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Spuk nach Mitternacht

Spuk nach Mitternacht

Titel: Spuk nach Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Antenne“.
    „Guten Morgen, Frau Kusselknapp!“ wünschte er höflich, beschleunigte seine Schritte und wollte an ihr vorbeimarschieren. Doch er hatte die Rechnung ohne „Tante Antenne“ gemacht.
    „Morgen, Herr Pfiff“, ertönte ihre kräftige Krähstimme zu ihm herunter. „Haben Sie schon gehört, was Frau Steckel widerfahren ist?“ (Frau Steckel war die Zeitungsausträgerin!)
    „Nein, Frau Kusselknapp, ich habe keine Ahnung, was Frau Steckel widerfahren ist“, erwiderte Balduin Pfiff freundlich, während er innerlich wütend mit dem Fuß aufstampfte.
    „Ein Pinscher ist ihr heute früh nachgelaufen. Jetzt liegt er hinter ihrem Ofen!“
    „Wer?“
    „Na, der Pinscher! Eine ganz ulkige Promenadenmischung, sagt sie.“
    „Ich hab’s sehr eilig, Frau Kusselknapp!“ sagte der kleine Detektiv und versuchte es mit einer höflichen Grimasse. „Hab’ nämlich einen wichtigen Termin!“
    „Tante Antenne“ nickte verständnisvoll und versicherte ernsthaft: „Das habe ich der Frau Steckel auch gesagt!“
    „Was haben Sie Frau Steckel gesagt?“ So ein Blödsinn. Woher sollte „Tante Antenne“ was von seinem Auftrag wissen!? Und überhaupt, warum stand er hier noch herum und starrte zu ihr hinauf. Warum ging er nicht einfach weiter?
    „Ich habe ihr gesagt, daß Sie ein vielbeschäftigter Mann sind und daß es am besten sei, bis Sonntag zu warten.“
    „Heiliges Kanonenröhrchen, Frau Kusselknapp, Sie reden in Rätseln! Was habe ich mit Frau Steckel zu tun?“ Er brummte ärgerlich in sich hinein.
    „Na, wo Sie doch so ein großer Tierfreund sind, Herr Pfiff!“ Balduin Pfiff starrte verständnislos in die Knopfaugen der „Antenne“. Fürchterliches schwante ihm.
    „Frau Steckel, habe ich gesagt“, krähte sie. „Der Herr Pfiff ist so ein großer Tierfreund, der nimmt Ihnen den Pinscher bestimmt ab!“
    „Heiliger Bonifatius“, durchfuhr es den kleinen Detektiv. „Ich und einen Hund!“ Er sah nach oben. Kein Zweifel: Das Gesicht über ihm mußte die Höhenkrankheit haben.
    „Hahahahehehe“, erzwang sich zu einem fröhlichen Lachen und zwinkerte „Tante Antenne“ zu. „Sie scheinen heut’ wieder Ihren lustigen Tag zu haben, was, Frau Kusselknapp! Bis zum nächsten Mal...“
    Er tippte sich mit dem Schirmknauf an den Mützenschirm und legte den Schnellgang ein.
    Links-drei-vier... Halt, die Zwei hatte er vergessen. Also, links-zwo-drei-vier...

    Diese schrullige, aufdringliche, geschwätzige, klatschsüchtige und aufhetzerische „Tante Antenne“ konnte einem wirklich schon am frühen Morgen die gute Laune verderben!!
    Links-zwo-drei-vier und...
    links-zwo-drei-vier und...
    Natürlich warerein Tierfreund! Aber wo käme die Welt hin, wenn sich jeder Tierfreund gleich eine Promenadenmischung zulegen wollte!
    Links-zwo-drei-vier und...
    links-zwo-drei-vier und...
    Zwei Minuten nach 9 Uhr hatte Balduin Pfiff „Tante Antenne“ endlich vergessen!
    Eine Minute vor 9 Uhr durchschritt er das marmorgefaßte Portal des Hotel Ambassador!
    Und zwei Minuten nach 9 Uhr stand er bereits dem Direktor, Herrn Waldemar Knix, gegenüber.
    Herr Knix war ein respekteinflößender Mann und einer Mischung aus Preisboxer und Mathematikprofessor ähnlich.
    Er besaß eine eingewachsene, ernste Falte zwischen den flinken Augen und einen „Vielzimmerblick“. Das war so eine Art, mit „einmal Gucken“ alles zu erhaschen.
    Seine Rechte dagegen machte ständig Jagd nach kleinsten nicht vorhandenen Staubflöckchen auf dem makellosen dunkelblauen Anzug.
    Herr Knix packte mit beiden Händen Balduins wohlgerundete Rechte und schüttelte sie mit solcher Herzlichkeit, als begrüße er einen seit zehn Jahren verschollenen und plötzlich wiederaufgetauchten Sohn.
    „Wenn er jetzt auch noch Tränen vergießt, weine ich ebenfalls!“ dachte der kleine Detektiv.
    „Ich bin äußerst erfreut und beruhigt, Herr Pfiff, daß Sie den Auftrag angenommen haben!“ versicherte Herr Knix mit raumfüllender Stimme und führte seinen Gast zu einem Sessel, der fast so groß war wie Balduin Pfiffs Badewanne.
    Der Detektiv ließ sich in das Wunderwerk aus Spiralfedern, Gänsedaunen und Samt fallen, stupste mit der Schirmspitze dreimal auf den Teppich, beugte sich vor und erklärte: „Es ist mein Beruf, knifflige Aufträge zu übernehmen, lieber Herr Direktor!“
    Herr Knix nickte zufrieden.
    „Haben Sie irgendwelche Wünsche in bezug auf Ihren Aufenthalt hier?“ erkundigte er sich höflich.
    Balduin Pfiff lächelte

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