ST - TOS 102: Feuertaufe: Spock - Das Feuer und die Rose
Mittel an«, sagte Spock. Obwohl er im Laufe seines Lebens hin und wieder gezwungen gewesen war, sein Gegenüber zu täuschen – meist während er als Sternenflottenoffizier in einen Kampf oder eine andere gefährliche Situation verwickelt war –, glaubte er an die Werte seines Volkes. In der vulkanischen Kultur wurden Lügen nicht gern gesehen. Des Weiteren war für den Aufbau einer Beziehung, ob nun zwischen zwei Personen oder zwei Gesellschaften, gegenseitiges Vertrauen unerlässlich, und Vertrauen erforderte Aufrichtigkeit.
»Theoretisch, Mister Spock – und vielleicht auch praktisch –, stimme ich Ihnen zu«, sagte Tremontaine. »Aber die Wahrheit ist, dass ich heute nicht gelogen habe.« Sie stand auf und ging vom Sofa zu einer Kommode aus Mahagoniholz an der Wand. »Sind Sie sicher, dass ich Ihnen nichts zu essen oder zu trinken anbieten kann?«, fragte sie.
»Ganz sicher«, beharrte Spock.
Tremontaine zuckte mit den Schultern, nahm eine Datenkarte aus einer flachen Schublade in der Kommode und steckte die dünne rote Scheibe in einen kaum erkennbaren Schlitz. Spock vernahm ein dumpfes Summen, ähnlich dem eines Transporters, das kurz darauf auch schon wieder verklang. Die mit Schnitzereien verzierte Tür der Kommode glitt auf, und Spock erkannte, dass sich dahinter ein Nahrungsverteiler befand. Auf der Materialisierungsfläche stand eine Porzellantasse. Tremontaine nahm sie, und die Tür glitt wieder zu. Sie kehrte zum Sofa zurück, doch anstatt sich zu setzen, stellte sie sich dahinter und schaute Spock an.
»Sie teilten Botschafterin Tren mit, dass sich die Föderation aus den Verhandlungen zurückzieht«, sagte er zu ihr. »Mir verrieten Sie gerade jedoch, dass das nicht der Grund ist, aus dem Sie hergeschickt wurden.«
»Das stimmt, aber ich habe weder Tren noch Sie angelogen«, erwiderte Tremontaine und nahm einen Schluck von ihrem Getränk. Kleine Dampfschwaden stiegen über den Rand der Tasse. »Die AIA hat mir aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen mit den Frunalianern in dieser Angelegenheit ein großes Maß an Handlungsfreiheit zugestanden. Anfangs beabsichtigte ich, herzukommen und Sie bei den Verhandlungen zu unterstützen oder vielleicht eine andere Perspektive anzubieten. Doch nachdem ich mir Ihre Berichte angesehen hatte, wurde mir klar, dass es trotz der von Ihnen erreichten Fortschritte noch sehr lange dauern würde, bis Jalira Tren uns den Abbau des Rubindiums gestatten würde. Aus diesem Grund und auch weil die Föderation
tatsächlich
andere dringende Aufgaben für ihr diplomatisches Korps hat, beschloss ich, dass dieser Vorgang entweder beschleunigt oder abgebrochen werden musste. Wenn Botschafterin Tren uns also innerhalb der nächsten Tage keinen guten Grund liefert, warum wir die Gespräche wiederaufnehmen sollten, ist diese Angelegenheit erledigt, Mister Spock. Und Sie werden Orelte verlassen.« Sie nippte wieder an ihrem Getränk und fügte hinzu: »Aber Jalira wird die Gespräche fortsetzen wollen, und so werden wir in der Lage sein, innerhalb kürzester Zeit zu einer Einigung zu kommen.«
»Das«, bemerkte Spock, »scheint mir eine arrogante Spekulation zu sein.«
»Oh, das sehe ich anders«, entgegnete Tremontaine. Nichts in ihren Worten deutete darauf hin, dass sie Spocks Einschätzung als beleidigend empfunden hatte. Sie ging um das Sofa herum, nahm wieder Platz und stellte die Tasse auf dem Tisch ab. »Spekulation ist die Bildung eines Urteils, das auf unvollständigen Informationen beruht. Das ist hier jedoch nicht der Fall. Mir liegen Ihre Berichte des Gipfeltreffens vor, und ich kann auf mein eigenes Wissen und meine Erfahrung mit den Frunalianern sowie mit Botschafterin Tren zurückgreifen. Ich entschied mich nicht aufgrund von Spekulationen für meine Vorgehensweise, sondern aufgrund rationaler Schlussfolgerungen. Und was die Arroganz betrifft, die Sie mir vorwerfen, nun, ich fühle mich momentan zwar nicht besonders selbstgefällig, aber ich akzeptiere Ihre Feststellung. Glücklicherweise ist das für den Erfolg oder Misserfolg unserer Mission nicht von Belang.«
Spock starrte Tremontaine an und versuchte, sie einzuschätzen. Sie sprach nicht vollkommen emotionslos, behielt aber eine Nüchternheit bei, die er sowohl überzeugend als auch beeindruckend fand. Was er zuerst als Arroganz angesehen hatte, schätzte er jetzt als Selbstsicherheit ein. Grund dafür war die Logik, die sie zu ihren Schlussfolgerungen führte. Dennoch hatte sie eigenmächtig gehandelt,
Weitere Kostenlose Bücher