Spiegelschatten (German Edition)

Ist die Homophobie des Vaters«, beendete Urs Grünwald Berts Satz. » Und wenn Sie bedenken, dass Ihr Täter selbst homosexuell ist, dann haben Sie eine ungefähre Vorstellung von dem, was sich in ihm abgespielt haben muss.«
    Ihr Täter.
    Bert zweifelte nicht daran, dass Urs Grünwald von der ersten Sekunde an gewusst hatte, um wen es hier ging. Sie verabschiedeten sich voneinander, und Bert war dem Psychotherapeuten dankbar dafür, dass er mit keiner Silbe den abgeschlossenen Fall erwähnte.
    » Eine letzte Frage noch«, sagte er, schon an der Tür.
    » Bitte.«
    » Der Täter selbst hat sich immer als bisexuell bezeichnet. Kurzzeitig hatte er auch eine Liebesbeziehung zu einer Frau.«
    » Ein Wunschbild«, erklärte Urs Grünwald. » Der Versuch, sich einem Leben anzunähern, das den Vorstellungen seines Vaters entspricht.«
    Ein kalter Luftzug ließ Bert erschauern. Er eilte ins Schlafzimmer, zog sich rasch an und blieb eine Weile am Fenster stehen. Da draußen drehte sich die Welt weiter, und nichts würde sie aufhalten, gleichgültig, wie schrecklich es auch sein mochte.
    Doch niemals würde er sich damit abfinden, dass aus den Verbrechen von heute die Schlagzeilen von gestern wurden.
    Er kämmte sich, zog seinen Mantel an, kontrollierte, ob alle Fenster geschlossen waren, nahm die Reisetasche und verließ die Wohnung.
    Als er in seinem Wagen saß, drehte er das Radio auf volle Lautstärke. Für einen Moment wollte er nicht mehr denken, sondern nur fühlen. Und durch die Landschaft gleiten, als gäbe es kein Ankommen, kein Ziel.

Ein paar Bemerkungen zum Schluss
    Dass Jette in diesem Buch eine Gastrolle spielen sollte, war ursprünglich nur als kleines Geschenk für ihre Fans gedacht. Doch dann fing die Idee an, mich richtig zu faszinieren.
    Ich sehe meine Thriller als einzelne Kapitel eines langen, zusammenhängenden Entwicklungs romans. Denn die Figuren sind nicht auf dem Reißbrett entworfen. Sie werden lebendig in meinem Kopf und ich folge ihnen, statt ihnen ein Korsett überzustülpen und sie zu Handlungen zu zwingen.
    Sie leben. Werden älter. Verändern sich.
    Und begegnen einander, wie Jette, Romy und der Kommissar.
    Ein fesselndes Spiel mit ungeahnten Möglichkeiten ...
    Ich danke meinem Lieblingskommissar Hans für die Geduld und Genauigkeit, mit der er meine Fragen beantwortet hat.
    Meinem Lieblingspsychologen Fred dafür, dass er einfache Worte für komplexe Zusammenhänge und Strukturen fand und mir Unvorstellbares begreiflich machen konnte.
    Meiner linken Hand  Anja für die Begeisterung, mit der sie das Entstehen dieses Thrillers begleitet hat – und für Ingos Loft, in dem ich gern mal zu Gast wäre.
    Meinen Freunden und Freundinnen dafür, dass sie mir auch die längste Schreibklausur nicht verübeln.
    Meinem Mann, der die Welt von mir fernhält, wenn ich Ruhe zum Schreiben brauche.
    Vor allem jedoch danke ich meinem Sohn dafür, dass ich ihn jederzeit anrufen durfte, um sein enormes technisches und geografisches Wissen anzuzapfen.
    Monika Feth

Quellennachweis
    Die Zitate aus Kapitel 13 entstammen folgenden Quellen:
    William S. Burroughs, Last Words, hg. von James Grauerholz, aus dem Amerikanischen von Pociao und Walter Hartmann, © Sans Soleil Verlag, Bonn, 2001
    André Gide, Gesammelte Werke I. Autobiographisches 1. Band – Stirb und Werde. Tagebuch 188 9 –1902, aus dem Französischen von Johanna Borek und Maria Schäfer-Rümelin, © Deutsche Verlagsanstalt, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, 1989 (Dieses Zitat wird ebenfalls vor dem Impressum verwendet.)
    Der Filmtitel Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt von © Rosa von Praunheim
    Einige Quellenangaben sind trotz aller Bemühungen des Verlags nicht oder nur ungenau möglich. Der Verlag ist für weiterführende Hinweise dankbar.
    Die Liedzeile in Kapitel 26 wurde dem Lied Ice Cream von Johnson, Moll & King (1925) entnommen.

© Peter Godry
    Monika Feth wurde in Hagen geboren, arbeitete nach ihrem literaturwissenschaftlichen Studium zunächst als Journalistin und begann dann, Bücher zu verfassen. Heute lebt sie in der Nähe von Köln.
    Durch den sensationellen Erfolg der Erdbeerpflücker-Thriller wurde Monika Feth weit über die Grenzen des Jugendbuchs hinaus bekannt. Ihre Bücher wurden in über 20Sprachen übersetzt.
    Mehr über Monika Feths Romane unter
    www.monikafeth-thriller.de
    www.monika-feth.de
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    Der Erdbeerpflücker (30258)
    Der