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Staatsverschuldung

Staatsverschuldung

Titel: Staatsverschuldung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aloys Hanno u Prinz Beck
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Einzelschuldbuchkonten der Anleger. Dadurch können Privatanleger und Institutionen viele Wertpapiere des Bundes gebührenfrei erwerben und kostenfrei verwalten lassen. Der gebührenfreie Erwerb sowie die kostenlose Verwaltung der Anleihen machen den Eintrag ins Schuldenbuch auch für Kleinanleger attraktiv.
    Die dritte Säule im Schuldenmanagement des Bundes ist die Deutsche Bundesbank. Sie erbringt verschiedene Bankdienstleistungen für den Bund. Unter anderem stellt sie die technische Plattform, auf der die Bundesanleihen im Rahmen von Auktionen verkauft werden. Bei diesen Auktionen bietet der Bund ein vorher bekannt gegebenes Volumen von Wertpapieren einer bestimmten Laufzeit an – dies wird als
Emission am Primärmarkt
(also Verkauf aus erster Hand) bezeichnet. Die Auktionsteilnehmer sind Banken, die als «Bietergruppe Bundesemissionen» bezeichnet werden und Kaufkurse für die angebotenen Wertpapiere bieten können. Am Ende der Auktion erfolgt die Zuteilung der Wertpapiere an diejenigen Bieter, die die höchsten Kurse geboten haben, jeweils zum gebotenen Kurs. Wer «Billigst» geboten hat (also den niedrigsten Kurs haben möchte), bekommt die Papiere zum Durchschnittskurs. Die Höhe des zugeteilten Volumens weicht in der Regel vom Gesamtangebot ab, da die Finanzagentur einen Teil der Emission – in der Regel etwa 18 bis 20 Prozent – anschließend selbst auf dem Kapitalmarkt, dem
Sekundärmarkt,
verkauft, wo die Anleihen nach der Emission gehandelt werden. Im Jahr 2010 gab es 73 Auktionen von Bundeswertpapieren.
    Gekauft werden diese Anleihen von Banken, Brokern (professionellen Wertpapierhändlern), Pensionsfonds (Institutionen, die sich um die Altersvorsorgevermögen ihrer Mitglieder kümmern), Versicherungen, Vermögensverwaltern (die ihren Kunden eine professionelle Verwaltung ihrer Ersparnisse anbieten, also beispielsweise Fondsanbieter) sowie Hedgefonds (stark spezialisierte Vermögensverwalter für in der Regel gehobene Ansprüche).
6. Die Rating-Agenturen
    Eine weitere wichtige institutionelle Besonderheit des Finanzmarktes sind die Rating-Agenturen. Bei ihnen handelt es sich um private Finanzdienstleister, die systematisch Informationen über Länder-, Branchen- und Unternehmensrisiken sammeln und diese an Hand vergleichbarer Kriterien bewerten. Sie verdichten die gesammelten Informationen über einen Emittenten (also z.B. den Staat, der die Wertpapiere begibt) oder eine Emission (ein einzelnes Wertpapier, das der Staat begibt) zu Urteilen über die Einstufungen hinsichtlich der jeweiligen Ausfallrisiken. Rating-Agenturen vergeben demnach eine Note für das Risiko, dass der Käufer einer Anleihe sein Geld nicht zurückerhält. Diese Einstufungen werden von den drei großen Rating-Agenturen Moody's, Standard & Poor's und Fitch mit Hilfe von Buchstabenkombinationen signalisiert, die von AAA (höchste Bonität) bis hin zu C (sehr große Gefahr des Zahlungsverzugs) oder D (Zahlungsverzug) reichen.
    Diese Ratings haben auch rechtliche Relevanz: Banken und Wertpapierhändler sind gesetzlich verpflichtet, umso mehr Eigenkapitalvorsorge zu treffen, je niedriger die Bonität der Papiere ist, die sie halten. Es gibt zudem eine Fülle weiterer rechtlicher Vereinfachungen und Erleichterungen, wenn Wertpapiere von Agenturen positiv bewertet worden sind. Für Vermögensverwalter bietet die Investition in Papiere mit guter Bonität Rechtsschutz, weil dadurch ihre rechtlich erforderte Sorgfaltspflicht als erfüllt gilt. Jedenfalls kann ein hoher Anteil solcher Papiere vor dem Vorwurf schützen, das von den Kunden anvertraute Geld zu riskant investiert zu haben[ 8 ].
    Für verschuldete Staaten haben die Ratings eine unmittelbare Bedeutung, da sich Banken sowie institutionelle und private Anleger bei der Auswahl ihrer Investments an diesen Ratings orientieren. Von Staaten mit einem schlechten Rating verlangen sie höhere Zinsen als Risikoprämie, wie weiter oben bereits erläutert. Sinkt also das Rating eines Landes, muss es Investoren höhere Zinsen bieten, damit diese auch weiterhin dem betreffenden Land Geld leihen – das kann sich je nach der Höhe der Kredite, die man aufnehmen will, rasch zu vielen Millionen Euro Mehrkosten für die Verschuldung aufsummieren.
    Die Rating-Agenturen sind ein wichtiger Bestandteil moderner Kapitalmärkte, aber sie sind umstritten. Ihnen wird eine Mitverantwortung an der Finanzkrise 2008 zugeschrieben, da sie hochriskante und sehr komplizierte Wertpapierkonstruktionen privater

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