Stadt Aus Blut
Island. Könnte interessant werden. Die Unabhängigen verjagen, einen eigenen Clan gründen. Sich einen Namen machen. Der Boss sein. Aber das dauert lange und bringt ein hohes Risiko mit sich. Ein sehr hohes Risiko. Und ich bin noch nicht bereit, dieses Risiko einzugehen.
Oder ich könnte mich der Enklave anschließen, wie es Daniel vorgeschlagen hat. Mein Schicksal und meine Natur akzeptieren. Lernen, wie man das Vyrus beherrscht. Ein Leben voller Disziplin. Und wenn es dann so weit ist, soll das Vyrus die Kontrolle übernehmen, und ich werde sehen, wo es mich hinbringt. Vielleicht überlebe ich. Daniel ist überzeugt davon. Aber Daniel ist verrückt. Er stirbt. Und ich bin kein Messias.
Amanda Horde weiß das.
Außerdem ist in allen diesen Alternativen kein Platz für Evie.
Die Band spielt »Silver Dagger«. Ich beobachte Evie, wie sie Bierflaschen öffnet. Ab und zu winkt sie mir zu oder kommt rüber und flüstert mir was Lustiges ins Ohr.
Wenn ich mein Leben so betrachte, mag es ein paar gravierende Mängel aufweisen. Aber es ist mein Leben. Jeden Tag komme ich dem Abgrund ein Stück näher. Und eines Tages falle ich einfach runter.
So ist das nun mal.
Warum sollte sich mein Leben auch großartig von dem anderer Leute unterscheiden?
AUS DER JOE-PITT-BIBEL:
Ein kurzes Kompendium über die Welt von Stadt aus Blut:
DIE STADT:
Joe Pitt lebt in einem düsteren Post-9/11-Manhattan. Die ganze Stadt ist überzeichnet: Die schmutzigen Viertel sind schmutziger, die Reichen reicher, die Politik ist intriganter, die Cops sind wie der Rest der Bevölkerung entweder korrupt oder leicht zu kaufen und fast jeder hat mindestens eine Leiche im Keller und einen fiesen Plan, den er verfolgt. In dieser Stadt existieren das Bizarre, das Übernatürliche und das Metaphysische nebeneinander und spielen wichtige, wenn auch versteckte Rollen. Und das wichtigste übernatürliche Element ist das Vyrus.
DAS VYRUS:
Seine Herkunft ist unbekannt. Die meisten Leute wissen von ihm so wenig wie von der ganzen Vampyrgemeinschaft. Innerhalb dieser Gemeinschaft ist das Vyrus natürlich Gesprächsthema Nummer eins. Viele, unter ihnen auch Joe Pitt, glauben, dass das Vyrus einfach nur ein natürlicher, wenn auch bizarrer Organismus ist, der durch das Blut übertragen wird.
Manche Vampyre meinen, dass das Vyrus einen anderen Ursprung hat: dass es entweder ein Fluch ist, etwas Übernatürliches, die Strafe Gottes, eine außer Kontrolle geratene Biowaffe des Militärs, Dämonenbesessenheit oder die nächste Stufe der Evolution. Mit Sicherheit lässt sich nur sagen, dass das Vyrus die Ausschüttung von Adrenalin, Serotonin, Dopamin und einer ganzen Reihe anderer Chemikalien und Enzyme begünstigt, um seinen Wirt kräftiger, schneller und ausdauernder zu machen und seine Wahrnehmungsfähigkeit zu verstärken. Kurz gesagt: ihn in ein Raubtier verwandelt, damit er bessere Chancen hat, das Vyrus mit frischem Blut zu versorgen. Außerdem greift das Vyrus alle konventionellen Viren an und vernichtet sie, genau wie jede Form natürlicher oder künstlicher Gifte. Solange das Vyrus regelmäßig Blut bekommt, wird es wachsen und gedeihen und die Zellen des Wirts langsam durch seine eigenen ersetzen. Wunden verheilen in kürzester Zeit, der Alterungsprozess verlangsamt sich. Jeden zweiten Tag ein halber Liter Blut reicht aus, um den Wirt gesund und kräftig zu erhalten. Je mehr Blut er konsumiert, umso mehr profitiert er von den Gaben des Vyrus. Anzumerken ist natürlich, dass Blut allein zum Überleben nicht ausreicht. Ein Vampyr muss auch feste Nahrung in nicht unbeträchtlichen Mengen zu sich nehmen, um seinen Metabolismus, der ständig auf Hochtouren läuft, versorgen zu können.
VAMPYRE:
Vampyre sind alle diejenigen, die mit dem Vyrus infiziert wurden. Sie müssen sich mit seinen Vor- und Nachteilen abgeben, ihre Persönlichkeit verändert sich jedoch nicht. Soll heißen: Sie werden nicht plötzlich abgrundtief böse oder auf irgendeine Weise dämonisch. Trotzdem ist es nicht ungewöhnlich, dass manche Vampyre wegen ihrer großen Stärke und dem Bedürfnis nach Blut größenwahnsinnig werden. Jeder Vampyr, der es schafft, länger zu überleben, wird früher oder später dem Leben normaler Menschen nicht mehr viel Wert beimessen. Aber die individuelle Reaktion auf die Infektion variiert von Fall zu Fall.
Das Vyrus treibt die Infizierten dazu, auf die Jagd nach Blut zu gehen. Wer damit nicht klarkommt, begeht in der Regel nach
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