ST - TOS 102: Feuertaufe: Spock - Das Feuer und die Rose
Sie drehte sich herum, um ihn anzusehen. Kirk wollte gerade antworten, da stellte Edith schon die nächste Frage. »Haben Sie was Verbotenes getan? Haben Sie vor etwas Angst?«
Er blickte ihr tief in die Augen und sah darin eine so aufrichtige Sorge – Sorge um
ihn
–, wie er sie noch nie zuvor in den Augen einer Person gesehen hatte. Sie legte eine Hand auf seinen Arm und sagte: »Was immer los ist, ich möchte Ihnen helfen.«
Die Worte hallten in seinem Inneren nach. Kirks Mutter hatte bereits früh die Liebe zu Büchern in ihm geweckt, und schon sein ganzes bewusstes Leben lang fand er Freude am Lesen. Edith’ Worte erinnerten ihn an eines seiner Lieblingswerke. Er legte einen Arm um sie, und sie gingen weiter. »‚Lass mich helfen‘«, begann er. »In ungefähr hundert Jahren, glaube ich, wird ein bekannter Autor einen Klassiker über dieses Thema schreiben.« Er spürte, dass auch sie nun den Arm um ihn gelegt hatte. »Er wird sagen, dass diese drei Worte mehr Bedeutung haben als ‚Ich liebe dich‘.«
Edith blieb stehen und schaute ihn erneut an. Ein verschmitztes Lächeln umspielte ihre Lippen. »In hundert Jahren?«, sagte sie. »Wie heißt er? Woher ist er gekommen ... ich meine, woher
wird
er kommen?«
»Darf ich auf eine kluge Frage eine dumme Antwort geben?«, fragte Kirk.
»Ja.«
Er schaute in den Sternenhimmel und entdeckte gleich die gesuchte Sternenformation. »Von einem Planeten«, sagte er und deutete hinauf, »der dort oben diesen Stern umkreist, im Gürtel des Orion. Sehen Sie?«
Während Edith ihren Blick in Richtung der Sterne hob, ließ Jim seinen Arm sinken und sah sie an. Ein paar Sekunden später, wandte sie sich ihm zu. Langsam kamen sie sich näher, und ihre Lippen berührten sich, warm und sanft und liebevoll.
Als sie sich voneinander lösten, fiel ihm wieder ihre Schönheit auf. Gleichzeitig erkannte er seine Dummheit. Wenn er seine Mission erfüllte, würde er diesen Ort und diese Zeit verlassen und dorthin zurückkehren, wohin Edith ihm nicht folgen konnte. Er wusste, dass er sie nicht lieben durfte, dass er das Ganze auf der Stelle beenden und sich abwenden sollte, ohne einen Blick zurückzuwerfen.
Stattdessen küsste er sie noch einmal.
Nach Wochen der Anstrengung und mit der Unterstützung von Mister McKennas Werkzeugen war es Spock schließlich gelungen, einen Computer mit einem primitiven Datenverarbeitungssystem zu bauen. Er hatte ihn gerade eingeschaltet und suchte nun einerseits nach Hinweisen auf den Namen Leonard McCoy in verschiedenen Kombinationen und andererseits nach Abweichungen in den Aufzeichnungen zwischen den beiden Zeitlinien. Um die zu durchsuchende Anzahl von Einträgen möglichst klein zu halten, hatte Spock die Suche auf das Kalenderjahr 1930 beschränkt. Nun zeigte das Gerät an, dass eine relevante Information vorlag.
Spock setzte sich auf einen Stuhl, den er in der Mitte des Raumes platziert hatte. Vor ihm stand einer der Nachttische, auf dem der Trikorder lag. Im ganzen Raum, auf beiden Betten, auf dem niedrigen Schrank und auf dem Tisch summte und knisterte es, während die elektronischen Komponenten eine Aufgabe erfüllten, für die sie nicht hergestellt worden waren.
Auf dem kleinen Bildschirm des Trikorders erkannte Spock eine Auflistung verschiedener Daten, die jeweils mit DATEI gekennzeichnet waren. Da er wusste, dass die einzelnen Dateien chronologisch sortiert waren, öffnete er die erste. Kurz erschien die Abbildung einer Zeitung auf dem Bildschirm, verschwand dann jedoch sofort wieder. Spock betätigte einen Kontrollschalter, schaltete den Bildschirm aus und griff nach einem von McKennas Werkzeugen. Dann machte er sich an einem Monitor zu schaffen, den er auf dem Trikorder angebracht hatte. Er stellte den Bildschirm neu ein und schaltete ihn wieder an. Einen Augenblick später tauchte das Bild wieder auf.
Es handelte sich tatsächlich um die Abbildung einer Zeitung. Unerwartet erschien ein Bild von Edith Keeler, ihr Name stand in Großbuchstaben darunter. Die Schlagzeile darüber lautete: S OZIALARBEITERIN G ETÖTET. Aus den ersten Zeilen ihres Nachrufs war zu entnehmen, dass sie in einen Verkehrsunfall verwickelt worden war.
Eine ganze Reihe von Emotionen stieg in Spock auf. Zunächst tendierte er zu Ungläubigkeit, selbst als ihm klar wurde, dass dies einen Unterschied zu den Ereignissen der anderen Zeitlinie darstellte. Diese Erkenntnis stützte Spocks Theorie, dass er und der Captain sich tatsächlich etwa am selben Punkt in
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