ST - Die Welten von DS9 2: Andor - Paradigma
der Rätin ihre politische Karriere bedeutet.«
Ähnlich viel wie Vaughn die in der Sternenflotte
, fügte sie in Gedanken an. »Aber was hat das mit dir zu tun?«
Als Shar den Raumanzug ablegte, fiel ihr eine graublaue Kette um seinen Hals auf. »Die Oppositionellen behaupten, meine
Zhavey
habe keinen Draht zu den Andorianern mehr«, sagte er. »Sie sei ein Werkzeug der Föderation geworden und nicht länger eine Repräsentantin, der es um die Interessen unseres Volkes geht. Und sie führen meine Weigerung, für das
Shelthreth
nach Andor zurückzukehren, als Beweis dafür an, dass sie nicht nur als Ratsmitglied, sondern auch als Elternteil versagt habe.«
Prynn pfiff leise. »Heftig.«
Shar nickte.
»Was kümmert es die, ob du dein Bündnis auslebst oder nicht? Ist das nicht
deine
Sache? Deine Entscheidung? Ich wüsste nicht, was das mit Vretha zu tun haben soll.«
»In den Augen einiger hat ein Zeugungsverzicht Auswirkungen auf alle, Prynn, nicht nur auf den Einzelnen. Jede vertane Chance erhöht die Last, die auf den Schultern meines Volkes ruht. Und ob es mir gefällt oder nicht – ich bin auf Andor kein Niemand.«
Sie sah ihn fragend an.
»Ja, ich bin Charivrethas
Chei
«, sagte er. »Aber seit Anichent meinen heimischen Kollegen in meinem Namen die Yrythny-Eier übergab, ist mein Bekanntheitsgrad noch gestiegen. Dann wäre da noch Thriss’
Zhavey
. Vor tausend Jahren wäre Sessethantis zh’Cheen Erste Prinzessin einer der herrschenden Familien von Andor gewesen. Zwar entstammt unsere Regierung schon seit fünf Jahrhunderten nicht mehr dem Erbadel, doch es gibt noch viele – unter ihnen die Visionisten –, die jene Familien besonders achten. Thriss’ Selbstmord war ein herber Schlag – nicht nur für ihre Sippe.«
»Lass mich raten: Thriss’
Zhavey
ist eine hochrangige Visionistin.«
»Sie steht der Partei in der Archipel-Region vor, einer unserer am dichtesten besiedelten Gegenden.«
»Vretha will also, dass du nach Andor kommst, um ihr zu helfen, vor Thriss’ einflussreicher Familie zu bestehen«, fasste Prynn zusammen. »Und um ihren Wählern zu zeigen, dass die Visionisten ihr Unrecht tun.«
Shar nickte, hängte seinen Anzug weg und schloss den Schrank.
»Was springt für dich dabei raus?«
Der erste Anflug eines Lächelns umspielte seine Augen. »Sie würde sich öffentlich für das Ganzheitsgesetz aussprechen, das Bündnispartnern die Trennung gestatten soll. Danach zöge sie sich aus allen Ämtern zurück, in denen sie meine Karriere beeinflussen kann. Ich soll einwilligen, sie zu treffen, wenn sie geschäftlich in der Nähe ist. Abgesehen davon ließe sie mich in Ruhe.«
»Ohne Haken?«
»Sie hat’s versprochen.«
»Und du glaubst ihr?«
»Ich möchte es.«
»Aber …?«
Shar sagte nichts.
Er musste es nicht. Selbstverständlich wollte er seiner
Zhavey
glauben und darauf vertrauen, dass sie sein Bestes wollte. Doch die Vergangenheit hatte ihn anderes gelehrt. Prynn begriff, welchen inneren Kampf Shar ausfechten musste. Solange sie sich zurückerinnern konnte, kämpfte auch sie – darum, sich ein von Vaughn unabhängiges Leben zu ermöglichen. Trotzdem war dieses fast schon magische Sehnen nach seiner Anerkennung nie vergangen. Typisch Eltern! Einerseits schenkten sie dir das Leben und hatten somit das Recht, Erwartungen zu stellen, andererseits zögerten sie in Prynns Erfahrung auch nicht, ihre Kinder mit Füßen zu treten, wenn ihre eigenen Bedürfnisse nach Aufmerksamkeit verlangten.
Ihr vorheriger Zorn war verebbt, Prynn trat näher zu Shar und bedeutete ihm, Platz zu nehmen. Gemeinsam hockten sie sich im Schneidersitz aufs Deck, Schulter an Schulter. Prynn drehte den Kopf, suchte nach seinen Augen. Er spürte es und erwiderte ihren Blick. Vergeblich suchte Prynn in seiner Miene nach Hinweisen für Täuschungs- und Manipulationsversuche.
Er ist genau das, was ich von ihm dachte
. Sie seufzte tief und lehnte sich gegen die Wand. Dabei streifte ihr Arm versehentlich seinen, und sofort spürte Prynn, wie Shar sich versteifte. Sie wagte nicht zu atmen, und wartete auf seine Reaktion.
Er ließ den Arm, wo er war.
Einen Moment lang saßen sie schweigend da. In Prynns Gedanken überschlugen sich Möglichkeiten, Impulse und Erinnerungen. Sie spürte, welche Last Vretha ihrem Freund aufgebürdet haben musste, indem sie ihn zur Heimkehr bat, und sie wollte Shar von dieser Last befreien. Ihm sagen, er solle sein eigenes Leben leben, ohne einen Gedanken an die Wünsche
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