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Spiegelschatten (German Edition)

Spiegelschatten (German Edition)

Titel: Spiegelschatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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küsste sie, ohne Björns Blick auch nur eine Sekunde loszulassen.
    Wenig später verabschiedete Romy sich.
    Maxim schob Björn in sein Zimmer und drückte ihn auf das Bett. Er würde ihn seine Schwester vergessen lassen, wenigstens für ein paar Minuten, und sie konnte nichts dagegen tun. Er vergrub das Gesicht an Björns Schulter, atmete seinen Duft ein und lächelte.
    Leg dich nicht mit mir an, Mädchen, dachte er noch. Dann löschte die Erregung jeden weiteren Gedanken aus.
    *
    Björn lauschte Maxims regelmäßigen Atemzügen. Und dem Glücksgefühl, das ihn vollkommen ausfüllte.
    Trotz Leonards Tod.
    Oh Gott. Trotz Leonards Tod.
    Wie war das möglich?
    Er wollte nichts anderes als Maxim und ein Leben mit ihm.
    Im Schlaf hatte Maxim sich ihm zugewandt. Seinen Arm hatte er locker auf Björns Hüfte gelegt. Es war nichts Besitzergreifendes in dieser Haltung, denn Maxims Hand hatte sich leicht geöffnet und zeigte mit der Innenfläche nach oben.
    Björn wagte nicht, sich zu bewegen, aus Angst, Maxim aufzuwecken. Er hatte ihn so selten ganz für sich allein, noch dazu in einer so friedlichen Stimmung.
    Maxims Atem strich über seine nackte Schulter. Draußen riss die Wolkendecke auf und ließ ein Stück blauen Himmels erkennen. Nicht mehr lange und der Frühling würde kommen. Vielleicht könnten sie wegfahren, nur sie beide. Egal, wohin. Hauptsache, sie wären endlose, kostbare Wochen zusammen.
    Björn schloss die Augen und versuchte, ebenfalls einzuschlafen, doch es gelang ihm nicht. Immer wieder sah er Leonard vor sich, so lebendig, so klug. Er konnte nicht glauben, dass er tot sein sollte.
    Ermordet.
    Leonards Vermieter hatte Björns Besorgnis schließlich ernst genommen. Er hatte Leonards Wohnung aufgeschlossen, seine Leiche gefunden und die Polizei benachrichtigt. Dann hatte er Björn zurückgerufen und ihm beschrieben, was er gesehen hatte.
    Der liebenswürdige, sanfte Leonard, der keiner Fliege etwas zuleide tun konnte. Der Bücher geliebt hatte, Theaterstücke und Opern. Ausgerechnet er war einem brutalen Verbrechen zum Opfer gefallen.
    Björn verschränkte die Hände hinterm Kopf und starrte an die Decke. Die Neuigkeit hatte sich in Windeseile herumgesprochen. Natürlich hatte auch Romy davon erfahren. Ihre Sorge um ihn war nicht der einzige Grund für ihren Besuch gewesen.
    » Hast du von dem Mord gehört?«, hatte sie gefragt, so beiläufig, dass sie sofort seinen Argwohn geweckt hatte.
    In ihren Augen war etwas gewesen, das ihn veranlasst hatte, zurückhaltend zu sein. Sie war auf der Jagd nach einer guten Geschichte, und er beschloss, ihr dafür keinen Stoff zu liefern. Irgendwie hatte er auf einmal das Gefühl gehabt, Leonard schützen zu müssen. Niemand sollte ihn an die Öffentlichkeit zerren und aus seinem Sterben Kapital schlagen. Nicht einmal Romy.
    Außerdem wollte er seine Schwester nicht in etwas hineinziehen, das ihr gefährlich werden konnte. Sollte sie doch über die kulturellen Aktivitäten in Köln schreiben, über den neuesten Schmiergeldskandal oder den Bürgerprotest gegen den geplanten Umbau irgendeines historischen Gebäudes. Nie wieder wollte er sie in Mordfälle verwickelt sehen. Denn wenn es um eine Story ging, vergaß sie jede Vorsicht.
    Manchmal hatte er den Eindruck, dass Romy die Gefahr förmlich suchte. Als wäre sie in ihren Augen lediglich eine besondere Form der Herausforderung. In solchen Momenten erinnerte sie ihn an die Eltern, deren Leben ein einziges verrücktes Wagnis war.
    Er hatte behauptet, nicht viel über Leonard berichten zu können, hatte ihr einen äußerst knappen Abriss der Ereignisse gegeben.
    » Wir waren zwar befreundet, aber ich weiß nur wenig über sein Privatleben. Da hielt er sich sehr bedeckt.«
    » Immerhin hast du den Stein ins Rollen gebracht, und das war nur möglich, weil…«
    » …wir verabredet waren, ich weiß. Leonard hatte mit technischen Dingen nichts am Hut, und ich hab ihm manchmal geholfen, wenn er mit seinem PC nicht klarkam.«
    Wahrscheinlich hatte sie ihm nicht geglaubt. Obwohl er tatsächlich nicht allzu viel über Leonard wusste. Doch selbst das Wenige hatte er ihr nicht anvertraut.
    Jetzt bereitete ihm das Gewissensbisse. Sie hatten nie Geheimnisse voreinander gehabt, waren immer offen und ehrlich miteinander umgegangen. Hatte er das Recht, sie zu manipulieren? Ihr Informationen vorzuenthalten, nur weil er glaubte, sie damit zu schützen?
    Er wand sich behutsam unter Maxims Arm hervor, stand auf und zog sich leise an. Auf

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