Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Titel: Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
Vom Netzwerk:
eine neue Beziehung eingehen, einen Mann mit Geld finden können, wenn sie nur Karriere im Fußball machte.«
    »Mit einem behinderten Kind ist das nicht so einfach. Also ließen Sie zu, dass Manuela ihre Tochter tötete.«
    Winter lachte amüsiert. »Sie trauen mir zu viel zu. Das hat meine Frau arrangiert.«
    Um die heranrollende Übelkeit zu überspielen, suchte Nachtigall in der Handakte nach dem ärztlichen Gutachten. »Papillon Winter litt an einem angeborenen Herzfehler. Die Ärzte sahen die Zukunft der Kleinen nicht rosig, hofften aber auf eine neue Operationsmethode, die dem Kind hätte helfen können. Daneben hatte die Kleine einen hypoxischen Hirnschaden erlitten. Der Gutachter machte dafür die völlig insuffiziente Geburtsbegleitung durch die Hebamme verantwortlich. Sie hatte viel zu lang gewartet, bevor sie die Rettung alarmierte. Die Hausgeburt war die Idee Ihrer Frau, nicht wahr?«
    »Es musste ja nicht gleich ganz Cottbus von dem Wechselbalg erfahren.«
    »Also verführte sie die depressive Mutter, das ohnehin chancenlose Kind zu töten, ihm weitere Leiden zu ersparen. Damit war auch die eigene Schuld am Geschehen getilgt.«
    »Sie verstehen es immer noch nicht.« Winter schüttelte den Kopf. »Roland war weg, das Kind begraben. Nun hätte sie eigentlich ihr Leben wieder aufnehmen können. Die Bahn war frei. Alles auf Anfang sozusagen.«
    Hajo Mangold wurde von einem heftigen Hustenanfall geschüttelt.
    Peter Nachtigall starrte Winter aus brennenden Augen an. »Das hat aber nicht geklappt, Herr Winter. War es nicht so? Mark konnte den Mord nicht vergessen. Er bekam Albträume«, führte er den Zeugen weiter.
    »Es wurde schlimmer als je zuvor«, regte sich der Vater auf. »Er konnte nicht mehr zur Schule gehen. Er redete. Und Manuela reagierte auf nichts mehr. Lag im Bett und stierte die Decke an. Ohne ein Wort. Wir mussten uns in der Pflege der Kinder abwechseln. Ging ja, wir hatten beide Schichtdienst. Aber mit der Zeit wurde der Zustand unzumutbar!«
    »Sie rechneten.«
    »Klar. Man lebt nicht ewig. So konnte es jedenfalls nicht weitergehen. Meine Frau fing auch schon an, dummes Zeug zu reden! Und für das, was Männern Spaß macht«, er zwinkerte den beiden Ermittlern verschwörerisch zu, was Nachtigall anekelte, »hatte meine Frau weder Lust noch Zeit. Ich suchte mir das anderswo. Zu Hause war alles abstoßend.«
    »Sie sehen gern fern.«
    Wieder warf Mangold dem Kollegen einen sonderbaren Blick zu. Was sollte das denn nun?
    »Sicher. Aber immer nur leise!«
    »Und da kam Ihnen die zündende Idee. Zum Schein gingen Sie auf die Pläne Ihrer Frau ein, bestärkten Sie in ihrem Hass, trieben sie an. Je schneller alles erledigt war, desto besser. Ihre Frau würde die Morde begehen, Sie wären lediglich beim Arrangieren der Leichen behilflich. Zum finalen Arrangement gehörten auch die Tabletten, die wir neben Ihrer Teetasse gefunden haben. Alles war bestens vorbereitet. Ihre Frau würde Olga töten und sich dann selbst richten, während Sie zu Hause sterben sollten – doch hier wandelten Sie das Szenario leicht ab. Die Polizei würde Sie und die Tabletten vorfinden. Sie hatten eine Geschichte vorbereitet, wollten erzählen, Sie seien zu schwach gewesen, Ihrem Leben ein Ende zu setzen, wie Ihre Frau es von Ihnen verlangt hatte. Dieser Brief hier wird Sie komplett entlasten, nicht wahr?«
    Winters Mimik veränderte sich fast unmerklich.
    Bekam etwas Lauerndes.
    Ein wenig beunruhigt dachte er darüber nach, ob er diesen bärenhaften Beamten eventuell unterschätzt haben könnte.
    »Ihre eigene Zukunft sahen Sie nämlich nicht auf dem Friedhof. Statt tot und vergessen zu sein, planten Sie für sich eine große Karriere!«
    Mangolds Kopf ruckte überrascht herum, doch er hielt es für besser, jetzt nicht zu unterbrechen.
    Winter verschränkte die Arme vor der schmächtigen Brust.
    Lehnte sich entspannt auf seinem Stuhl zurück.
    Der Dicke kann mir gar nichts beweisen, dachte er hochnäsig, kein einziges Wort.
    »Am liebsten sehen Sie Talkshows. Ihre Idee, zu Reichtum und Ruhm zu kommen, war nun, als Opfer in solchen Talk-Runden aufzutreten. Geld sollte fortan Ihr Konto regelrecht überspülen. Das wäre eine angemessene Entschädigung für all die Jahre, um die Sie von Ihrer Familie betrogen wurden! Ein Buch war geplant, stimmt doch? Vielleicht mit dem griffigen Titel ›Unter Zwang‹? Sie träumten von Preisen, Ruhm
und Geld! Aber daraus wird nichts«, fasste Nachtigall in lockerem Erzählton

Weitere Kostenlose Bücher