Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall
zusammen. »Ein melodramatisches Werk über ein Männerschicksal. Hat Ihre Frau mir erzählt.«
»Was soll das? Meine Frau ist tot. Ihr Geständnis liegt hier auf dem Tisch. Sie können mir gar nichts«, zischte Winter selbstherrlich. »Beweisen Sie es doch! Belegen Sie, dass ich meine Frau zu diesem Fanal überredete – glauben Sie wirklich, ich hätte das schriftlich gemacht? Ich bin doch nicht blöd!«
»Sie haben dieses Geständnis verfasst!«, wurde nun auch Mangold klar. »Und die Zettel mit den Drohungen ebenfalls! Damit wir die Handschrift aus dem Brief vergleichen können! Falsch mit falsch!«
»Tja – schon schade, dass meine Frau nun so gar nichts mehr dazu sagen kann«, säuselte Winter süffisant.
Mangold seufzte enttäuscht. Nun hatten sie den Täter und konnten ihm die Tat doch nicht nachweisen, mussten diesen gefährlichen Mann laufen lassen.
»Ja«, bestätigte Nachtigall unbeschwert, »heute wird sie wohl nichts mehr dazu sagen. So direkt nach der Narkose. Aber ab morgen wird ihr sicher eine Menge einfallen, Herr Winter, davon bin ich überzeugt.«
Winters Züge entgleisten. Das Grinsen fiel aus seinem Gesicht und zerschellte. Düsternis breitete sich in seiner Miene aus.
»Sie haben gesagt, meine Frau sei tot«, drohte der Zeuge und hob die geballte Faust. »Sie haben gelogen. Das dürfen Sie nicht! Ich krieg Sie dran, Nachtigall, damit kommen Sie nicht durch.«
»Ich lüge nicht. Ich habe mit keinem Wort vom Tod Ihrer Frau gesprochen. Das Band ist unbestechlich.«
Winter schloss die Augen, ließ das Gespräch Revue passieren.
Dann schlug er mit seinen knochigen Händen überraschend kräftig auf seine Oberschenkel. »Sieht so aus, als bräuchte ich jetzt doch einen Anwalt«, kommentierte er trocken. »Und das Buch können Sie nicht verhindern! Das erscheint schon im nächsten Frühjahr und wird ein Bestseller, wetten? Den Ruhm kann mir auch eine Verurteilung nicht nehmen!«
34
Peter Nachtigall konnte den Fall nicht so einfach in der Schreibtischschublade einschließen.
Auf der Heimfahrt dachte er darüber nach, wie oft der Zufall ihm schon zu Hilfe gekommen war. Hätte nicht Jule neulich empört darüber berichtet, dass Burkhard Driest schon wieder in einer Talkshow eingeladen war und sich darstellen durfte.
Ganz plötzlich hatte er sich daran erinnert.
Albrecht hatte laut gelacht, als er ihm nach Abschluss des Falles von diesem Geistesblitz erzählte. »Erklär bloß nicht Dr. März, wie du zu deinen Verhörerfolgen kommst.«
Nein, dachte Nachtigall und schmunzelte in sich hinein, das würde er besser bleiben lassen.
Ein bisschen enttäuscht stellte er fest, dass es kein ruhiger Abend werden würde. Stimmengewirr und Gelächter waren undeutlich aus dem Garten zu hören. Offensichtlich Besuch. Missmutig betrat er das Haus.
Partygeräusche drangen durch die geöffnete Terrassentür bis in den Flur. Vielleicht hatte Conny ein paar Freundinnen eingeladen und saß mit ihnen im Garten. Er könnte kurz vorbeischauen, freundlich nicken und dann sofort den Rückzug antreten. Mit einem Buch auf die Wohnzimmercouch flüchten. Seine Stimmung besserte sich bei dieser verlockenden Aussicht sofort. Casanova und Domino schnurrten aufgeregt um seine Beine. Er bückte sich, um die beiden zu streicheln und schon schmiegte sich je eine Katze in eine seiner kosenden Pranken.
»Hm, Genuss pur ohne zu betteln. Ihr Abstauber seid wohl schon auf eure Kosten gekommen!«, flüsterte er zärtlich und machte sich auf den Weg in den Garten.
Michael Wiener und Marnie saßen in der Hollywoodschaukel. Der junge Ermittler hatte seinen Arm um die Schultern der Freundin gelegt und streichelte mit der anderen Hand ihren Unterarm. Emile hielt seine Tochter im Arm und Jule kuschelte sich an seine andere Seite. Nachtigall schnappte Gesprächsfetzen auf, die sich um Schwangerschaft und Babyausstattung drehten.
Conny stand mit einem Mal neben ihm. »Schön, nicht? Zwei wunderbare Pärchen! Dein Michael ist so von den Socken – ich glaube, der braucht noch ein paar Tage, bis er wirklich begreift, dass er Vater wird.«
Nachtigall küsste seine Frau vorsichtig über das Tablett hinweg, das sie gerade hinaustragen wollte, und nahm es ihr ab. »Na, er hat es auch auf eine ziemlich spektakuläre Art erfahren!«
»Komm, ich habe den Salat fertig und das Baguette ist auch schon geschnitten«, sie stieß ihn sanft mit dem Ellbogen an. »Nun los!«
»Na«, rutschte ihm etwas später ziemlich
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