Spaziergang im Regen
außerdem hat sie zwei Konzerte pro Woche. Es ist also nicht so, als hätte ich keine freie Stunde. Willst du wirklich eine Frau, die um deine Erlaubnis bittet, bevor sie eine Reise arrangiert? Wir sind jetzt seit fünf Jahren zusammen, und das habe ich noch nie so gemacht.«
»Vielleicht liegt es ja daran. Vielleicht würdest du dich mehr mit mir verbunden fühlen und mehr mit mir besprechen, wenn unsere Beziehung offizieller wäre.«
Shara runzelte die Stirn in sichtbarer Verwirrung. »Derek, worauf willst du jetzt hinaus?«
»Ich will darauf hinaus, dass du vielleicht überlegen würdest, welchen Einfluss deine Karriere auf mein Leben hat, wenn wir verheiratet wären. Du wärst dann meine Frau und nicht mehr nur meine Freundin.«
»Ich bin eine Schauspielerin . Ich war bereits eine Schauspielerin, als wir uns kennenlernten. Der Großteil meiner Arbeit sind Filme, und das bedeutet wochen- oder gar monatelange Aufenthalte an einem Drehort. Selbst als ich Gastrollen im Fernsehen übernahm, wusstest du und warst damit einverstanden, dass sie auf beiden Seiten des Atlantiks sein könnten. Wann hat das alles denn angefangen, problematisch für dich zu sein?«
»Ich bin jetzt zweiunddreißig. Als wir letzten Monat zu Hause waren, ist mir klargeworden, dass die meisten meiner Freunde inzwischen ein geregeltes Leben und eine Familie haben. Selbst hier drüben bleiben die Leute nicht auf der Stelle stehen. Wusstest du, dass Brent und Soraya sich verlobt haben? Das alles und auch all die Andeutungen, die meine Eltern schon seit Jahren machen, haben mich nachdenklich gemacht.«
Shara setzte das Glas mit dem Joghurtshake ab; ihr war plötzlich leicht übel. »Aha, deine Freunde heiraten oder haben Kinder, und folglich sollten wir das Gleiche tun. Danach sollte ich dir dann fortan alle Entscheidungen bezüglich meiner Karriere zur Billigung unterbreiten. Habe ich irgendwas vergessen?«
»Du verdrehst mir die Worte im Mund. Das habe ich so nicht gemeint.«
»Dann sag mir, wie du’s gemeint hast, Derek. Wir leben jetzt seit gut vier Jahren zusammen; ich dachte, wir wären einigermaßen glücklich. Alles läuft gut, und meine Karriere hat stärker eingeschlagen, als jeder angenommen und ich es je zu hoffen gewagt hatte. Und jetzt regst du dich plötzlich über etwas auf, was ich als eine riesige Chance für meine Karriere sehe. Und es ist ein Problem für dich, dass ich nur deine Freundin bin, wenn doch all deine Freunde Verlobte oder Ehefrauen haben.«
»Ich will nicht mit dir darüber streiten. Ich meine ja nur, dass es an der Zeit ist, unsere Beziehung einen Schritt weiter zu bringen.«
Shara schüttelte ungläubig den Kopf. »Ist das jetzt ein Heiratsantrag?«
»Ja, ich nehme an, dass es das ist. Ich will, dass wir verheiratet sind, Shara, und miteinander umgehen wie verheiratete Leute . . . und auch ein paar Kinder haben. Du wärst eine großartige Mutter.«
Shara spürte, wie der halb-verdaute Shake seinen Weg nach oben suchte, und zwang sich, tief durchzuatmen. »Ich kann das jetzt nicht besprechen. Ich bin gerade eine ungeheure Verpflichtung eingegangen und habe zuvor Monate investiert, um mir die Gelegenheit dazu zu erarbeiten. Wenn du jetzt von mir verlangst, mich umzuorientieren und alles rückgängig zu machen, für das ich gearbeitet habe, dann muss ich dir klipp und klar sagen, dass ich das nicht kann.«
»Es muss ja nicht sofort sein, aber du hast doch nicht etwa angenommen, dass wir auf unbestimmte Zeit einfach so weitermachen können?«
Um ehrlich zu sein, doch . »Können wir das weiter besprechen, wenn ich aus London zurückkomme? Gedulde dich bitte bis dahin. Diese Rolle bedeutet mir wirklich sehr viel.«
»Shara, ich habe dich gerade gebeten, mich zu heiraten.«
»Ich weiß«, sagte sie unglücklich und eilte an ihm vorbei aus dem Zimmer.
Kapitel 3
S hara konnte kaum glauben, wie nervös sie war, als sie auf den Eingang des umgebauten Lagerhauses zuging. Sie hatte gedacht, Jessa hätte eine piekfeine Wohnung in Mayfair oder eine Villa in Highgate. Deshalb war sie erstaunt, als der Taxifahrer vor einem Wohnblock in Clerkenwell anhielt, nördlich des Stadtbezirks der City of London und nahe dem Sitz des Londoner Symphonieorchesters im Barbican Centre. In diesem weitläufigen Kulturzentrum fanden das ganze Jahr über auch andere Kunst-, Film- und Musikveranstaltungen statt, aber obwohl die Gegend sehr beliebt war bei Bankiers, Börsenmaklern und anderen Büroarbeitern, war sie eher praktisch
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