lange dichtgemacht hat.
    Hinter mir höre ich Sirenen die Henry Street herunterkommen, was mir gar nicht gefällt. Zwei Streifenwagen jagen an mir vorbei in Richtung Süden, mit kreisenden Blaulichtern und einem Geheul wie von einem Indianerstamm auf dem Kriegspfad.
    Ich schätze, der Butler hat Mr. Harrow schließlich doch noch gefunden.
    Ich ziehe den weißen Handschuh heraus, den er mir gegeben hat.
    Ich studiere seine krakelige Zeichnung.
    &.
    Ich denke über das nach, was er mir erzählt hat.
    Ein Angelhaken. Gebogen in der Form einer Acht.
    Ich gebe & + ACHT + TATTOO ein. Ohne Erfolg.
    Dann nur & + ACHT . Als Treffer erhalte ich eine Jazz-Combo aus Queens.
    Dann & + ANGELHAKEN .
    Eigentlich ANELHAKEN .
    Die G-Taste funktioniert nicht.
    Scheißkiosk.
    Also tippe ich UND-ZEICHEN + HAKEN ein.
    Bingo.
    Es ist eine dieser typischen Melde-dich-Anzeigen, wie sie das ganze Internet zumüllen. Hübsches-Mädchen-ich-hab-dich-in-der-U-Bahn-lesen-sehen, so in der Art.
    In der hier steht: Du, kräftiger Typ mit einer Vorliebe für Whiskey. Ich, Katzenaugenbrille und dir als Trinkpartnerin bestimmt ebenbürtig. Ich könnte schwören, dass es zwischen uns beiden gefunkt hat am Ende dieser langen Nacht, während wir draußen auf der Straße auf unsere Taxis gewartet haben, im Neonlicht des Und-Zeichen-Hakens. Wenn ich richtig liege, dann triff mich heute Abend wieder im Köder & Rute in Red Hook. Bring du den Köder mit, dann bringe ich die Rute.
    Ich starte eine Suche nach dem Köder & Rute und stoße auf eine Tittenbar unten in Red Hook mit einem Dreimal-klopfen-nur-für-Mitglieder-S&M-Hinterzimmer. Ruten, Reitgerten, Neunschwänzige Katzen, Bullenpeitschen. Wonach immer es Sie gelüstet, wir haben es auf Lager.
    Und möglicherweise betreibt man dort auch Jugendarbeit. Eine Arbeitsplatzvermittlung für missratene weibliche Teenager.
    Im Dienstleistungssektor.
    Vielleicht ist mein tätowierter Handlanger ja ein extrem loyaler Angestellter. Einer, der