Sprich nicht darüber
versorgt.”
Aufgebracht fuhr Rosie herum. Aber Maurice hatte sich schon die Treppe hinauf gerettet. So konnte sie ihm nur noch nachrufen, er solle sich gefälligst um seine Angelegenheiten kümmern. In der Tür zu dem kleinen Wohnzimmer blieb sie stehen und betrachtete kopfschüttelnd das Chaos aus leeren Bierdosen, Fastfood-Verpackungen und Autozeitschriften. Sie rümpfte die Nase. Es würde Tage dauern, bis sie das hübsche Cottage wieder bewohnbar gemacht hatte. Stöhnend rieb sie sich die verspannten Schultern und trat vor die Haustür in die Frühlingssonne.
Eine silberfarbene Limousine bog in die schmale Zufahrt zum Cottage ein und hielt hinter Maurices Lieferwagen. Ein Chauffeur in Uniform stieg aus und öffnete die hintere Tür. Vermutlich ein Kunde für Maurice. Rosie ging auf das eindrucksvolle Fahrzeug zu.
Wie versteinert blieb sie stehen, als sie den großen, dunkelhaarigen Mann im taubengrauen Maßanzug erkannte.
Constantins schwarzes Haar glänzte in der Sonne, seine gebräunte Haut schimmerte golden, sein scharf geschnittenes Gesicht wirkte hart. Mit langen, energischen Schritten kam er auf Rosie zu, seine Bewegungen wirkten geschmeidig wie die eines Raubtiers. Der Blick seiner dunklen Augen mit den dichten Wimpern hielt ihren fest. Rosies Magen zog sich zusammen, ihr Herz hämmerte.
“Frauen finden Constantin unwiderstehlich”, hatte Anton behauptet. “Ich glaube, er hat noch nie einen Korb bekommen. Leider hat ihm das viele Illusionen genommen.”
Nun, das ging Rosie nichts an. Constantin musterte sie, als hätte er eine Kellerassel vor sich. In ihrem fleckigen T-Shirt und abgetragenen Jeans war sie allerdings wirklich nicht weit davon weg. Aber was kümmerte sie Constantin Voulos’ Meinung!
“Gehen wir ins Haus”, befahl er barsch.
“Ich will Sie hier nicht sehen”, sagte Rosie hitzig. “Verschwinden Sie. Wie haben Sie mich überhaupt gefunden?”
Constantin zog spöttisch die Augenbrauen hoch. “Das war kein Kunststück. Die Adresse stand in Antons Notizbuch. Und ich gehe erst, wenn wir zu einer Vereinbarung gekommen sind.” Er starrte sie kalt an. Seine Kinnmuskeln waren verspannt, er atmete erregt, zwischen den schwarzen Augenbrauen stand eine drohende Falte. “Wie alt sind Sie?” fragte er unvermittelt.
“Achtzehn. Was geht Sie das an?”
“Achtzehn!” rief er. Angewidert verzog er die sinnlichen Lippen. “Allmächtiger, was hat Anton sich nur dabei gedacht?”
“Sicher nicht das, was Sie denken”, gab Rosie patzig zurück.
“Richtig, er hatte keine Erfahrung mit durchtriebenen kleinen Biestern – im Gegensatz zu mir”, meinte Constantin schlagfertig. “Sie müssen dem armen Mann höllisch eingeheizt haben.”
Rosie merkte, wie ihr alles Blut aus dem Gesicht wich. “Wie meinen Sie das?”
Constantin ging an ihr vorbei ins Haus. “Das sollten wir nicht auf der Straße besprechen.”
“Ich habe Sie gefragt, was Sie damit meinen”, wiederholte Rosie mit tödlicher Ruhe.
Constantin stand in der Tür zu dem wahrlich nicht vorzeigbaren Wohnzimmer. “In diesem Stall leben Sie?” meinte er fassungslos und wandte sich zu Rosie um. “Das ist ja unglaublich. Hier müsste erst einmal der Kammerjäger kommen.”
“Ich habe Sie nicht hereingebeten”, sagte sie mit einem Rest von Würde.
“Gut, bleiben wir an der frischen Luft.” Constantin kam wieder heraus und auf Rosie zu.
Wütend stieß sie hervor: “Was fällt Ihnen ein, sich hier so aufzuführen?”
Constantin ging gar nicht darauf ein. “Machen wir’s kurz. Anton war ein Gentleman, ich bin keiner. Und ich bin nicht auf den Kopf gefallen. Mir ist jetzt klar, warum Anton am Tag seiner Rückkehr nach London ein neues Testament aufsetzte. Er zog keinen Anwalt hinzu, er ließ es vom Hauspersonal bezeugen und verwahrte es in seinem Schreibtisch. Er fürchtete einen zweiten Herzschlag, und er machte sich Sorgen um Ihre Zukunft. Warum wohl?”
Rosie war sprachlos. Dieser herrische Ton hatte durchaus etwas Einschüchterndes.
Eiskalt fuhr Constantin fort: “Ich will es Ihnen sagen. Bevor Anton zu seinem Genesungsurlaub aufbrach, erzählten Sie ihm, dass Sie ein Kind von ihm bekommen. So war es doch?”
“Das ist absurd!” rief Rosie.
“Sie wollten erreichen, dass er sich von Thespina scheiden ließ. Also setzten Sie das äußerste Druckmittel ein. Aber es war eine Lüge. Wenn Sie wirklich schwanger wären, hätten Sie mir das gestern mit Genuss ins Gesicht geschleudert!”
Rosie war wie vor den
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