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Spiegelschatten (German Edition)

Spiegelschatten (German Edition)

Titel: Spiegelschatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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genauso vor mir durch den Flur stolziert wär.
    Entschuldige, Freddie, ich liebe dich und deine Musik. Allein, deinen Namen in einem Atemzug mit Maxims zu nennen, ist eine Beleidigung. Für dich…
    Bert fand den jungen Mann äußerst sympathisch, doch die Namensgleichheit mit der Volontärin vom KölnJournal irritierte ihn so sehr, dass er nach den ersten Minuten angefangen hatte, Ähnlichkeiten zwischen beiden zu suchen– und sie zu finden.
    Die großen Augen.
    Das helle Haar.
    Das Lächeln.
    Was man sich alles einbilden kann, dachte er.
    Björn Berner hatte ihnen Kaffee angeboten, eine tiefschwarze, gallenbittere Brühe, mit der man Pferde hätte vergiften können. Bert hatte sie nur mit viel Zucker und Milch heruntergebracht und eine zweite Tasse dankend abgelehnt.
    Rick schien kein Problem mit dem Teufelsgebräu zu haben. Er nahm die zweite Tasse an, schlug die langen Beine übereinander und wippte mit dem Fuß.
    » Hatte Leonard Blum Feinde?«, fragte er.
    » Leonard?« Björn Berner schüttelte entschieden den Kopf. » Kann ich mir nicht vorstellen.«
    » Was macht Sie da so sicher?«, hakte Rick nach.
    » Er war einfach ein guter Typ. Irgendwie hat bei ihm die Mischung gestimmt. Er war ernsthaft, konnte aber auch richtig ausgelassen, fast albern sein. Er hatte ein enormes Wissen, gab aber nicht damit an. Sein Ehrgeiz war groß, hat ihn aber nicht zu einem Streber oder Schleimer gemacht. Leonard war… ausgewogen. Ja, das trifft es, glaube ich. Ausgewogen.«
    Ein interessanter Begriff, dachte Bert. Er verstand augenblicklich, was Björn Berner damit meinte.
    Sie saßen in der kleinen, engen Küche, und Bert dachte an sein Haus, das er nur noch betrat, wenn er die Kinder abholte oder wieder zurückbrachte. Ein unscheinbares Reihenhaus, doch es bot reichlich Platz.
    Er vermisste es. Mehr, als er Margot vermisste.
    » Sie waren mit Leonard Blum befreundet?«, fragte er.
    » Ja.« Björn Berner nickte.
    » Kannten Sie ihn gut?«
    » Wir waren gerade erst dabei, uns richtig kennenzulernen.«
    » Hatte Dr. Blum Angst?«, fragte Rick.
    » Wie meinen Sie das?«
    » Fühlte er sich verfolgt, belästigt oder bedroht?«
    » Darüber hat er nie gesprochen.«
    » Er soll sehr zurückgezogen gelebt haben«, sagte Bert.
    » Vielleicht. Das kann ich nicht beurteilen. Ein Hans Dampf in allen Gassen war er jedenfalls nicht.«
    » Hatte er eine Freundin?«, fragte Rick.
    » Mehrere.«
    » Mehrere?« Rick hörte auf, mit dem Fuß zu wippen. » Wie kommen Sie darauf?«
    Das interessierte Bert ebenfalls. Er beugte sich vor.
    » Nun, Leonard war ziemlich beliebt. Sein Freundeskreis war groß.«
    » Ich meine, ob er eine feste Beziehung zu einer Frau hatte«, präzisierte Rick.
    » Eine Liebesbeziehung?«
    Rick nickte ungeduldig.
    » Wohl kaum.«
    » Das klingt, als ob Sie sich da ziemlich sicher wären.«
    » Logisch.«
    » Geht das ein bisschen genauer?«
    » Wenn er eine Liebesbeziehung hatte, dann nicht zu einer Frau.«
    » Nicht zu…«
    » Leonard war schwul. Wussten Sie das nicht?«
    Es gelang Rick nicht besonders gut, seine Überraschung zu verbergen. Bert wusste inzwischen, dass sein Kollege in dieser Hinsicht recht amerikanisch war. Wie die männlichen Hauptfiguren in den Daily Soaps, die aus den USA herüberschwappten, neigte er dazu, sich ständig klar als heterosexuell darzustellen. Berührte er einen Mann, dann auf eine kumpelhafte, raue Art. Und wenn er das Wort schwul aussprach, dann mit einer Beiläufigkeit, die Bert ihm manchmal nicht ganz abnahm.
    » Das war an der ganzen Uni bekannt«, sagte Björn Berner. » Leonard hat keinen Hehl daraus gemacht.«
    » Hatte er einen festen Partner?«, fragte Bert.
    » Soweit ich weiß, nein. Aber mit Bestimmtheit kann ich das nicht sagen.«
    Eine Tür wurde geöffnet, Schritte näherten sich, und ein junger Mann betrat die Küche. Der Mitbewohner offenbar. Er wirkte verschlafen, als sei er eben erst aus dem Bett gekommen. Vielleicht hatte er einen Job in einer Kneipe oder in einer Disco und musste seinen Schlaf tagsüber nachholen. Viele Studenten besserten ihr BA föG in den Semesterferien auf.
    » Hi«, sagte er und lehnte sich lässig an den Türrahmen.
    » Das ist Maxim Winter«, stellte Björn Berner ihn vor. » Maxim, die Herren sind von der Kripo.«
    Maxim Winter reichte Bert und Rick die Hand. Er hatte einen offenen, neugierigen Blick.
    » Geht es um… Leonard?«
    Björn Berner nickte.
    » Sie kannten Leonard Blum ebenfalls?«, fragte Rick.
    Maxim Winter lehnte sich

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