Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stadt ohne Namen

Stadt ohne Namen

Titel: Stadt ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H.P. Lovecraft
Vom Netzwerk:
daranmachte, den Keller des gemiedenen Hauses selbst mit erneuter und erregter Genauigkeit zu untersuchen.
    Die Roulets, so schien es, waren 1696 von East Greenwich gekommen, am Westufer der Narrangasett−Bay herunter. Sie waren Hugenotten und stammten aus Caude und waren auf großen Widerstand gestoßen, bevor die Leute des Magistrats von Provi−dence ihnen erlaubten, sich in der Stadt niederzulassen.
    Unbeliebtheit hatte sie in East Greenwich verfolgt, wohin sie 1686 nach der Aufhebung des Edikts von Nantes gekommen waren, und das Gerücht besagte, die Ursache der Unbeliebtheit ginge über bloße Rassen− und Nationalvorurteile oder über die Landstreitigkeiten, die andere französische Siedler mit den englischen in Rivalität verstrickten, die nicht einmal Gouverneur Andros unterdrücken konnte hinaus. Aber ihr eifriger Protestantismus, zu eifrig, wie manche flüsterten − und wegen ihrer sichtbaren Notlage, als man sie aus der Gemeinde buchstäblich vertrieben hatte, hatte man ihnen Asyl gewährt; und der dunkle Etienne Roulet, der weniger zur Landwirtschaft denn zum Lesen merkwürdiger Bücher und zum Zeichnen komischer Diagramme taugte, bekam einen Posten als Schreiber im Lagerhaus von Pardon Tillingshasts Werft, weit unten südlich in de Town Street. Es gab indessen später irgendeine Ar von Aufruhr − vielleicht vierzig Jahre später, nach dem Tod des alten Roulet − und niemand hat von der Familie später noch etwas gehört. Es schien so, als hätte 140
    man sich der Roulets über ein Jahrhundert und länger gut erinnert und sie häufig als farbige Unterbrechung des ruhigen Lebens in diesem New−England−Hafen diskutiert. Etiennes Sohn Paul, ein mürrischer Bursche, dessen unruhige Lebensführung vielleicht den Aufstand provozierte, der die Familie auslöschte, war in besonderem Maße ein Quelle von Vermutungen, und obwohl Providence nie die Hexenpanik seiner puritanischen Nachbarn teilte, wurde von alten Frauen häufig angedeut, daß seine Gebete weder zur rechten Zeit gesprochen
    noch auf das richtige Objekt gerichtet waren. All dies hatte unzweifelhaft die Grundlage der Geschichte gebildet, welche der alten Maria Robbins bekannt war.
    Was für eine Beziehung es zu den in französisch geführten irren Reden der Rhoby Harris und denen anderer Bewohner des gemiedenen Hauses hatte, konnte nur die Phantasie oder künftige Entdeckungen entscheiden. Ich fragte mich, wie vielen von denen, die die Geschichte kannten, dieses zusätzliche Bindeglied mit dem Schrecklichen bekannt war, die meine ausgedehnte Lektüre mir zugänglich gemacht hatte; diesem schicksalsträchtigen Detail in den Annalen morbiden Grauens, das von der Kreatur Jaques Roulet aus Caude berichtet, der im Jahre 1598 als Hexenmeister zum Tode verurteilt worden war, den aber später das Pariser Parlament vor dem Scheiterhaufen rettete und ihn in ein Irrenhaus sperrte. Er war mit Blut und Fleischfetzen bedeckt in einem Wald gefunden worden, kurz nachdem Wölfe einen Knaben getötet und zerrissen hatten. Man hatte gesehen, wie einer der Wölfe unverletzt davonlief. Sicher eine hübsche Erzählung am Kamin, mit einer merkwürdigen Bedeutsamkeit bezüglich des Namens und Ortes, aber ich entschied, daß der Klatsch in Providence nicht allgemein davon gewußt haben konnte. Hätten sie es gewußt, die zufällige Namensgleichheit hätte drastische und schreckliche Handlungen nach sich gezogen − oder könnte nicht tatsächlich das Flüstern einiger weniger den endgültigen Aufstand ausgelöst haben, der die Roulets in der Stadt auslöschte?
    Ich besuchte von jetzt an den verfluchten Ort mit größerer Häufigkeit, studierte die krankhafte Vegetation des Gartens, untersuchte alle Mauern des Gebäudes und schaute mir jeden Zoll des festgestampften Kellerbodens genau an.
    Schließlich ließ ich mit Carrington Harris' Erlaubnis für die unbenutzte Tür, die vom Keller direkt auf die Benefit Street hinausführt, einen Schlüssel anfertigen, da ich es vorzog, einen unmittelbareren Zugang zur Außenwelt zu haben, als ihn mir die dunkle Stiege, die Diele im Parterre und die Eingangstür bieten konnten. Dort, wo die krankhafte Ausstrahlung am stärksten war, suchte ich und schnüffelte ich an langen Nachmittagen herum, während das Sonnenlicht durch die spinnweben−behangene, über dem Boden gelegene Tür hereinströmte, wo ich mich nur wenige Fuß von dem friedlichen Bürgersteig draußen befand. Meine Anstrengungen wurden durch nichts Neues belohnt

Weitere Kostenlose Bücher