Spiel Satz Tod - Kriminalroman
als ich gerade das richtige Alter für die Highschool hatte. Die besuchte ich dann zusammen mit Kyla, was nicht immer ein reines Vergnügen war. Einerseits nahm sie mir fast übel, dass ich ihr ähnelte, und spannte mir den ersten Freund aus, nur, um mir zu beweisen, dass sie dazu in der Lage war. Andererseits wurden wir trotz allem die besten Freundinnen. Während unserer Studienzeit an der Universität von Texas wohnten wir zusammen. Obwohl wir danachsehr verschiedene Wege gegangen sind, verbringen wir nach wie vor viel Zeit miteinander.
Als ich durch meine Haustür trat und mein kleiner, fetter Pudel freudig kläffend an mir hochsprang, klingelte mein Handy. Belle, ein Geschenk meiner Eltern zu meinem sechzehnten Geburtstag, ist ein süßes Bündel schwarzer Löckchen von etwa fünf Kilo Gewicht, das man offenbar ohne das dazugehörige Intelligenzpaket gekauft hatte. Da ich wusste, dass ihr Kläffen durch nichts zu stoppen war, ging ich mit dem Telefon am Ohr zur Hintertür und ließ sie hinaus. Nun schoss sie über den Rasen und kontrollierte wie jeden Tag, ob dieser von Eichhörnchen frei sei. Eines dieser frechen Dinger saß bereits auf dem Zaun und starrte den Hund an, ein Zeitvertreib, dessen beide nie müde wurden.
»Hallo?«
»Hi. Beinahe hätte ich aufgelegt.« Die tiefe Stimme, die ich so liebte, gehörte Alan Stratton.
Ich lächelte. »Bin gerade aus der Schule zurück. Wie war dein Tag?«
Genauso gut hätte ich fragen können, wie seine Woche gewesen sei. Er rief bei weitem nicht so häufig an, wie ich es mir wünschte, aber ich wollte nicht klammern. Durch die offene Schlafzimmertür sah ich meinen Koffer liegen, der für unseren Trip an die Küste erst halbgepackt war.
»Jetzt besser, da ich mit dir rede«, sagte er galant, »aber insgesamt nicht gerade gut. Vittoria hat sich ein Bein gebrochen. Dabei sollte sie am Sonnabend zur Reise Der Geschmack Italiens starten. Nun fällt sie mindestens für sechs Wochen aus, und ich habe keinen Ersatz. Das bedeutet, ich muss selber nach Rom fliegen.«
»Das ist ja furchtbar«, sagte ich und versuchte, Mitgefühl für jemanden aufzubringen, der gezwungen war, nach Italien zu reisen. Aber dann klickte es bei mir. »Du meinst doch nicht etwa diesen Sonnabend?« An dem er und ich zu einem Strandurlaub nach Port Aransas fahren wollten. Ich hielt den Atem an.
»Ich fürchte, ja. Es tut mir so leid.« Seine Stimme klang nach echtem Bedauern, aber das half mir auch nicht viel.
Am liebsten hätte ich meinen Kopf gegen die Wand geschlagen. »Mir auch. Und verschieben kannst du die Reise nicht?«
»Nein, alle Teilnehmer haben bereits ihre Tickets gebucht – entweder über WorldPal oder direkt bei den Airlines. Durchweg solche, die man nicht zurückgeben kann. Kannst du dich nicht freimachen und mitkommen?«, fragte er. »Ich könnte jemanden gebrauchen, der Italienisch spricht. Natürlich kostenfrei und gegen ein Honorar«, fügte er eindringlich hinzu.
Das war sehr verlockend, aber völlig unmöglich. Ich hätte meinen Job verloren und in Austin nie mehr Lehrerin sein können. Doch ich liebe meine Arbeit. Bittere Enttäuschung ließ mich verstummen.
Er nahm wohl an, dass ich ernsthaft über sein Angebot nachdachte. »Eigentlich könntest du ständig für mich arbeiten. Es wäre so schön, dich in Dallas zu haben.«
»Du weißt doch, das geht nicht. Ich habe meine Arbeit in Austin. Ich stehe unter Vertrag. Ich kann mich nicht mit einer Vorankündigung von zwei Wochen einfach davonmachen, selbst wenn ich es wollte. Außerdem dachte ich, du bereitest schon den Umzug nach hier vor.« Daran musste ich ihn erinnern.
Nun herrschte am anderen Ende erst einmal Funkstille.
»Das tue ich auch. Aber es ist nicht so leicht, wie ich glaubte«, sagte er schließlich. »Bitte verstehe mich nichtfalsch: Ich habe sehr gründlich darüber nachgedacht. Doch es wäre einfacher, wenn du hierher kommen könntest.«
Natürlich, einfacher für ihn. »Das Thema hatten wir bereits«, sagte ich schließlich. »Vielleicht sollten wir erst einmal mehr Zeit miteinander verbringen, bevor einer von uns sein ganzes Leben ändert.«
»Sag das nicht. So habe ich das nicht gemeint«, protestierte er. »Verdammt, so etwas kann man nicht am Telefon besprechen. Hör zu, ich komme zu dir, sobald ich aus Rom zurück bin. Dann werden wir uns gemeinsam darüber klar, was wir tun wollen. In Ordnung?«
Ich stimmte zu, und wir ließen es dabei, obwohl keiner von uns zufrieden war. Es ist doch
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