Sprache, Kommunikation und soziale Entwicklung
seinem Beitrag. Wesentliche Aufgaben bestehen darin, nach somatischen Ursachen und Komorbiditäten zu suchen sowie eine Behandlungsindikation zu begründen und den Behandlungserfolg zu prüfen. Sekundäre Auswirkungen von Sprachstörungen müssen dabei ebenso beachtet wie ggf. neueste Diagnostikverfahren (funktionelle Kernspintomographie, Diffusions-Tensor-Imaging) genutzt werden.
Im Zusammenhang von Sprachstörungen nimmt der frühkindliche Autismus mit seinen Varianten eine zentrale Rolle ein. Er wird von Frau Michele Noterdaeme gründlich dargelegt. Nach Definition und Klassifikation werden frühe Symptome unter Berücksichtigung einer auffälligen Sprachentwicklung, die diagnostischen Möglichkeiten sowie eine gezielte Förderung mit Verhaltenstherapie und familienbezogenen Hilfen besprochen.
Herr Klaus Sarimski stellt bei Kindern mit genetischen Syndromen für den Bereich der kommunikativen und sprachlichen Entwicklung die folgenden wissenschaftlich interessanten Fragen: Gibt es syndromspezifische Profile? Lassen sich sprachrelevante Auffälligkeiten kognitiv erklären? Sind affektive Selbstregulationsfähigkeiten erkennbar? Diese Fragen bespricht der Autor an ausgewählten Beispielen wie Down-Syndrom, Williams-Beuren-Syndrom, Fragiles-X-Syndrom, Cornelia-de-Lange-Syndrom, Angelman-Syndrom.
Während Sprachstörungen früher oder später bemerkt werden, bleiben Sprach
verständnis
störungen sowohl beim betroffenen Kind als auch bei Beobachtern häufig unbemerkt. Dieses Thema wird weithin noch unterschätzt, obwohl es auch im deutschsprachigen Raum inzwischen intensiv diskutiert wird und für zahlreiche Berufsgruppen, die mit Kindern zu tun haben, von beachtenswerter Bedeutung ist. Herr Werner Gebhard unterstreicht die praktische Bedeutung von Sprachverständnisstörungen im Alltag (z. B. Schule, Sozialisation, Beruf, Lebensplanung), erläutert die Entwicklung des Sprachverständnisses und führt über Definition, Ursachen und Verbreitung bis zu Hilfen mit Möglichkeiten einer gezielten Therapie dieser Störung.
Minimale Hörverluste werden ebenfalls häufig übersehen, zumal im Neugeborenen-Hörscreening – methodisch bedingt – Hörstörungen erst mit einem Hörverlust über 35dB sicher erfasst werden. Herr Andreas Nickisch betont die Bedeutung uni- und bilateraler minimaler Hörverluste mit einer Häufigkeit von bis zu 5,4%, welche als ein Risiko für die allgemeine, insbesondere auch sprachliche und schulische Entwicklung der Kinder einzuschätzen sind. Es gelte, bei Ärzten, Eltern und Lehrern ein Bewusstsein für dieses Risiko zu wecken, damit möglichst bis zum Ende des ersten Lebensjahres eine Diagnose gestellt wird und die Kinder ggf. mit einem Hörgerät versorgt werden.
Eine frühzeitige Förderung eines Kindes mit einer Sprachentwicklungsstörung ist nicht nur wünschenswert, sondern notwendig. Eine Indikation liegt vor, wenn ein Sprachentwicklungsrückstand (Late Talker) ausgeschlossen worden ist. Verfügt das Kind über kognitive und soziale Kompetenzen, kann die Förderung als erfolgversprechend prognostiziert werden. Herr Friedrich Voigt erläutert das systematische Vorgehen zur Förderung einer Sprachentwicklungsstörung am Beispiel eines Kindes im Alter von 2;10 Jahren und verallgemeinert seine umfangreichen eigenen Erfahrungen anhand einschlägiger Literatur.
Frau Gundega Tomele berichtet über langjährige logopädische Erfahrungen mit Kleinkindern. Sie konnte die besten Ergebnisse erzielen, wenn eine Sprachanbahnung nach den Prinzipien der Montessori-Heilpädagogik mit einer handlungsorientierten und multisensorischen Entwicklungsförderung verbunden wurde. Am Beispiel von fünf Kindern im Säuglings- und Kleinkindalter wird diese ganzheitliche Förderung nach dem Vorbild von Maria Montessori beschrieben.
Musikalische Elemente sind dem täglichen kommunikativen Austausch eines Säuglings mit erwachsenen Bezugspersonen immanent. Frau Melanie Voigt verweist in diesem Zusammenhang auf die präverbale Kommunikation mit Interaktionsspielen und kindbezogenem Sprechen und Singen. Bei Kindern mit Entwicklungs- und Sprachstörungen werden soziale Spielsituationen mit Musiktherapie ergänzt und damit interaktive und kommunikative Kompetenzen des Kindes gestärkt. An zwei Fallbeispielen mit einer Sprachentwicklungsstörung – einem Kind mit schwerer zentraler Bewegungsstörung und einem Kind mit einer genetisch bedingten schweren geistigen Behinderung – werden Methoden, Vorgehen und Erfolge
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