ST - TOS 102: Feuertaufe: Spock - Das Feuer und die Rose
Entweder musste sich jemand in einem Raumanzug auf die Außenhülle begeben oder sich das Ausmaß der Zerstörung von einem Shuttle aus ansehen. Spock hatte sich für ein Shuttle entschieden, aber Scott war nach wie vor der Meinung, dass er es nicht selbst fliegen sollte – auch wenn er verstehen konnte, dass der Erste Offizier die Zerstörung mit eigenen Augen sehen wollte.
Er
muss
einfach sehen, was dort passiert ist
, dachte Scott. In all den Jahren, die er nun schon mit Spock diente, hatte der Ingenieur ihn noch nie in solch einem Zustand erlebt. Er trug immer noch seine typische vulkanische Gelassenheit zur Schau, aber es gelang ihm kaum, die starken Gefühle zu verbergen, die er zweifellos verspürte. Scotty kannte die allgemein anerkannten Stufen der Trauer bei Menschen, denn er hatte sie selbst durchlebt. Er erkannte mindestens zwei davon bei Spock wieder: Wut, die fast schon an rasenden Zorn grenzte, und eine tiefe Betroffenheit. Jim Kirk war nicht nur fünf Jahre lang Spocks kommandierender Offizier gewesen, sondern auch sein bester Freund.
»Das Shuttle
Columbus
hat das Schiff verlassen«, meldete Hadley von seiner Station.
Scotty kam ein alter gälischer Segensspruch in den Sinn, und er flüsterte ihn so leise, dass nur er selbst es hören konnte. »Möge Ihnen der ewige Frieden der strahlenden Sterne beschert sein, Mister Spock.«
In der Ferne hing die rostfarbene Kugel, auf der sich der Hüter der Ewigkeit befand. Spock steuerte das Shuttle
Columbus
aus dem Hangar und an der Steuerbordseite der
Enterprise
entlang. Die grob zylinderförmige Sekundärhülle, die von den klingonischen Disruptoren und Torpedos stark in Mitleidenschaft gezogen worden war, verschwand aus seinem Sichtfeld und wurde wenig später von der großen flachen Form der Primärhülle ersetzt. Der schmale Rand der Untertassensektion erschien. Positionslichter waren zu sehen, eines an der oberen und eines an der unteren Kante.
Spock passte den Kurs der
Columbus
an und lenkte das Shuttle weiter nach backbord. Vor ihm lag der obere Bereich der Untertassensektion und in seiner Mitte befand sich die Brücke.
Oder das, was davon übrig war.
Als die
Columbus
weiter voranglitt, wandte sich Spock von dem Anblick ab und betrachtete stattdessen den Rest der Untertassensektion. Auf der grauweißen Oberfläche zeugten schwarze Flecken von den Treffern des klingonischen Waffenfeuers. Spock konnte sich nicht erinnern, das Schiff jemals in einem so schlechten Zustand gesehen zu haben. Aber so schlimm der Schaden an der
Enterprise
auch wirkte, war Spock doch beeindruckt, wie es dem Captain einmal mehr gelungen war, das Schiff und seine Besatzung aus einer äußerst bedrohlichen Situation zu befreien.
Spock beugte sich vor, als sich die
Columbus
den Überresten der zerstörten Brücke näherte. Er programmierte den Kurs des Shuttles so, dass es sich langsam darüber hinwegbewegen würde. Die Tatsache, dass sich das Kontrollzentrum des Schiffs in einem erhöhten Bereich in der Mitte der Untertassensektion befand, war Spock schon immer recht töricht vorgekommen. Da es sich um den Ort handelte, von dem aus der Captain und seine Kommandobesatzung das Schiff lenkten und sämtliche Handlungen koordinierten, wäre es wesentlich sinnvoller gewesen, die Brücke in einen Bereich des Schiffes zu legen, der nicht so leicht angreifbar war. Trotz der zusätzlichen Schilde, die die Brücke schützten, war sie an dieser Position äußerst verwundbar. Sie könnte ihren Zweck ebenso gut erfüllen, wenn sie sich tief im Inneren des Schiffes befände, wo sie weit weniger anfällig für Angriffe von außen wäre.
In diesem Fall hätte das jedoch auch nichts gebracht
, erinnerte sich Spock. Die klingonischen Transporter hätten jeden Bereich innerhalb der
Enterprise
erreichen können, und durch eine Explosion in der Mitte des Schiffs hätten diverse Sektionen mehrerer Decks zerstört werden können, was wesentlich schlimmer gewesen wäre. Durch die erhöhte Position der Brücke hielt sich der Schaden jedoch in Grenzen. Spock fand beide Schlussfolgerungen faszinierend, aber er fühlte sich ... verwirrt ... Sein normalerweise scharfer Verstand war nicht in der Lage, zum Kern des Problems vorzudringen.
Doch das spielte keine Rolle, da Spock wusste, dass keine dieser Bedenken mit der letztendlichen Positionierung der Brücke auf Sternenflottenschiffen zusammenhingen. Der Symbolismus, der dahintersteckte, hatte sehr viel mehr Bedeutung für die Föderation, der es in
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