Spuk nach Mitternacht
was sich tut, lieber Herr Pfiff!“
„Aber das ist doch klar wie Kloßbrühe!“ tönte Balduin Pfiff zurück. Und er stieß einen schrillen Pfiff aus. „Pfuuiiiiiiiit! Ein Pfiff im Haus ist besser als die Polizei im Garten, hehehehehihihihiha-hahaha...“
„Hauhauhauhau...“
Seine Hoheit, der Fürst
Während der Hotelchef nach unten zum Empfang eilte, schlenderte Balduin Pfiff in sein neues Reich zurück, dem Zimmer Nummer G. Und da man ihn schließlich zum Aufpassen engagiert hatte, wollte er auch so neugierig wie nur irgend möglich sein. So zog ersieh einen der brokatbezogenen Hocker heran, öffnete die Tür sechs Millimeter breit und schob sein rechtes Kullerauge an den Schlitz.
Zehn Minuten vergingen.
Der kleine rundliche Detektiv rutschte schon ungeduldig auf seinem Hocker hin und her, als endlich geräuschlos die Tür des Fahrstuhls zurückglitt.
„Beim jammernden Schnurzel“, flüsterte Balduin Pfiff enttäuscht in sich hinein, denn statt der orientalischen Gäste erschienen ein Portier in Livree und drei Hausdiener, die schnaufend mit insgesamt neun Koffern in den hochherrschaftlichen Gemächern verschwanden.
Eine Minute später schwebten sie bereits wieder nach unten.
Wieder vergingen einige Minuten.
Und wieder öffnete sich die Fahrstuhltür mit jenem schmatzenden Zischlaut. Balduin Pfiff hielt die Luft an.
Zuerst betrat Direktor Knix den Gang. Ihm folgten ein eleganter, hochgewachsener Mann mit Turban und einer riesigen Sonnenbrille im dunkelgetönten Gesicht. Den Schluß bildete ein zweiter Turbanträger, der den beiden in respektvoller Entfernung folgte.
Der Fürst schien Deutsch zu verstehen, wie sonst wäre der Wortschwall zu erklären, mit dem Herr Knix den Maharadscha zudeckte.
Balduin Pfiff wartete, bis sich die Tür hinter der Dreiergruppe geschlossen hatte, dann klinkte auch er seine Tür leise zu.
Er rieb sich die Hände, summte eine fröhliche Melodie und eilte dorthin, wo die ledergebundenen Kostbarkeiten lagen.
„Baldi, am besten, du ziehst deine Asphaltrenner aus!“ befahl er sich, tat es und hüpfte dann mit einem mächtigen Satz auf die fürstliche Liegestatt.
Oooohahahauuuuuui, war das ein Bett. Weich wie Watte und federnd wie ein Trampolin.
Der kleine Detektiv räkelte sich und begann mit einer seiner Lieblingsbeschäftigungen: dem Studium der Speisekarte.
Heiliges Kanonenröhrchen, was es da alles gab.
Balduin las die Speisekarte nicht nur einmal, nein, dreimal — fünfmal — zehnmal...
„Punkt 12 Uhr werd’ ich bestellen!“ sagte er mit einem leisen Unterton der Besorgnis in der Stimme. Grund: Weder in der Speise- noch in der Getränkekarte fand er Buttermilch.
Aber konnte es sich ein solches Haus wie das „Ambassador“ wirklich leisten, keine Buttermilch zu haben? Kaum! Es mußte ein Versehen sein.
Ein bedauerlicher Irrtum.
Ein Fehler!
Balduin Pfiff atmete erleichtert auf, legte die Speisekarte zur Seite, reckte und streckte sich und beschloß, sich ab sofort als Urlauber zu fühlen! Als fürstlicher Urlauber, versteht sich!
Rrrrrrrrrr!!
Fünf Minuten vor 12 Uhr klingelte das Telefon auf dem Sekretär.
Rrrrrrrrrr!!
Balduin Pfiff wippte sich von seinem Lager und schaffte es gerade noch, vor dem dritten Klingeln am Apparat zu sein.
„Biiiiite?“ meldete ersieh breit und vornehm. Schließlich wußte er, was er als Bewohner (oder besser: als Mitbewohner) der Fürstensuite schuldig war.
Die Stimme des Direktors säuselte in sein Ohr. Erleichtert, wie es schien.
„Ich bin’s, Herr Pfiff. Ich wollte Ihnen nur sagen, daß ich um einige Sorgen ärmer bin. Der Fürst hat mir soeben eine große lederne Kassette zur Aufbewahrung im Tresor übergeben.“
„Wie vorsorglich von ihm!“ erwiderte Balduin Pfiff, und seine freie Hand streichelte die Speisekarte.
„Leider schleppt er noch immer eine Menge mit sich herum!“ flüsterte Knix in sein Ohr.
„Vielleicht sind’s Imitationen. Fragen Sie ihn doch einmal, hehe-hehe!“
„Aber Herr Pfiff“, entrüstete sich der Hotelchef. „So etwas würde ich mir niemals erlauben... Übrigens, es war mir zuerst äußerst unangenehm, daß mich der Fürst fragte, wer das letzte Zimmer der Etage bewohne!“
„Ei der Daus“, wunderte sich Balduin Pfiff. „Haben Sie ihm das Geheimnis verraten?“
„Was sollte ich tun? Ihn anlügen? Nein, nein. Ich habe ihm gesagt, daß wir im letzten Zimmer einen diskreten Beobachter untergebracht haben. Und das war gut so!“
„Aha...“ sagte Balduin
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