Spiel, Kuss & Sieg
heranlassen, aber dafür ist es ja wohl ein bisschen zu spät, oder? Hier geht es nicht allein um das, was heute passiert ist, sondern darum, dass Alejandro D’Arienzo vor sechs Jahren mir sehr nahe …“
„Genau. Vor sechs Jahren“, fiel ihr ihre Schwester ins Wort. „Du warst ja noch fast ein Kind. Wir alle begehen Fehler wenn wir jung sind, die wir später bereuen.“
„Du nicht“, fauchte Tamsin. „Du hattest Simon praktisch auf den Knien, mit einem Ring in der Hand und der flehentlichen Bitte auf den Lippen, dich zu heiraten, bevor du ihn auch nur geküsst hast! Ich hingegen war so verblendet vor Verliebtheit, dass ich Alejandro noch nicht einmal meinen Namen verraten habe, bevor ich mich ihm an den Hals geworfen habe!“
„Na und? Das ist lange her.“
„Ich weiß, aber …“ Natürlich war Tamsin klar, dass Serena recht hatte. Doch selbst ihre Schwester war sich nicht über das Ausmaß im Klaren, wie sehr die Ereignisse jener Nacht ihr Leben seither bestimmten. „Ich kann nicht.“
„Ich dachte, heute Abend geht es um deine Arbeit, nicht um dein Sexleben.“ Autsch . „Ich dachte, heute Abend werden die neuen Anzüge des Rugbyteams der Presse vorgeführt?“ Serena lachte leise. „Herrje, denk doch nur an all die Menschen, die behauptet haben, du hättest den Auftrag sowieso nur wegen Dad bekommen.“
„Gott, wie ich das hasse!“ Abrupt stand Tamsin aus der Wanne auf, schnappte sich ein Handtuch und stürmte in ihr Schlafzimmer. „Wie können die das wagen? Weiß denn niemand, dass es eine Ausschreibung für diesen Auftrag gab?“
„Keine Ahnung, aber ich weiß es. Deine Schimpftirade musst du an die Presseleute auf der Party richten, nicht an mich. Allerdings geht das natürlich nur, wenn du dort bist. Ich finde die neuen Anzüge großartig, und was Simon mir über die Trikots erzählt hat …“
Tamsin stieß einen entsetzten Aufschrei aus. „Oh, verdammt, das Trikot! Das hätte ich ja beinahe ganz vergessen. Ich muss es zurückholen. Sonst kann ich meinen Ruf nach der morgigen Pressekonferenz endgültig begraben. Und das kann ich im Moment nun wirklich nicht gebrauchen.“
„Wie läuft es denn in deiner Firma?“, erkundigte Serena sich vorsichtig.
„Schlecht. Während ich mit der Trikotkrise beschäftigt war, hat Sally eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen, dass ein weiterer Händler abgesprungen ist, weil schon wieder eine billige Kopie meiner Couturekleider in einem Laden aufgetaucht ist.“
„Nachahmung ist die ehrlichste Form von Verehrung“, sagte Serena schwach. „Und die Probleme mit den Trikots waren nicht deine Schuld. Die Fabrik hat beim Färbeprozess Mist gebaut, und es ist allein dir anzurechnen, dass du auf die Idee gekommen bist, die Trikots auf Farbechtheit zu testen.“ Sie kicherte. „Sonst hätte England die zweite Halbzeit in Pink gespielt.“
„Die Presse hätte das wohl ein bisschen anders dargestellt.“
Tamsin riss ihren Kleiderschrank auf und begann, die Fächer zu durchwühlen. „Genau deshalb darf das nie an die Öffentlichkeit gelangen.“
„Was ist das für ein Geräusch? Was tust du da?“
„Ein Kleid suchen.“
„Aha. Bedeutet das, dass du zur Party gehst?“
„Oh, ja, ich gehe!“, erwiderte Tamsin grimmig. „Ich bin es leid, ausgenutzt zu werden. Alejandro Mistkerl D’Arienzo hat sich den falschen Tag ausgesucht, sich mit mir anzulegen. Er hat etwas gestohlen, was mir gehört.“ Stirnrunzelnd hielt sie inne. „Und ich habe vor, es mir zurückzuholen.“
„Reden wir immer noch über das Trikot?“
„Unter anderem.“ Mal überlegen: meinen Stolz, mein Selbstwertgefühl … „Gott, Serena, wenn ich an damals zurückdenke, wie furchtbar ich mich gefühlt habe, als mir klar wurde, dass er nicht mehr zurückkommt. Ich dachte immer, nichts könnte schlimmer sein als das Wissen, dass er mich total unattraktiv findet, aber du hättest heute Nachmittag sein Gesicht sehen sollen. Ich glaube, er hasst mich, er empfindet nichts als Verachtung für mich.“
„Das darfst du nicht sagen, Tam.“ Eine harte Note schlich sich in Serenas Stimme. „Er hat sich damals falsch verhalten. Nicht du. Und außerdem bist du wunderschön.“
Tamsin hielt inne, als ihr Blick auf den großen Spiegel fiel. Sie war nur mit einem Handtuch bekleidet, die Haare glänzten noch nass von der Wanne. So weit okay. Automatisch wanderte ihr Blick zu ihrem rechten Arm.
Sie verzog das Gesicht und wandte sich ab.
„Ja, klar. Und dir setzen
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